80_Azad

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Ich hatte beobachten müssen, wie alle Farbe aus seinem Gesicht verschwand und anscheinend auch seine Gefühle mit sich nahm. Dennoch erklärte er sich dazu bereit mit zu machen. Seine Stimme war viel zu monoton, als er auch noch sagte er würde seinen Vater töten. So hatte ich ihn nie erlebt, und ich wollte ihn auch nie so erleben. Es war schrecklich, als er sich erhob und steif die Wohnung verließ.
Natürlich wollte ich ihm sagen, dass mich er es machen musste, aber ich wusste, dass er nicht wollte, das ein anderer erledigt. Wenn es jemand machen würde, dann nur er.

Ich hatte mich erhoben, als er aus der Wohnung gegangen ist. Als ich den kurzen Schrei von ihm gehört hatte, begann mein Herz zu schmerzen. Es würde für ihn eine Hölle werden und auch wenn ich ihm durch diese begleitete, wäre es immer noch für ihn am schlimmsten.

Als dann auch sein Schrei in meinen Kopf verklungen war - ich hatte ihn um einiges länger im Kopf, als er vermutlich gedauert hatte - fiel ich auf den Stuhl zurück.
Ich hatte erwartet er würde wütend auf mich werden, so wie bei unserem Streit, aber ich hatte nicht das erwartet. Irgendwie hatte ich sogar gehofft, dass er meinen Plan ebenso ablehnt, wie ich seinen. Auch mir würde der Plan schließlich einiges abverlangen. Ein Handel mit Victor war nur die Spitze des Eisbergs.

Es dauerte gefühlte Stunden, bevor ich verkraftet hatte, was ich meinem Luchs vermutlich angetan hatte. Endlich stand ich auf und begann alles ab zu räumen und teilweise auch zu waschen. Den Rest des Getreidebreis würde ich an Straßenkinder geben, oder so. War mir in diesem Moment auch ziemlich egal. Ich dachte kaum was, da mir dafür irgendwie die Energie fehlte.
Zudem musste ich ihm irgendwann noch sagen, dass das Abendessen nicht in der Bar war. Vermutlich würde ich ihn heute Abend von da abholen und ihm zum Restaurant bringen, ist schließlich nur ein kleiner Umweg.

Selbst als ich auch damit fertig war den Rest meiner Sachen nahm, die ich bis dahin nicht an mir getragen hatte, was sich eigentlich nur auf das Geld bezog, welches mir Luc gegeben hatte, fühlte ich mich noch immer etwas schuldig.
Das letzte, was ich von Lucien wollte, war seinen Vater töten zu müssen, aber er würdete es vermutlich nicht mal mir überlassen und bisher hatte ich auch keinen anderen Weg finden können. Vermutlich war mein Kopf schon die ganze Zeit an diesen wenigen Wörtern von Lucien hängen geblieben auch wenn ich es versucht hatte auszublenden.

Ich verließ die Wohnung, ohne zu wissen, wie ich abschließen sollte. An sich wäre es dumm, die Tür einfach offen zu lassen, aber was anderes konnte ich anscheinend auch nicht machen. Wenigstens hatte er seine wirklich wertvollen Sachen einigermaßen gut versteckt, sodass nur wenige sie finden würden.
Davon was ich jetzt tun sollte, hatte ich auch keine Ahnung. Natürlich könnte ich die Reste von dem Frühstück verteilen, oder Straßenkinder in die Wohnung einladen, aber dafür fehlten mir vermutlich Momentan nicht nur die Nerven, sondern auch die Motivation.
An Motivation schien es mir aber sowieso zu mangeln. Mir fiel wirklich rein gar nichts ein, was ich jetzt wirklich machen wollen würde, außer vielleicht meinen Luchs irgendwie zu finden und ihn etwas aufzuheitern. Ihm erklären, dass der Plan zu schlecht ist um ihn wirklich durch zu führen. Zu sagen, dass er senen Vater nicht töten muss, da es doch noch einen anderen Weg gäbe. Dafür war es aber vermutlich schon zu spät.
So motiviert ich auch heute aufgewacht bin, so war ich doch unmotivierter als vermutlich jemals zuvor.

Warum zum verdammten Teufel, hatte ich gedacht es wäre eine gute Idee gewesen, Luc von meiner Idee zu erzählen?

Etwas übel gelaunt begann ich dann irgendwann durch die Straßen Richtung meiner Wohnung zu stapfen. Es war ein schöner Tag, keine Frage, aber ich mochte ihn dennoch jetzt schon nicht. Wie wohl das Abendessen sein wird, wenn vermutich weder Luc noch ich jetzt gerade Lust darauf haben, mit dem General zu sprechen? Vermutlich schrecklich.

Ich war manchmal wirklich ein Idiot.

Es dauerte eine Weile bis ich tatsächlich die Tür meiner Wohnung sah und eine Person, von der ich wirklich langsam genug hatte. Victor lehnte, selbstzufrieden grinsend und als wäre es das normalste der Welt, an die Wand direkt neben der Tür. Mittlerweile sah er wieder normal und noch besser gelaunt als normalerweise, aus.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt