Ich hörte Azad aufmerksam zu, während ich die restlichen Vorbereitungen für das Frühstück traf. Es war doch schonmal nicht schlecht, wenn es kein zu schlechtes Zeichen sein konnten. Allerdings bezweifelte ich, dass der General jeden Rekruten mit einem Abendessen bergüßte. Vielleicht ahnte er ja, wer ich war... nein, dann wäre ich vermutlich schon längst tot oder zumindest entführt, so wie es Azad vermutete. Aber was wollte der General dann von mir? Wenn er nur Azad zu sich bestellt hätte, hätte mich das wenig gewundert, aber warum auch mich? In den Augen der Rebellion war ich momentan doch nicht mehr als der Schüler des Löwen- ein einfacher Rekrut, der sich noch nicht mal bewiesen hatte. Gut, ich war der Schüler des Löwen, was angeblich selten genug vorkam und damit schon einmal auffiel, aber trotzdem war ich momentan in den Augen der Rebellion nicht viel wert. Es sei denn...
Vielleicht hatte ja Vic mehr über mich nachzuforschen begonnen, nachdem er Azad und mich beim Küssen erwischt hatte- vielleicht hatte er herausgefunden, wer ich wirklich war und dann Anstöße in die Richtung an den General weitergegeben, woraus dieser sich einen Vorteil erhoffte und verhindern wollte, dass ich floh, indem er mich in Sicherheit wiegte. Oder er hatte Wind davon bekommen, dass ich mit dem obersten Anführer sprechen wollte und wollte nun den Grund dafür herausfinden. Gut, diese vielen Gedanken, die ich mir darüber machte, brachten mich auch nicht weiter. Ich musste wohl einfach abwarten, was er von mir wollte und ich würde ganz bestimmt nicht unbewaffnet dort auftauchen.
Nur ein letzter Gedanke beschäftigte mich noch, nämlich die Beziehung zwischen uns. Wir waren sowohl heute, als auch gestern Nacht Hand in Hand durch die Stadt gelaufen, wobei uns bestimmt auch nicht gerade wenige Rebellen gesehen hatten und natürlich hatte uns Vic mehr als offensichtlich dabei ertappt. Wusste der General daher schon von Azads und meiner Beziehung zueinander? Und wenn ja, wie würde er das ganze sehen? Ich zweifelte stark, dass er begeistert wäre- Liebe lenkte nur ab und machte angreifbar- das war sogar mir bewusst, obwohl ich dieses harte Leben erst seit kurzem lebte und auch wahre Liebe erst vor kurzem kennenlernte. Ich wusste nur nicht, ob ich meine Gefühle für den Löwen dem General gegenüber wirklich würde verbergen können.
Ich löffelte, fast schon ein wenig lustlos meinen Getreidebrei, während ich meinen Gedanken nachhing. Aus irgendeinem Grund, den ich selbst nicht genau bestimmen konnte, war mir der Appetit vergangen und das änderte sich auch nicht, als Azad begann von seinem Plan zu sprechen. Ich würgte die letzten Reste meiner Portion dennoch herunter, weil ich wusste, dass ich bei Kräften bleiben musste- man konnte nie wissen, welche Gefahr im nächsten Moment auf einen lauerte.
Ich hörte Azad schweigend zu und nickte bestätigend, als er anmerkte, dass ich der einzige Erbe meines Vaters sei und seinen Platz im Rat eines Tages einnehmen würde- meine Finger hatte ich mittlerweile um das Wasserglas geschlossen.
Ich brauchte eine ganze Weile bis ich die volle Tragweite von den Worten des Rebellen kapiert hatte. "Verhindert". Mein Vater würde seinen Posten niemals freiwillig aufgeben oder sich irgendwo einsperren lassen- er war dank verschiedenster Museklbehandlungen wohl einer der kräftigsten Männer, die ich kannte und trainierte seit seiner Jugend die verschiedensten Waffenarten. Wenn ich gegen ihn antrat, hatte ich nicht den Hauch einer Chance und ich wusste, dass ich gut war. Mein Vater würde sich nicht so leicht von seinem Posten herunterbewegen, was bedeutete, dass es nur eine wirkliche Bedeutung für den Begriff "verhindert" gab... den Tod meines Vaters.
Ich umklammerte mein Glas so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten, während ich mit jedem weiteren Wort immer blasser wurde. Dieser Plan würde also nicht nur meinen Vater, vermutlich auch meine Schwestern, sondern auch noch Azad in Gefahr bringen? Sowohl dadurch, dass er vielleicht einen Gefallen von Victor einfordern müsste- was das letzte Mal die Ermordung seines besten Freundes bedeutete- als auch deswegen, weil er mich begleiten würde. Er würde dort auffallen wie ein bunter Hund.
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Lynx&Lion - The Rebellion
أدب المراهقينBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...