48_Azad

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Wir hatten beim Markt keine Probleme gehabt und waren deswegen schon etwas früher als gedacht beim Badehaus. Es war ein großes altes Steingebäude, vor welchen sich fast immer recht viele Menschen versammelten, selbst wenn sie nicht selbst rein wollten.

Bevor wir eintraten gab Mic noch scnell ein Kommentar zu meinem Job als Unteroffizier ab, welchen ich ausschließlich mit einem Lächeln erwiederte. Wir mussten zwischendurch schon Papierkram erledigen, aber ich hatte es verglichen mit einigen meiner Kollegen noch ziemlich gut was das anging. Der Alte verlangte nur selten von mir irgendein Papierkram zu machen, aber die Unteroffiziere des Raben hatten es wirklich schwerer. Sie hatte keinen Sekretär, weshalb ihre Unteroffiziere als diese fungierten. Sie organisierten Reisen für ihre Chefin, schrieben Berichte für unseren General,und halfen den anderen Unteroffizieren bei ihren Jobs. Natürlich taten sie auch das, was sie in ihren jeweiligen Positionen zu tun hatten.

In der Eigangshalle fand man das größte Angebot an Hygiene und Schönheitsprodukten in der ganzen Stadt, weshalb man hier immer von ziemlich vielen Frauen umgeben war. Wenn man jedoch die kleine marktähnliche Eingangshalle hinter sich ließ, wie wir es nun taten, gelangte man zu zwei Toren. Vor beiden stand eine Person, links ein Mann und rechts eine Frau.
"Du sagtes, dass du noch nie hier warst, richtig?" Ich blickte Mic kurz an. "Wir müssen links rein, da geht es zu den Männerbädern. Rechts sind die für Frauen, die Seite wirst du also vermutlich nie sehen, zumindest nicht während der Öffnungszeiten."

Ich ging langsam durch das linke Tor und kurz daraufhin durch eine Tür an der rechten Seite. Wir betraten einen großen recht leeren Raum. An einer Seite des Raumes wartete eine weitere Person hinter einem kleinen Thresen."Hier sind die Umkleiden. Tücher werden kostenlos zur Verfügung gestellt, wenn man selbst keins hat, man muss es aber am Ende logischerweise wieder abgeben. Das hier ist außerdem eines der wenigen Ort, in die die Elite für uns Geld rein steckt, vermurlich weil sich deren Bedienstete ja nicht bei ihnen waschen sollen. Jedenfalls gibst du deine Sachen dem Mann dort drüben, wenn du dich ausgezogen hast. Er ist auch derjenige, bei dem man sich ein Tuch holt. Solange man nicht badet sollte man das Tuch logischerweise tragen, außer natürlich du willst komplett nackt sein."  Meine Stimme war mittlerweile eher ein Flüstern geworden, was vermutlich daran lag, dass die meisten es vermutlich seltsam finden würden, wenn ich soetwas erklären musste. Ich wollte nicht, dass Leute Fragen stellten, auch wenn es fürs erste nur harmlose Fragen sein würden und die Antworten vermutlich auch. "Privatsshpäre kannst du hier außerdem vergessen, dass sollte klar sein. Du bist aber der einzige hier, der das alles hier nicht gewöhnt ist, von daher, versuch einfach dich zu entspannen, wenn es dir unangehm sein sollte."

Nachdem ich ihm also so viel erklärt hatte ging ich zu dem Mann, nahm mir ein Handtuch und zog mich aus. Was Mic machte beachtete ich zwar nicht, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er das selbe tat. Als ich fertig war ging ich durch eine Tür am anderen Ende des Raumes in die Haupthalle, in der es, verglichen zu gestern, leerer war. Die wenigen Männer die nah genug waren um uns zu bemerken, wendeten schnell ihren Blick ab, als sie mein ehemaliges Auge sahen. Ich wusste nicht, ob Mic es schon gesehen hat, aber er würde es noch hier und heute, da war ich mich wirklich sicher.
"Die meisten sehen sofort weg, wenn sie das hier sehen. Ist nur verständlich", meinte ich kurz zu Mic und spielte damit auf meine eine Gesichtshälfte an.

Dann begann ich wieder über das eigentlich wesentliche zu reden, auch wenn es vermutlich ziemlich offensichtlich war.
"Das große Becken hier ist einfach zum schwimmen. Dann gibt es das Becken mit heißem Wasser dort drüben und eines mit kalten Wasser auf der anderen Seite, dort. Es gibt auch eine Sauna, wenn du das bevorzugst. Das ist eigentlich alles, was es hier drüber zu sagen gibt", meinte ich noch immer flüsternd und ging langsam auf das Becken mit dem heißen Wasser zu. Ich ging immer zuerst in das heiße und direkt danach in das kalte Becken, nur wegen Mic würde ich diese Gewohnheit nicht ablegen.

"Also, was sind deine Fragen?" Wir saßen uns schließlich beinahe gegenüber in dem wirklich heißen Becken. Ich wusste zwar nicht wirklich wie er sich in dieser Situation fühlen musste, aber ich hatte eine Ahnung. Schließlich ist es ja schon ziemlich intim. Aus irgendeinem Grund erinnerte ich mich an heute morgen. Es war die Hitze oder die Nähe zu ihm. Selbst der Fakt, dass sein Oberkörper wieder frei war erinnerte mich daran. Ich wusste nicht warum, aber ich könnte schwören, dass ich irgendwie nervös wurde. Es war aber noch etwas anders als Nervösität, wenn auch ich nicht wusste, was genau es war. Was auch immer es war, es schien mir auch zu sagen, ich solle ihn umarmen. In dieser Situation war es zwar noch abwegiger, als in jeder einzelnen Situation in der wir heute morgen gewesen waren, aber dennoch wollte es ein kleiner Teil von mir.
Natürlich versuchte ich mich von den Gedanken abzulenken, aber es ging irgendwie nicht. Ganz im Gegenteil dachte ich nur noch mehr darüber nach.
Während der ganzen Zeit blickte ich Mic einfach nur an, was vermutlich ziemlich seltsam für ihn sein musste. Schnell versuchte ich mir einen Grund zusammen zu suchen.

"Ist es das was du erwartet hast? Also mein Auge,meine ich. Du hast schließlich so gewirkt, als würdest du es wirklich sehen wollen. Zumindest heute morgen, nach... allem." Es war vermutlich kein guter Grund dafür ihn für vermutlich viel zu lange Zeit einfach nur mit leerem Bluck bretrachet zu haben, aber es war definitiv etwas. Ich berührte daraufhin selbst ganz leicht die schwarze Kugel, welche vom Wasserdampf vermutlich nicht mehr glänzte. "Man hat mir gesagt es wäre besser, als gar nichts mehr, dort zu haben. Es ist schon mehrere Jahre alt und ich habe mich immer noch nicht wirklich daran gewöhnt", gestand ich leise. Ich wollte ihm vertrauen, zumindest sagte mir das fast mein ganzer Körper, aber dennoch konnte ich es nicht. Zumindest nicht komplett. Demnach sollte ich mit kleinen Schritten anfangen. Die Wahrheit, meine Makel, Ängste, Schwächen und vielleicht auch meine Ziele. Ich sollte langsam anfangen, vielleicht hilft das ja zumindest etwas.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt