Als Mic seinen Verband abnahm war ich schon etwas überrascht, dass die Wunde harmloser war, ich dachte. Der Verband war so blutgetränkt gewesen, dass ich mit etwas größerem, schlimmeren gerechnet hatte. Mic blickte mich sogar etwas besserwisserisch an, nachdem er die Wunde entblößt hatte.
"Stimmt", sagte Helin, die das Brot zur Seite gelegt hatte," es ist keine große Wunde und dank deines improvisierten Verbands wurde die Wunde auch nicht schmutzig oder so. Das ist schon mal gut." Sie trat etwas Näher an Mic heran und nahm seinen Arm um die Wunde noch etwas besser sehen zu können. Helins Augen waren auf Entfernung nicht gerade die besten, aber sie weigerte sich stetz eine Brille zu kaufen, weil wir das nötige Geld auch besser benutzten konnten.
"Dennoch werde ich die Wunde desinfizieren und dir einen richtigen Verband geben, damit es sich nicht doch noch entzündet. Ich werde dir auch noch extra Verbandszeug geben, damit du nicht alle paar Tage für einen neuen Verband herkommen musst." erklärte sie etwas in Gedanken versunken. Danach trat sie wieder etwas zurück und betrachtete Mic etwas ehe ihr Blick zu mir wanderte."Ich hol mein Zeug, aber würdest du ihm bitte ein neues Oberteil geben? Er sollte schließlich nicht immer in diesem blutverschmierten, leicht kaputten Teil rum laufen. Etwas von dir dürfte zwar etwas groß sein, aber ist vermutlich besser als etwas von mir oder das was er gerade trägt. Wo hast du außerdem der Alkohol von gestern hin gestellt?"
Sie hatte die Angewohnheit alle wie Freunde oder gar Geschwister zu behandeln, von daher überraschte mich ihre Bitte nicht."Mach ich und er ist wo er bei dem anderen Alkohol, wo er hin gehört."
Während ich also in unser kleines Schlafzimmer ging hörte ich, wie Helin sich erst noch richtig vorstellte und Mic dann auffordert sich hin zu setzten.
Ich fand in meinem kleinen Kleiderhaufen tatsächlich ein altes Shirt, dass mir eigentlich schon etwas zu klein geworden ist und ich demnach schon seit langem nicht mehr angehabt hatte. Es sah verglichen mit den meisten meiner momentanen Sachen sogar noch recht neu aus. Normalerweise würde ich solche Sachen jemanden anderen geben, den es passte und es braucht. Keine Ahnung, warum das also noch hier rum lag.Ich ging zu Mic und ließ das Shirt neben ihm fallen. "Hier. Ich werde draußen warten. Stell lieber nichts mit meiner Schwester an."
Danach verließ ich wie gesagt die kleine Wohnung. Helin mochte es nicht, wenn ich oder überhaupt irgendjemand ihr beim arbeiten zusah, weshalb ich nur selten im Raum blieb, wenn sie ihrem Beruf nach ging. Draußen lehnte ich mich an die Hauswand und schloss mein Auge, da die Sonne mich sonst blenden würde.
Ich bekam selbst mit geschlossenen Auge mit, dass ein paar Leute zu mir rüber kamen. Dennoch bewegte ich mich kein bisschen. Noch nicht mal mein Auge öffnete ich."Was wollt ihr?" fragte ich wer auch immer mittlerweile wenige Meter von mit entfernt war.
Die höfliche Stimme mit dem Aktzent erkannte ich sofort. "Wir hatten etwas freie Zeit und haben uns dazu entschieden die Stadt etwas zu durchforsten. Dann haben wir Sie gesehn. Ich hoffe wir stören nicht."
"Nein, nein. Ich warte nur, auf einem Rekruten, der gerade verartztet wird. Muss ihm danach etwas rum führen und Sachen erklären."
"Mit dem letzteren können wir Ihnen helfen, schließlich haben Sie mir gestern ziemlich geholfen. Wir stehen so zu sagen in Ihrer Schuld."
"Ich kann das alleine und falls ihr vorhabt mich mit einem Gefallen für meine Hilfe zu bezahlen, spare ich mir ihn lieber für etwas wichtigeres auf."
"Wie sie wollen. Wer ist denn dieser Rekrut? Doch nicht etwas der Junge von gestern, mit dem ich in der selben Zelle war, oder?"
"Tatsächlich ist es genau dieser. Er hat entschieden uns beizutreten. Vielleicht weil ich ihm geholfen habe, aber vermutlich wäre er auch ohne dies uns irgendwann beigetreten, so wie er sich benimmt. Er ist erst vor kurzem in die Stadt gekommen, so wie ihr beiden."
Endlich meldete sich auch Vincent zu Wort, der bis dahin geschwiegen hatte:" Müssen hier selbst Unteroffiziere solche Drecksarbeit verrichten, Sir? Im Norden lassen wir das die etwas Erfahreneren von den Rekruten erledigen."
"Stimmt, seit ich Unteroffizier bin, hatten wir nie mehr solche Aufgaben erledigen müssen."
Endlich öffnete ich mein Auge und blickte in die etwas verwirrten Gesichter der beiden Zwillinge. Sie sahen so aus wie typische Nordlinge mit ihren hellen Haaren, ihrer hellen Haut und ihren blauen Augen. Sie sahen Sirin sogar etwas ähnlich, deren Vater vermutlich ebenfalls aus dem Norden stammte und ihr die blauen Augen und hellere Haut vererbt hatte. Selbst ihre Haare waren schon fast hell genug um es blond zu nennen. Als Kind wurde sie wegen ihrem ungewöhnlichen Aussehen nicht selten gehänselt. Mittlerweile scheint es so als wären ein paar der jüngeren Rebellen, die unter mir dienten, sogar etwas in sie verknallt, eben wegen ihrem Aussehen.
"Normalerweise überlasse ich das auch jemand anderem, der für mich arbeitet, aber mein Vorgesetzter hat verlangt ich würde mich persönlich um ihn kümmern." Es war zwar nicht komplett die Wahrheit, aber es war genug von der Wahrheit. Sie schienen mir zu glauben und Florentin nickte mitleidig.
"Wenn es ein Befehl war, musst du ihm wohl nachkommen."
Ich nickte ebenfalls und fragte daraufhin:" Wolltet ihr mich noch irgendwas fragen?"
"Nein, an sich nicht, Sir. Wir sollten nun gehen, Florentin. Du wolltest schließlich noch..."
"Natürlich, natürlich. Also dann, Löwe, einen schönen Tag Ihnen noch."
Lächelnd verbeugte sich Florentin leicht vor mir zum Abschluss, während Vincent mit versteinerter Miene andeutete zu salutieren. Ich nickte ihnen nur höflich zurück, ehe sie sich wieder von mir entfernten. Kaum waren sie aus meiner Sichtweite, kam Helin schon mit Mic aus der Wohnung.
"Fertig?" fragte ich, woraufhin Helin nickte, "Dann sollte ich mal mit meiner Stadtführung beginnen."
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...