17. Blutsschwur

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17.1 (Julia)

Ich lief in Serins Zimmer unruhig auf und ab unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Tanten saßen auf dem großen Sofa vor dem Kamin und nahmen ihre Unterhaltung wieder auf, die sie unterbrochen hatten. Meine Mutter und Yasmin standen am Fenster und beobachteten das Geschehen vor dem Schloss. Sarah kam zu mir und nahm mich in ihre Arme. Mir wollten die Bilder von Darius leblosen Körper, der auf dem Boden lag einfach nicht aus dem Kopf gehen, sie wechselten sich mit den Bildern ab, die ich schon längst verdrängt hatte. Sarah drückte mich enger an sich, als ich wieder anfing zu zittern. Die einst so starke und selbstbewusste Julia, war eine vorerst gebrochene Frau. Doch ich wusste eine Sache, die mir helfen konnte und das war Gabriels nähe und sein Blut.

„Oh, Romanos Krieger und Magnus greifen mit ein.", kam es von meiner Mutter. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und sah sie an. „Gabriel?", fragte ich sie, doch sie schüttelte den Kopf. Gott sei Dank.

Die Tür ging auf und ich blickte erwartungsvoll in ihre Richtung. Meine Großmutter betrat den Raum und sah mich mit einem müden Blick an. Ich löste mich aus Sarahs Umarmung und lief auf sie zu. „Darius, ist er ...", setzte ich an, konnte die Frage aber nicht aussprechen. „Nein, er lebt. Aber es war sehr knapp. Darius hat sehr viel Blut verloren."

Erleichterung durchfuhr mich. Er lebte. Ich wusste nicht, was ich getan hätte, hätte er es nicht überlebt. Darius ist in den letzten vier Jahren einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Ich warf mich in Serins Arme, glücklich darüber, dass es ihm gut ging.

„Oh, sie haben ihn! Magnus hat Presus gerade niedergeschlagen und seine Männer haben ihn gefangen genommen.", schrie meine Mutter etwas hysterisch. Wir alle richteten unsere Blicke auf sie und rannten zum Fenster. "Was glaubst du, haben sie mit ihm vor?", fragte Yasmin neugierig. "Es gibt nur eine Sache, die ich mir denken kann.", kam es von Senna und wir drehten uns alle zu ihr um. "Er hat sich gegen seinen König und dessen Familie gestellt. Er hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben und ich denke mein Bruder wird es nicht so einfach hin nehmen."

"Mein Sohn genauso wenig. Wenn es stimmt, was die anderen sagen, hat er uns sogar an Luzifer verraten.", warf Maja ein. Ich sah Gabriels Mutter fragend an. "Wie meinst du das?", fragte ich sie. Maja sah mich unschlüssig an, ob sie mir sagen sollte was sie weiß. Doch ich ließ nicht locker und blickte sie herausfordernd an. Sie seufzte und schüttelte resigniert den Kopf. "Na schön. Du bist ja genauso schlimm wie dein Vater. Es geht das Gerücht um, dass Presus bei deiner Entführung die Finger im Spiel hatte. Mehr weiß ich nicht." Ich konnte nicht glauben, was sie sagte, doch dann kam mir wieder seine Reaktion bei dem Ball in den Sinn. Den hasserfüllten Blick, den er mir zuwarf, als ich seine Tochter erwähnte und der Gewaltausbruch mir gegenüber. Was brachte es ihm, meine Familie und mich unserem Feind aus zu liefern? Wenn mein Vater und Gabriel sterben und ich zu einem von ihnen werde, bringt es ihm gar nichts, denn er wird genauso zu einem vollwertigen Vampir. Senna sah mir in die Augen, ich wusste, dass sie meine Gedanken sehen konnte, denn sie nickte mir zustimmend zu.

Nach einer Weile klopfte es vorsichtig an der Tür und Gabriel trat ein. Er kam ohne auf die anderen zu achten auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Ich konnte seine Verzweiflung darin spüren und drückte ihn näher an mich. Die Vision, die ich vor mir sah waren wie ein Schlag ins Gesicht und ließen mich erstarren.

Blut, da war überall Blut, an meinen Händen, auf meinen Kleidern und auf dem Boden, doch es war nicht meins, das ich sah. Vor mir auf dem Boden lag Gabriel, eine tiefe Wunde war an der Stelle, wo sein Herz sein sollte. Ich fiel auf die Knie und versuchte seine Wunden zu heilen, doch nichts geschah. Er war tot. Voller Zorn sah ich auf und blickte in Luzifers roten Augen, die mich fast belustigt ansahen. Er ging einen Schritt auf die Seite und gab den Blick auf meinen Vater frei, der zwischen zwei Dämonen kniete, die Hände auf den Rücken zusammen gebunden und seine Kehle entblößt. Luzifer ging breit grinsend zu ihm und schnitt ihm mit einem Messer die Kehle auf. "Jetzt bist du mein.", hörte ich Luzifers Stimme. Ohne Vorwarnung packte er mich am Arm und zog mich an sich heran, nur um von mir zu trinken und sein Gift in mich hinein zu pumpen. Durch den Tod meiner Familie war ich so betäubt, das ich mein wahres Wesen nicht zurück halten konnte und mich verwandelte.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt