66_Azad

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Er hatte sich auf meinen Schoß gesetzt und selbst wenn ich nicht wusste wie, schlug mein Herz noch stärker und schneller als davor. Seine sanften Hände fuhren unter mein Shirt während er mich mit vielen kleinen Küssen beschenkte. Wie alles heute fühlte es sich so verdammt gut an, obwohl ich noch nicht mal wirklich in der Lage wäre es anderen auch nur ansatzweise wirklich beschreiben zu können, wenn ich es jemals machen müsste.
Wie verdammt noch mal konnte es sich so gut anfühlen? Nicht, dass ich das die antwort nicht kannte, ich wunderte mich eher darüber wie ich mich in Mic so habe verlieben können. Wie konnte es passieren, dass es sich so gut anfühlte, als er leicht in mein Ohrläppchen biss?

"Was ich an dir liebe, mein kleiner Luchs? Da gibt es so vieles. Viel zu vieles um es alles aufzuzählen. Aber ich liebe alles an dir, was ich bisher kennen lernen durfte." flüsterte ich in sein Ohr. Schon seit einiger Zeit hatte ich mein Auge geschlossen und ich wollte es nicht öffnen. Alles was ich wollte war ihn zu fühlen, zu hören und zwischendurch auch mal zu schmecken. Es wäre eine Lüge zu sagen, mich würde es nicht mehr verwirren so über das alles - ihm, uns, meine Gefühle, seine Gefühle - zu denken. Es war noch immer seltsam, aber die vermutlich süßeste Art von Verirrend und Seltsam.
Wie Honig fühlte es sich schon fast in meinem Kopf an. Es klebte und wollte nicht ganz weggehen, selbst wenn ich es versuchen würde, aber es war süß und man konnte fast nie genug bekommen, also will man gar nicht erst, dass es weg geht.

Die Frage, seit wann ich schon begann, konnte ich noch schlechter beantworten als die Frage danach und ich wollte nicht Lügen. Wirklich aufgefallen ist es mir heute, aber war da nicht vielleicht schon vorher was gewesen? War ich deshalb vielleicht gestern so ausgerastet, als er meine Worte falsch verstanden hatte, weil ich ihn eigentlich bei mir haben wollte? Habe ich ihn vielleicht als Schüler aufgenommen, weil er mich unterbewusst schon damals interessiert hat? Habe ich vielleicht deshalb beim Anblick seiner Messerwunde alles so überdacht, weil ich mich schon damals irgendwie um ihn gekümmert hatte? Sollte ich ihm sagen, dass da vermutlich schon was ganz am Anfang gewesen ist, weil er mich interessiert und erstaunt hat, oder sollte ich sagen, dass da bis heute nichts der gleichen war? Beides war vermutlich falsch, aber ich wusste noch nicht mal, was näher an der Wahrheit lag.
"Seit wann hast du denn bemerkt, dass ich dich interessiere", warf ich die Frage dann jedoch an ihn leise zurück und beugte meinen Kopf leicht zu seinen Hals wo ich wiederrum einige kleine, sanfte Küsse platzierte.
Ich wusste irgendwie nicht mehr was dabei schöner war. Selbst so geküsst zu werden oder seine warme, weiche Haut gegen meinen mittlerweile vermutlich heißen Lippen zu spüren.

Zu unser beider Pech hörte ich dann jedoch ein lautes Hüchstel nicht wenige Meter vor mir, wes wegen ich sofort vor mich schaute, wer es überhaupt war. Mic hatte es vermutlich ebenfalls bemerkt.

Höchstens drei Meter vor uns stand die letzte Person, die ich heute noch hätte sehen wollen. Victor. All die Sanftheit und Wärme verschwand augenblicklich, als wäre sie nie da gewesen. Er blickte und mit einem Blick an den ich nicht ganz deuten konnte. Eine Mischung zwischen Belustigung und Wut, aber schnell konnte ich auch zwei Sachen in seinem Ausdruck sehen, die ich noch nie gesehen hatte, Schmerz und Eifersucht. Eifersucht könnte man zwar damit erklären, dass er gedacht hatte, Mic würde sein Schüler werden, aber Schmerz? Er sah tatsächlich so aus, als würde er sich an etwas schmerzvolles erinnern. Alles in einem sah er aber auch anderweitig einfach nur erbärmlich aus. Er hatte offensichtlich was getrunken. Seine Kleidung war ziemlich zerknickt und sein Hemd war ungewöhnlich weit geöffnet, von seiner Jacke fehlte außerdem jede Spur und sein langes Haar war, anders als sonst, komplett offen. Noch dazu schien es als wäre er irgendwo in Dreck gefallen. Er war dreckiger, als ich ihn je gesehen hatte.

"Was willst du?" Meine Wut versuchte ich noch nicht mal zu verstecken, weshalb meine Stimme vermutlich wie ein Schneesturm klang.

"Ich habe euch vor der Bar gesehen und bin euch gefolgt. Eigentlich hätte ich erwarten müssen, dass du auch deinen Schüler irgendwann um deinen Finger wickeln würdest, mein Kater", meinte er, seine Stimme gleichzeitig kalt wie meine und belustigt. "Weiß dein Mic eigentlich irgendetwas über deinen Ruf?" Ich hatte keine Ahnung worauf er damit anspielte.
Vorsichtig bewegte ich Mic dazu von mir runter zu gehen und stand selber auf.
Es war ein Fehler, denn kaum stand ich, hatte sich Victor neben mich gestellt und legte seinen Arm aus irgendeinem Grund um mich. Abesehen von seiner Hand konnte ich jedoch auch noch eine kleine Nadel fühlen, welche an der Stelle wo seine Hand lag, in meine Haut bohrte. Ich wusste sofort was es war und was es bedeutete. Er trug immer mindestens einen Ring, welcher mit tötlichen Giften und einer Injektionsnadel ausgestattet waren. Dass ich diese Nadel nun spürte hieß, dass ich ein Gegengift brauchte und das hieß, dass ich ihm, was auch immer er jetzt tun würde gehorchen musste um dieses Gegengift von ihm zu bekommen. Das wiederrum hieß, dass ich sofort wusste, was er jetzt vor hatte zu tun.
Er würde mit Mic jetzt spielen.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt