44_Azad

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Ich träumte eigentlich nicht so oft. Zumindest erinnerte ich mich nur selten an meine Träume und selbst dann, war es nie irgendwas besonderes gewesen. Die Träume, an die ich mich erinnern konnte waren oft mehr oder weniger normale Tage mit Sachen die ich am eigentliche Tag vorher, erledigt hatte. Zwischendurch träumte ich auch bewusst und konnte meine Träume selber steuern. Heute war es weder das eine noch das andere, aber ich konnte mich dennoch noch an alles erinnern, als ich geweckt wurde.
Für einen Moment wusste ich nicht mehr was vor dem Schlaf passiert ist, oder wer mich da gerade an die Schulter gefasst hat. Dann erinnerte ich mich und mein Traum machte plötzlich zumindest etwas mehr Sinn. Er war vermutlich gerade erst aus dem Zimmer gegangen, ehe ich mich auf meine Seite drehte und leise fluchte. Ich fluchte nicht, wegen dem, was am Ende passiert ist - was mich tatsächlich etwas verwunderte - , sondern dem was davor passiert ist und was ich gesagt hatte. Ich war wirklich ein Idiot.

Nach meinem kurzen Moment des Schämen wegen meines betrunkenen Selbst, setzte ich mich schlussendlich auf. Während ich noch ganz verschlafen nach meiner Augenklappe suchte, die ich ja normalerweise beim Schlafen abnahm, weil sie nicht umbedingt gemütlich genug war um sie auch während des schlafens zu tragen, bemerkte ich, sie wirklich vergessen habe abzunehmen. Es war vermutlich auch gut gewesen, wenn man beachtet, dass Mic sonst vermutlich mein verstümmeltes Auge gesehen hätte. Ich bezweifelte, dass er dafür bereit war. Selbst für mich hat es lange gedauert es selbst zu sehen. Dennoch sagte irgendwas in mir, es wäre ihm vermutlich egal, wie es aussieht. Dieser Teil war vermutlich einfach nur naiv.

Auch wenn es an sich mittlerweile ziemlich unnötig war, nahm ich eine Augenklappe kurz ab und legte sie hinter mich, während ich nach einer sauberen Hose und einem Shirt suchte. Ich hatte kaum was und machte mir eine inner Notiz meine Sachen waschen zu müssen und eventuell auch mal wieder etwas neues kaufen zu müssen. Mic brauchte definitiv auch noch etwas, wenn mein altes Shirt wirklich das einzige war, dass er momentan besaß. Warum er wohl keine eigenen Sachen mitgenommen hatte? Vielleicht wurde ihm seine Tasche ja auch gestohlen. Mir sollte es eigentlich egal sein, oder nicht? Vielleicht lag es daran, dass ich meine Rolle als Mentor endlich einnahm. Ich würde ihn definitiv fragen.

Nachdem ich mich komplett angezogen hatte, verließ ich das Zimmer. Ich war noch immer damit beschäftigt, meine Augenklappe wieder richtig zu befestigen und platzieren, als ich die Küche betrat. Es roch wirklich gut. Mic hatte mich überrascht, als er meinte er hätte was gekocht, aber noch mehr überraschte er mich damit, dass es tatsächlich ein richtiges Gericht war. Noch dazu ein wirklich gut aussehendes. Ich konnte noch nicht mal was einfaches kochen und er schien keinerlei Probleme damit zu haben einen ganzen Eintopf vorzubereiten. Ich hab vieles von ihm erwartet, aber kochen gehörte definitiv nicht dazu, wenn auch es definitiv nützlich sein wird.

Ein letztes mal zupfte ich an dem schwarzen Leder herum, welches, wie ich mich plötzlich erinnerte, Mic gestern berührt hatte, ehe ich mich setzte. Ich wusste noch immer nicht, warum er das getan hat, oder wie ich hätte reagieren sollen, aber das war mittlerweile ja auch egal. Er hatte mir schon etwas Eintopf und etwas Brot auf den Teller getan, weshalb ich ohne weiter Umschweife begann zu essen. Ohne es vorher bemerkt zu haben, war ich wirklich hungrig.

Es schmeckte noch besser, als ich erwartet hatte. Schon nach kurzer Zeit hatte ich meine erste Portion aufgegessen. Eigentlich wollte ich mir noch was nehmen, aber vermutlich hatte er nicht genug gekocht und ich wusste, dass eine zweite Portion ein Luxus war, den man sich nur sehr selten gönnen konnte. Ich ignorierte also den Wunsch noch mehr zu essen, was mir schwerer fiel, als normalerweise. Sein Eintopf war einfach zu gut. Verständlich, dass ich nie was gutes gewöhnt bin, wenn es für mich fast nur Gerichte von Helin gab. Nichts gegen ihre Kochkünste, aber sie hatte es sich selbst beibringen müssen und das war ziemlich offensichtlich. Wer ihm wohl das Kochen beigebracht hatte, wenn er so gut kochen kann. Wer auch immer es war, Mic muss noch besseres Essen gewöhnt sein.

Es war mittlerweile schon Nachmittag, weshalb wir vermutlich nicht mehr so viel machen konnten, was sein Training betraf. Die gemeinsamen Kampfstunden, zu denen viele Rebellen gingen, war immer morgens und selbst wenn bezweifele ich, dass ich momentan in der Stimmung dafür war. "Für heute reicht es vermutlich erst mal wenn ich dir die anderen vorstelle. Du musst sie nicht mögen, aber ihr werdet vermutlich einige Sachen zusammen machen müssen, da ist es nur gut wenn ihr euch schon kennt", meinte ich nach einer Weile. "Zudem sollten wir dir vermutlich ein paar Shirts besorgen, außer natürlich du hast selbst welche, und wenn du möchtest kann ich dir unser kleines Hauptquatier hier zeigen. Du solltest dich vielleicht auch waschen." Letzteres war sowohl Witz als auch Feststellung, weshalb ich leicht grinste. Ich selbst mochte es nicht besonders ungewaschen zu sein und auch bei anderen bemerkte es immer recht schnell. Man könnte es als kleinen Tick von mir bezeichnen, andere darauf aufmerksam zu machen. Vielen störte, aber mir war es egal, wie andere darüber dachten.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt