Kann ein Mensch tatsächlich so viel Glück im Unglück besitzen? Oder ist alles schon von den Göttern vorherbestimmt?
Azad wirkte ebenso überrascht, wie ich es gewesen war, als ich erwähnte, dass der Mann tot war. Wie viel von meinem Vater steckte in mir? Hatte ich das Aussehen meiner Mutter, aber das Herz meines Vaters vererbt bekommen? Vielleicht hatte das Ganze ja nicht mal wirklich mit der genetischen Vererbung zu tun und mein Vater hatte seine Hände im Spiel gehabt, damit er auch wirklich einen geeigneten Nachfolger zeugen würde. Ich erschauderte bei dem Gedanken, dass vielleicht in meinem Erbgut herumgepfuscht worden war.
Ich hörte schweigend Azad's Monolog zu, während ich mir meine eigenen Gedanken darüber machte. Wirklich verstehen tat ich das Prinzip dieses Decknamens nämlich nicht, weswegen ich meine Gedanken und Zweifel kurz darauf auch äußerte:
"Wenn dein echter Name dafür sorgt, dass deine Freunde und Familie aufgespürt werden können, warum kennen dann so viele deinen echten Namen? Kennt ihn jeder aus der Stadt, bis auf die Wachen? Mir wäre das definitiv zu unsicher..."
Ich zog leicht spöttisch meine Augenbrauen hoch und blickte Azad fragend an.
Ich könnte zusätzlich noch erwähnen, dass ich keine Ahnung hatte, wer zu den Rebellen gehörte und wer nicht und dass man mich zu leicht darüber täuschen konnte, aber ich ließ es lieber bleiben. Er musste mir gegenüber nicht misstrauischer werden, als er vielleicht ohnehin schon war.
"Es mag sein, das man sich einen Decknamen erst verdienen muss, aber wäre es nicht etwas gefährlich für mich, wenn ihr ständig meinen Namen verwendet?", warf ich ein. Nun- Mic Ayano war zwar nicht mein echter Name, aber es würde der Name sein, unter dem ich hier bekannt wurde. Ich war mir nicht wirklich sicher, ob es dann so klug war diesen ständig zu verwenden. Vor allem, da bestimmt die ein oder andere Person wusste, wo Mic Ayano lebte.
Zu meiner Wunde sagte ich nichts, auch wenn der Rebell mit "meiner Aussage", genau den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Sie heilte tatsächlich von alleine schnell genug, aber das würde ich ihm bestimmt nicht auf die Nase binden.
Ich hörte Azad aufmerksam zu, als er meinte, dass ich vom Glück verfolgt sei und danach die ein oder andere Tatsache auflistete. Mehr Informationen für mich, ohne danach überhaupt gefragt zu haben- perfekt. Er war also Unteroffizier? Das lief ja tatsächlich besser als gedacht mit meinem Glück. Wäre ich bei den drei anderen Männern gelandet, hätte es wohl deutlich länger gebraucht, bis ich an nützliche Informationen gelangt wäre. Und beibringen hätten die mir ohnehin nichts können.
Ärztin? Ich war gespannt wie die Ärzte in dieser Stadt aussahen. Ich zweifelte sehr daran, dass sie in die Richtung der Ärzte gingen, welche ich aus der Elite kannte. Vor allem, da wir auch nur selten Verlezungen davontrugen oder krank wurden und so waren die Ärzte eigentlich eher für operative Schönheitseingriffe oder Verbesserungen des Körpers zuständig.
Wir betraten eine Wohnung und eine junge Frau, vermutlich etwas jünger als ich selbst, kam uns entgegen- in ihrer Hand ein Brot.
"Lebensmüden Vollidioten"? Das war also Azad's Beschreibung für mich gewesen... sehr sympathisch... und wirklich professionell. Ich würde ihm schon noch beweisen, dass seine Einschätzung von mir vollkommen falsch war. Immerhin schien ich in seinen Augen kein Feigling mehr zu sein, das war zumindest ein kleiner Fortschritt.
"Hallo, freut mich dich kennenzulernen!", meinte ich mit einem warmen Lächeln zu der jungen Frau und nickte ihr zu. "Ich glaube nicht, dass die Wunde sonderlich schlimm ist, aber Azad hat darauf bestanden dich damit zu belästigen..." Ich verdrehte leicht meine Augen und begann den provisorischen Verband von meinem Arm abzuwickeln.
Der Schnitt, welcher quer über meinen Unterarm verlief, war nun gut zu erkennen. Das Shirt war mit Blut an meiner Wunde festgeklebt gewesen und als ich es abriss, hatte die Wunde wieder leicht zu bluten angefangen. Ansonsten sah sie aber vermutlich wesentlich besser aus, als sie sollte. Sie war nicht entzündet und der Schnitt verlief sauber. Zudem war sie nicht mehr so tief, wie sie vermutlich gestern noch gewesen war- da hatte ich sogar meinen Knochen hindurch sehen können, was nun nicht mehr der Fall war.
Ich warf Azad einen Blick zu, der so viel besagte wie "Siehst du? Ich hatte recht", dann wandte ich mich wieder an seine Schwester. "Ich glaube nicht, dass du da groß was machen musst. Das wird mit der Zeit schon wieder verheilen- so war es bisher immer, wenn ich mich verletzt hatte..."
Ich zuckte leicht mit meinen Schultern, auch wenn das gelogen war. Ich wusste, dass es so war, aber bis auf die Sache mit meinem Auge, hatte ich noch nie ein ernsthaftere Verletzung erlitten.
DU LIEST GERADE
Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...