Wer bin ich noch, wenn ich mich als jemand ausgebe, der ich nicht bin?
Derjenige, der mit mir in der Zelle gewesen war, schien -zu meinem Glück- ziemlich offen zu sein. Aber an diesen Namen Mic Ayano musste ich mich schnellstmöglich gewöhnen. Es würde auffallen, wenn ich nicht reagierte, wenn mich jemand mit diesem Namen ansprach oder wenn ich einen Moment brauchte um meinen Namen nennen zu können. Wer wusste schon seinen eigenen Namen nicht?
Mit den Rebellen sollte man nicht reden, wenn einem sein Leben etwas wert ist? Wie meinte mein Retter das? Und vor allem: Was war so gefährliches an den Rebellen? Sie waren doch einfach nur Menschen, oder? Gegen was rebellierten sie? Ich hatte noch nie zuvor von ihnen gehört. Ich wusste rein gar nichts über sie und auch Mic hatte mir nie von ihnen erzählt. Warum hatte mein Vater über diese Rebellen geschwiegen?
Die berühmte Kälte des Löwen? Von was sprach der Mann?
Ich war ohnehin eine neugierige Person, aber momentan schwirrte mein Kopf regelrecht vor unbeantworteten Fragen. Ich brauchte dringend wenigstens ein paar Antworten.
Als mein Retter davon sprach, dass heute einer der Rekruten beinahe erstochen worden wäre, lief es mir kalt den Rücken herunter. Er klang so, als wäre das nichts ungewöhnliches. Wie konnte Mord etwas so normales sein, dass dem keine wichtigere Bedeutung zugemessen würde? Was stimmte nur nicht mit dieser Stadt? Was war passiert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war?
Dennoch- ich musste zugeben, dass mich das ganze auch neugierig machte. Wenn ich schon hier war und ein ganz neues Leben für ein paar Wochen anfing, konnte ich doch auch etwas ganz Verrücktes und Neues wagen, oder? Mein Retter warf mir einen Blick zu, welcher irgendwie nahezu misstrauisch wirkte. Als er seine Meinung äußerte, verschränkte ich meine Arme und folgte ihm einfach.
"Du kennst mich nicht- wie kommst du also dazu meinen Mut einzuschätzen?", fragte ich ernst. "Ich erlaube dir ein Urteil über mich, sobald du mich besser kennst, aber nicht jetzt. Keiner, der mich nicht kennt, darf ein Urteil über mich fällen!" Ich funkelte ihn an. "Ich wurde in eine Situation hineingeworfen in welcher ich mich nicht auskannte- ich wusste nicht, warum ich verhaftet wurde. Ich habe zuvor noch nie von euch Rebellen gehört... Und ich war überfordert... ich habe zuvor als Nachtwächter gearbeitet, aber meinen Job verloren und stehe nun vor dem Nichts..."
Das Letzte hatte ich einfach schnell erfunden- ich war ein ziemlich guter und glaubhafter Lügner- sonst hätte ich mich wohl auch nicht auf das ganze hier einlassen können. Vielleicht würde sich mir so die Gelegenheit bieten mich diesen Rebellen anzuschließen und mehr über diese herauszufinden.
"Dies sind die Gründe, warum ich erst einmal abgewartet hatte. Nach meinem Anhörung hätte ich schon eine Möglichkeit gefunden zu entkommen. Aber warum sollte ich unnötige Energie damit verschwenden, wenn ich vielleicht ohnehin die Möglichkeit hätte haben können, freizukommen, da sich herausgestellt hätte, dass ich unschuldig bin..." Ich blickte meinen Retter leicht herausfordernd an. "Wie ist eigentlich dein Name? Und warum wirst du als Löwe bezeichnet?" Meine Neugier hatte über mich gesiegt. Das war alles so neu, ich wollte so viel mehr erfahren.
Es war mir egal, inwiefern die Rebellen vielleicht eine Bedrohung für mich darstellen würden. Es war mir gerade egal, wer ich wirklich war. Ich wollte einfach nur mit einem neuen Leben starten und etwas erleben. Ein kleines Abenteuer. Ich würde es ja jederzeit wieder beenden können.
Dachte ich zumindest.
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...