82_Azad

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Ich kam bei Lucien an und ihn wieder zu sehen schmerzte noch mehr, als die Erinnerung daran in heute weggehen zu sein. Er fiel weinend auf den Boden und behauptete ein Monster zu sein. Er habe einen Mann getötete, ohne was zu fühlen oder zu wissen ob er es aus Angst, Notwehr oder einem anderen Grund getan hat. Danach blickte er mich so verzweifelt an, dass mein Herz nur noch schwerer wurde. Ich wollte ihm sagen, dass er sich irre. Er war kein Monster, wenn er Leben aus Angst oder Notwehr nahm und sich danach fragte, warum es ihm so egal zu sein schien. Er wäre ein Monster wenn er dies aus Lust oder Spaß heraus tat und keinen weiteren Gedanken mehr an seine Opfer verschwenden würde.
Wenn er ein Monster war, so wollte ich ihm sagen, gab es in dieser Stadt kaum jemanden der keines war.

Dennoch tat ich nichts und stand einfach nur da. Meinen Kiefer hatte ich vermutlich ziemlich angespannt. Vermutlich sah ich wütend, oder zumindest übel gelaunt aus, doch das wollte ich nicht. Zumindest nicht ihm gegenüber in diesem Moment, bei dem ich mir nur vorstellen konnte, wie schwer es für ihn sein musste.
Die meisten hatten sowas durchstehen müssen. Die meisten haben nach einem sich darüber gewundert wie leicht es ihnenn doch fiel und einige von ihnen haben deswegen angefangen sich selbst als Monster, oder zumindest einkalte Mörder, zu sehen. Viele von diesen sind entweder daran zerbrochen, oder genau das geworden für das sie sich hielten.
Bei Luc sah die Sache vermutlich noch etwas anders aus, da er sich mit seinem Vater und den vergangenen Mord mit dem zukünftigen vergleichen konnte.

Bevor ich überhaupt irgendwas machen konnte, richtete sich Luc schon wieder, auf. Er war voll mit Dreck und getrocknetem Blutund und man sah ihm an, dass er nicht mal gro darüber nachgedacht hatte, was er angezogen hat, weshalb ich ihn in die Bar zog. "Bringt mir was zum waschen und ich nehme an der General hat Sachen für uns hinterlegt. Bringt sie zu mir", befahl ich dem Barmann welcher sofort daran machte einen Eimer mit Wasser zu befüllen. Ich zog Luc währenddessen in ein kleines Hinterzimmer, welches so klein war, dass gerade mal genug Platz für uns beide war. Hätte die Stimmung gepasst, hätte es mich vermutich wieder danach gezerrt ihn zu küssen, doch in diesem Moment, war es vermutlich eher eine weniger guten Entscheidung. Kurz danach kam der Angestellte mit einem Eimer und zwei Paketen, die vermutlich Kleidung enthielten. Ein Glück, dass wir uns hier getroffen haben und nicht beim tatsächlichen Restaurant, denn so wie Luc momentan aussah, wäre er noch nicht mal in die Nähe des Generals gekommen.

Nachdem der Barmann die Tür hinter uns geschlossen hatte und das einzige Licht aus einem kleinen Fenster und den Spalten zwischen Tür und Wand kam. Es war dem nach etwas zu dunkel um wirklich viel zu sehen, besonders mit nur einem Auge, aber ich griff sofort nach dem Tuch im Eimer und ging näher an das Gesicht meines Luchses um seine feine Wunde dort zu säubern.
"Deine Arme kannst du sicher selber waschen und in dem oberen Paket sind Klamotten für sich. Zieh die an, wenn du fertig bist dich zu waschen", erklärte ich ihn, während ich vorsichtig das getrocknete Blut und den Schmutz von seinem Gesicht wusch. "Wir haben an sich zwar so viel Zeit wie wir brauchen, solange wir heute noch dort antanzen, aber beeil dich." Auch wenn meine Worte es vermuten lassen dürfte, klang ich kein bisschen harsch, ganz im Gegenteil, dürfte ich sogar einigermaßen sanft und fürsoglich geklungen haben.
Als ich fertig war ihm das Gesicht zu waschen, legte ich noch meine nasse Hand an sein die Seite seines Gesichtes.
"Du bist nicht wie dein Vater. Vielleicht bist du ein Monster, aber du bist zumindest kein größeres Monster als ich. Aber letzten Endes bist du immer noch mein Luchs, selbst wenn du irgendwann wirklich das Monster bist, für das du dich momentan hältst. Selbst wenn du irgendwann wirklich wie dein Vater wirst, werde ich noch da sein und mein bestes geben eben das zu verhindern." Ich lächelte ihn nicht aufmunternd an, als ich das gesagt hatte, oder klang irgendwie aufmunternd oder fürsorglich. Dieses mal war es mir ernst gewesen, und auch wenn ich immer noch nicht den sanften Klang aus meiner Stimme genommen hatte, konnte man fast ausschließlich die Ernsthaftigkeit in diesen Worten hören.

Dann stand ich auf und nahm mein Paket. Der General hinterlegte einem immer Klamotten, wenn er mit jemanden zu Abend essen wollte. Was passende Kleidung anging, war er ziemlich eigen. Mir hatte er einen militärisch aussehenden Wollmantel mit passendem Oberteil und Hose zur Verfügung gestellte. Tatsächlich war sogar an der Stelle, welche über meinem Tattoo liegen würde, ein Löwenkopf mit eibem vernarbten Auge eingestickt. Die Farben konnte ich in diesem spärlichen Licht nur schlecht erkennen, aber so wie ich den General kannte, waren es Farben die vermutlich gut an mir aussahen. Angeblich habe er schon früher, als er eigentlich noch zu arm dafür war, fast sein ganzes Geld für Kleidung ausgegeben. Mittlerweile hatte er genug Geld und noch mehr gute Kontakte um fast jedem mal ein ganzes hochwertiges Outfit in seinem Stil zu verpassen. Natürlich dürften wir die Sachen auch behalten, aber kaum jemand trug sie wirklich oft, weil sie nun mal zu förmlich waren.
Wäre ich nicht hier hin gekommen um Luc zu treffen und wären wir nicht rein gegangen, damit er sich waschen und was anderes anziehen kann, wäre ich vermutlich in meinen alten Sachen dorthin gegangen, was den General zwar etwas gestört, aber im Endeffekt doch nicht wirklich interessiert hätte.

Schnell zog ich meine Sachen über und wartete auf meinen Luchs bis er auch fertig war.
"Komm! Das Restaurant ist nicht allzu weit entfernt", erklärte ich ihm noch, bevor ich sowohl den Nebenraum als auch die Bar verließ und die Richtung einschlug, die zum Tor in die Stadt der Elite führte. Das Restaurant war die einzige Einrichtung, die größtenteils der Rebellion gehörte, welche hinterm Tor in der Stadt der Elite lag. Wir beide hatten zwar schlechte Erfahrungen mit eben diesem Teil der Stadt, aber dagegen konnten wir nun mal nichts machen. Insgesamt hasste ich das Restaurant, nicht nur wegen seiner Lage, sondern auch noch aus einigen anderen Gründen, aber der General liebte es so zu tun, als wäre er Mitglied der Elite. Vermutlich war das sein Grund warum er zur Rebellion gehörte. Er wollte selbst Teil der Elite werden, aber das Einzige was er erreichen konnte um sich auch nur etwas so zu fühlen, war viel Geld und Einfluss be uns zu haben. Es war ein schlechtes Ziel, aber anscheinend gut genug um die nötige Motivation aufbringen zu können, bis er irgendwann General geworden war.

Kurz bevor wir tatsächlich durch das Tor getreten wäre, drehte ich mich noch kurz zu Lucien um, der vermutlich seine eigenen Gründe hatte, nicht durch dieses Tor zu treten. Meine eigenen Narben juckten schon wieder verräterisch und wenn ich mich nicht irgendwie ablenken können würde, müsste ich mich vermutlich bald wieder an den Verlust meines Auges erinnern. Mein ganzer Körper hatte sich angespannt als ich, eigentlich nur ziemlich überzeugend gespielt selbstbewusst, durch das Tor schritt. Als wäre es etwas ganz normales, in die Stadt des Feindes zu gehen. In eine Welt einzutreten, in der ich in vermutlich nicht allzu weit entfernter Zukunft vermutlich einige Zeit verbringen musste. Eigentlich sollte ich mich also langsam daran gewöhnen, hier rum zu laufen und die argwöhnischen Blicke der Wachen auf mich zu spüren, während ich schmerzhaft versuchte die Falshbacks zu unterdrücken.

Es war als würde ein Stein von menen Herzen fallen, als ich endlich das Restaurant betrat, in dem sieben Personen auf uns zu warten schienen. Der General, die vier Offiziere und zwei Wachen, welche zwar die Uniform der Stadtwache trugen, aber vermutlich zu uns gehörten. Letztere verließen den großen Raum nur wenige Sekunden nachdem wir eingetreten waren.

Der General, ein großer , Ende dreißig jähriger Mann, in wie immer feiner Kleidung, erhob sich freundlich lächelnd und die viel Offiziere, ebenfalls gut gekleidet, folgtem seinem Beispiel, teilweise etwas weniger erfreut. Mein Offizier schien etwas erfreuter als sonst, während der Dolch, welchen ich heute zum ersten Mal persönlich sah, ziemlich desinteressiert zu sein schien.
"Unser Löwe und sein Schüler sind endlich hier. Wir haben schon auf euch gewartet. Setzt euch doch", meinte der General höflich, während ich noch verarbeitete, dass dieses Abendessen nicht nur mit dem General sein würde. Jetzt wollte ich wirklich endlich wissen worum es hier gehen sollte.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt