55_Lucien

41 5 0
                                    


Mein Herzschlag wollte sich gar nicht mehr beruhigen, als Azad mein Lächeln erwiderte. Wie konnte er nur so ein süßes Lächeln haben? Man... ich musste langsam wirklich darüber aufhören so von dem Löwen zu schwärmen, sonst würde dieser Tag noch in einer Katastrophe enden. Problem war nur, dass es die Sache nicht gerade besser machte, als er mich nun tatsächlich "Luc" nannte. Die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach... alles in mir schmolz dahin und ich sehnte mich danach, dass er mich noch öfters so nennen würde. Ich fragte mich zwar, ob es so schlau war, wenn sich der Spitzname des Rebells und der wahre Name so ähnlich waren, aber da Azad meinen wahren Namen nicht kannte, genauso wie jeder andere der Rebellen und ich sowieso noch keinen offiziellen Spitznamen trug, war es wohl egal.

So lange konnte ich es genießen, dass Azad mich ohne sein Wissen mit meinem richtigen Namen ansprach. Es tat gut nicht mehr die ganze Zeit nur Mic genannt zu werden. Nichts gegen Mic, aber dieser Name gefiel mir einfach nicht wirklich und er passte auch nicht zu mir. Dagegen liebte ich meinen wahren Namen Lucien über alles- auch weil ich ihn von meiner Mutter bekommen hatte.

"Es wird definitiv nicht unser letzter Streit sein- dafür sind wir beide zu sturköpfig...", meinte ich mit einem schiefen Grinsen.

"Die Hauptsache ist wirklich, dass wir, wenn wir denn erneut streiten, diesen Streit genauso schnell beenden können wie beim ersten Mal! Und wie genau meinst du das, dass ich mich nicht daran gewöhnen soll dich so locker zu sehen? Du warst seit unserer ersten Begegnung eigentlich immer locker drauf- wenn auch heute noch mehr als die letzten Tage!", stellte ich fest.

Ich nutzte die Chance, dass Azad sein Auge geschlossen hatte, um ihn etwas genauer zu betrachten und auch unbemerkt etwas näher zu rutschen. Doch obwohl ich von seinem Äußeren durchaus abgelenkt war, gelang es mir dennoch mich auch auf seine Worte zu konzentrieren und diese abzuspeichern. Wer wusste schon, was mir davon mogen zu einem Sieg verhelfen konnte. Dass er hauptsächlich in Nahkampfwaffen gut war, würde bedeuten, dass ich ihn mit einer Pistole leicht überwältigen konnte, aber das war wohl eher schwieriger bei dem Kampf morgen umzusetzen. Ich wollte ihn ja nicht ernsthaft oder sogar lebensbedrohlich verletzen.

"Wieso ist dann ausgerechnet so jemand dein Vorgesetzter?", fragte ich verständnislos nach.

"Natürlich ist Gewalt nicht die beste Lösung, aber einfach aufzugeben verändert auch nichts an der Situation. Sollten nicht stärkere Männer, so wie du an der Spitze stehen?"

Ich erwiderte Azads Blick mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, während ich überlegte, wie ich am besten schlau vorgehen konnte. Ich wollte Azad etwas von mir erzählen, im Gegenzug davon, dass er auch etwas über sich erzählt hatte, aber mit jeder Stärke von mir zu viel, schoss ich mir nur ins eigene Bein für den Kampf morgen.

"Zu viel werde ich dir jetzt auch nicht erfahren. Sonst hätte ich ja keinen Vorteil mehr für morgen. Aus deinen Informationen konnte ich zwar schließen, mit was du am besten umgehen kannst, aber du scheinst viele Waffen zu beherrschen und ich weiß nicht, was du morgen wählen wirst!", meinte ich lachend.

"Sagen wir es so- mein Lehrer hat mir durchaus den Kampf mit der ein oder anderen Waffe beigebracht, aber vor allem den Kampf ohne Waffen. Den Umgang mit meinem Messer habe ich nicht von ihm erlernt- es dient also durchaus eher als Ersatz, weil es einfacher zu transportieren ist!"

Einfacher zu transportieren als ein Degen und vor allem unauffälliger. Trotzdem hatten beide Kampftechniken gewisse Ähnlichkeiten und setzten auf fließende, anmutige und schnelle Bewegungen. Der Degen war schon immer meine bevorzugte Waffe gewesen und ich hatte mir die meisten Techniken selbst beigebracht, erst später hatte mir ein Trainer bei der Verbesserung meiner Technik geholfen, es stimmte also, dass ich den Umgang mit einem "Messer" nicht von ihm erlernt hatte. Der Wechsel auf ein Messer war mir später leicht gefallen, trotzdem war ich im Umgang mit ihm nicht ganz so geschickt wie in dem Umgang mit einem Degen. Damit würde ich Azad wohl hoffentlich morgen noch überraschen und überwältigen können.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt