Als wir bei dem Badehaus ankamen, war ich überrascht von seiner Größe und der Vielzahl an Menschen, welche sich rings um das Gebäude aufhielten. Dieser Ort wimmelte nur von Leben- ähnlich dem Marktplatz bei Nacht.Apropos Marktplatz: Als wir in eine Vorhalle eintraten, erinnerte mich diese sehr an einen Markt. Zahlreiche Stände waren aufgebaut, an denen die merkwürdigsten Dinge verkauft wurden, aber auch ganz gewöhnliche wie verschiedene Seifen. Eine Vielzahl der Käufer waren weiblich und ich spürte nicht selten einen Blick auf Azad und mir, als wir quer durch die Halle liefen.
Wir beide fielen auf- jeder auf seine Art.
Azad durch diese mysteriöse, bedrohliche, aber auch heiße Aura, die ihn umgab, ich durch meine natürliche, unschuldig wirkende, vermutlich eher niedliche Schönheit.
Die Leute riefen alle durcheinander und es war schwer ein einzelnes Gespräch herauszupicken und diesem zu folgen. Ich versuchte es also gar nicht erst und gelangte mit Azad schließlich vor zwei große Tore, welche sich am anderen Ende des Marktplatzes befanden. Ich nickte, als der Rebell meinte, dass ich noch nie hier gewesen sei und hörte ihm dann aufmerksam zu.
„Ich glaube die andere Seite werde ich auch außerhalb der Öffnungszeiten niemals sehen... sie ist völlig uninteressant für mich", meinte ich mit einem schiefen Grinsen, im Bezug auf meine Sexualität.
Ich folgte dem Löwen durch das Tor und eine weitere Tür, bis wir schließlich in einen großen Raum ankamen. Ich beäugte neugierig die anderen Menschen- allesamt Männer-, welche sich noch hier aufhielten. Sie schienen aus unterschiedlichsten Verhältnissen zu kommen- abgesehen von der Elite und es ließ sich auch kein durchschnittliches Alter ermitteln- Menschen aller Altersgruppen schienen das Badehaus aufzusuchen. Ob es wohl überhaupt andere Möglichkeiten gab um sich hier groß zu waschen?
Ich hörte Azad aufmerksam zu und musste ihm innerlich recht geben. Tatsächlich hatte ich noch niemals einen der Angestellten sich bei uns waschen sehen obwohl sie einen Großteil des Tages auf unserem Anwesen verbrachten. Und trotzdem wirkten sie stets gepflegt und niemals ungewaschen- mein Vater hätte sie sonst vermutlich auch sofort entlassen. Es gab mehr als genug Leute, die für uns arbeiten wollte. Auch wenn die Stadtbewohner- allen voran natürlich die Rebellen- uns verachteten-, so brauchten sie wohl doch das Geld, was wir ihnen zahlten.
Mir fiel ein weiteres Problem auf: Die Angestellten. Zwar dachten sie, dass Mic ich sei und würden somit auf dem Anwesen keinen Verdacht schöpfen, aber wenn sie mir hier in der Stadt begegneten... sie würden mich erkennen.
Vermutlich.
Immerhin trug ich nun heruntergekommene Kleidung. Ich fragte mich nur, ob die Kleidung wirklich das Einzige war, was mich als Sohn der Elite auszeichnete. Die Angestellten kannten mich, seit ich ein kleiner Junge war- wenn sie mich sahen, würden sie bestimmt erkennen, dass ich der wahre Lucien war. In Zukunft würde ich wohl noch besser aufpassen müssen, wer außer mir in der Stadt herumlief. Immerhin würden die Angestellten tagsüber arbeiten und abends, wenn die meisten freihatten, konnte mich das schwache Licht verbergen. Nur drei oder vier der Angestellten wohnten dauerhaft auf unserem Anwesen- sie waren diejenigen, die mich am besten kannten und die mich auch in der Nacht niemals sehen würden.
Unangenehm traf es auf den Punkt. Ich war tatsächlich mehr Privatsphäre gewohnt als Azad jemals ahnen konnte. Langsam und darauf bedacht keinen der Männer zu lange anzublicken, lief ich zu dem Mann mit den Handtüchern hinüber und ließ mir eines davon geben. Da ich mich in der Mitte des Raumes noch beobachteter fühlte, ging ich ganz an den Rand und begann mich mit dem Rücken zu den anderen Männern auszuziehen und schließlich etwas unbeholfen das Handtuch um meine Hüfte zu wickeln. Zuhause hatte ich Badehosen zum Schwimmen- so völlig nackt war etwas neues und nicht gerade angenehmes für mich. Die anderen schienen alle kein Problem damit zu haben, denn sie plauderten zwanglos miteinander, während sie sich entkleideten und in die Tücher hüllten.
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...