54_Azad

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Ich mochte sein Lächeln. Warum dachte ich überhaupt nach, verdammt?

Ich lächelte zurück. Es fühlte sich definitiv seltsam an jemanden anzulächeln, weil dieser andere einen anlächelt. Ich sollte definitiv damit aufhören, aber ich tat es nicht. Er hat mir schließlich gerade gesagt ich wäre ihm wichtig. Es war zwar schon so, dass es nicht wenige gab, die das mal gesagt haben, aber bei den meisten war es ziemlich schnell klar, dass sie gelogen haben. Mic schien zumindest jetzt gerade, nicht zu lügen. Vermutlich würde ich eine Lüge von ihm momentan aber auch nicht wirklich erkennen können, wenn ich schon dabei war sein lächeln zu mögen.

"Du musst dich nicht dafür entschuldigen, Luc. Ich bezweifel, dass es unser letzter Streit war und einen ersten muss es immer geben. Es ist nur gut, dass wir uns so schnell wieder vertragen haben. Du solltest dich aber nicht daran gewöhnen mich so locker zu sehen." Ich lachte, als ich geendet hatte kurz und blickte ihm ein weiteres Mal in die Augen. "Falls es jedoch geht, würde ich versuchen Streit bestmöglich zu vermeiden. Schwerer gesagt als getan ich weiß, aber ich möchte auch nicht mit dir streiten."

Ich lehnte mich daraufhin etwas zurück und schloss, noch immer leicht lächelnd, mein Auge. Das andere blieb wohl oder übel offen, wie immer. Muss vermutlich seltsam aussehen.

"Ich kämpfe mit allem, was ich bekommen kann. Ob meine Fäuste, ein Messer, diese Pistole der Stadtwachen oder ne leere Bierflasche, ich kann in der Regel damit umgehen, wenn auch ich natürlich nicht perfekt im Umgang mit irgendwelchen Waffen bin. Beforzugen tu ich aber einen oder sogar zwei Dolche", erklärte ich und machte mal wieder eine kleine Pause. Noch immer glieb mein Auge geschlossen. Stattdessen genoss ich das kalte Wasser und die nicht-ganz Einsamkeit. Letzteres irgendwie sowohl dadurch, dass ich mit geschlossenen Auge alles um mich herum für einen Moment ausschließen kann, anderseits aber auch, dass ich nun mal gar nicht Einsam war, wie sonst immer.

"Mit Schusswaffen jeglicher Art bin ich nicht besonders gut, weil es dafür schon gut wäre zwei Augen zu haben, aber so ist das Leben nun mal. Ich habe eine Zeit lang außerdem jeden Tag trainiert, aber das wurde immer weniger. Mittlerweile bin ich bei zwei mal pro Woche. Auch wenn ich schon einpaar Kämpfer verloren habe, hast du mich aber gerade vermutlich etwas falsch verstanden. Wenn das ganze so laufen würde, hätte ich meinen Boss schon um seinen Job erleichtert. Was wiederrum zwar auch keine besondere Leistung ist, wenn man beachtet, dass sein einziger Vorteil sein Gewicht ist. Er war mal ein guter Kämpfen, aber sein Alter hat ihn faul gemacht. Mittlerweile würde er vermutlich sogar lieber aufgeben, als überhaupt zu kämpfen."

Ich grinste leicht und öffnete mein Auge wieder, nur um kurz darauf wieder einfach nur in Mics Gesicht zu schauen. Mit diesem Gesicht sah er nicht so aus, wie ein Kämpfer, geschweige denn ein Rebell. Er sah aus wie jemanden der kochen konnte, gerne umarmte und freundlich war. Jemanden der vermutlich nicht allzu viel Selbstvertrauen besaß und Sachen auf sich sitzten ließ, aber dieses letzte war er definitiv nicht.
Er war ein Kämpfer und auch ein Rebell, er hatte selbstvertrauen und ließ nicht viel einfach auf sich sitzten, und dennoch war er schon ein bisschen wie die Person, nach der er aussah.

Ich mochte seine zwei komplett unbeschadeten Augen, so sehr wie sein Lächeln, und ich wollte gar nicht erst die Wahrheit darüber wissen warum.

"Wie stehst du zu Waffen, Luc? Ich weiß, dass du ein Messer besitzt und immer mit dir rum trägst. Würdest du es in einem Kampf benutzten, oder bevorzugst du was anderes und das Messer ist dafür nur ein Ersatz?"

Es war eigentlich eine einfache Frage, konbte aber schon etwas verraten, wenn er nett genug war, mir es wirklich komplett zu beantworten. Schließlich hatte ich es ebenfalls beantwortet und würde er es mir nicht sagen, hätte er einen kleinen Vorteil. In diesem Fall war der Vorteil zwar kleiner, weil ich nur gesagt hatte, was mein Favorit ist, und das noch lange heißt ich würde wirklich damit kämpfen, aber es war mehr als ich über ihn wusste. Außerdem schien sein kämpfen insgesamt irgendwie reiner. Von dem was ich gesehen und gehört hatte, ist sein kämpfen ziemlich unterschiedlich von meinem. Er hatte das Kämpfen von einem Lehrer, während mein Lehrer im Prinzip die Straße war und auf der Straße lernt man weder wirkliche Kampfstile noch gerecht zu kämpfen. Wir beide hatten jeweils einen kleinen Vorteil.

Ich hörte mir seine Antwort an und ehe er noch weiter mich über kämpfen ausquetschen konnte, meinte ich: "Genug dazu. Erzähl mir doch irgdnwas über dich. Du weißt ziemlich viel über mich und kennst sogar meine Schwestern und Victor, aber ich weiß bisher noch nicht mal ansatzweise so viel über dich. Ich weiß, dass du keine Freunde hattest und das du mit deiner Mutter mal hier warst und nach ihrem Tod nie mehr wieder. Ich weiß, dass du  dich von zuhause weggeschlichen hast und, dass auf Männer stehst. Jetzt weiß ich auch noch wie du gerne kämpfst, aber das war alles, wenn ich mich richtig erinnere, dass du mir je über dich erzählt hast."
Ich war wirklich neugierig, selbst wenn mich sowas bisher nur selten wirklich interessiert hat. Um ehrlich zu sein hatte ich vermutlich nie jemanden gefragt, wie ihr Leben bis dahin ausgesehen hat. Meistens hatte es schon eher die anderen genervt, dass ich sie nicht danach fragte, weshalb sie es meist von selbst erzählten. Selbst Victor hatte mir einige Sachen über sich ungefragt ezählt. Andererseits hatte mir Victor lieber einfach so erzählt, als mir dabei auf fragen zu antworten.

"Und wenn du damit fertig bist", sagte ich grinsend," gehen wir endlich, du willst die Rekruten schließlich noch nach mir ausfragen."

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt