Das ist kein Spiel mehr- das ist das Leben.
Ich atmete innerlich erleichtert auf, als er meinte: „Wie du meinst". Das war doch schonmal ein gutes Zeichen. Er schien keinen Verdacht zu schöpfen, dass ich einer derjenigen war, auf die er einen so großen Hass hatte. Äußerlich ließ ich mir keine Regung anmerken, sondern nickte nur leicht. Ich wusste nicht, welcher Grad an Erleichterung und Freude angebracht war, also tat ich das, was ich immer machte, wenn ich nicht wusste, was angemessen als Reaktion war: Ich beschränkte alles auf das Notwendigste und ignorierte es.
Als er meinte, dass, wenn ich einmal dabei war, ich nicht mehr so leicht rauskommen würde, hätte ich beinahe abgebrochen. Ich meine: Was konnte ich hier schon groß erreichen? Hier draußen war ich ein Niemand namens Mic, der nichts zu sagen hatte und den Niemand betrauern würde, falls ich sterben sollte. Und wenn ich nach Hause zurückkehrte, wäre es mir vielleicht möglich, irgendwie zu helfen.
Nein- da log ich mir selber etwas vor. Die Menschen hier schienen uns Adlige zu hassen, sie würden meine Hilfe nicht akzeptieren. Außerdem war da noch mein Vater, der wollte, dass ich in seine Fußstapfen trat. Es wurde von mir erwartet, dass ich der nächste Anführer des Rates wurde. Und als dieser musste ich das tun, was für die Adeligen am Besten war, so viel hatte ich bereits gelernt- auch wenn ich nicht erwartet hatte, dass das so sehr auf Kosten des Volkes geschehen würde.
Ich musste geschickt vorgehen, sodass sie meine Vorschläge nicht blocken konnten. Ich musste herausfinden, wie die tatsächliche Situation hier aussah- was dem Volk fehlte, wie ich helfen konnte. Was als Versuch gestartet hatte einmal in meinem Leben das Grundstück verlassen zu können, was mein Gefängnis in all den Jahren geworden war, endete damit, dass ich das Leben der Menschen verbessern wollte. Ich wollte die Stadt eines Tages wieder so sehen, wie sie damals war, als ich mit meiner Mutter dort gewesen war.
„Es ist egal, dass nur der Tod mich aus der Rebellion befreien kann. Ich habe nicht vor die Rebellion jemals zu verlassen!", meinte ich entschlossen. Natürlich mal wieder gelogen. Mein neues Leben schien nur auf Lügen aufgebaut zu sein. Der einzige Grund warum ich der Rebellion beitrat, war, um sie möglichst bald wieder zu verlassen, nachdem ich genug Informationen gesammelt hatte. Auch wenn ich keine Vorstellung davon hatte, was "bald" bedeuten würde. Es konnte in ein paar Tagen so weit sein, aber auch erst in einigen Wochen oder Monaten.
Irgendwie konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass alles was mein Retter mir erzählt hatte, so wirklich stimmte. Bestimmt übertrieb er maßlos, um andere dazu zu überreden der Rebellion beizutreten. Gut- ich wusste, dass mein Vater immer wieder grausam handelte, aber er würde doch niemals zulassen, dass es dem Volk, welches sein Rat regierte, so schlecht ging.
Ich folgte dem Mann und prägte mir dabei den Weg gut ein, um ihn wieder zurückfinden zu können. In solchen Momenten war ich meinem Gehirn wirklich sehr dankbar, dass ich mir Dinge schnell und leicht einprägen konnte- so kam ich zurecht, obwohl wir viele Umwege gingen.
Irgendwann, ein Gespräch später, kamen wir beim Marktplatz an, der trotz der späten Stunde noch gut gefüllt war. Die Menschen wirkten befreiter als noch zur Tagzeit und geschäftiges Treiben nahm den Platz ein. Ich ließ meinen Blick über all die neuen Eindrücke schweifen und blieb an ein paar Personen hängen, welche zu warten schienen. Wir näherten uns ihnen und mein Retter begann ein Gespräch. Ich hörte dem älteren Mann zu, welcher mich angesprochen hatte. Er schien eine wichtige Position in der Rebellion einzunehmen, denn sogar mein Retter behandelte ihn mit einem gewissen Respekt, auch wenn er dies nicht gerne zu tun schien.
Die drei neu dazugekommenen Männer umringten mich und einer hielt mich grob am Arm fest. Ich fühlte mich unwohl- mochte es nicht, dass ich erneut in meiner Freiheit eingeschränkt wurde.
Sollte ich meine Fähigkeiten zeigen und ihnen deutlich machen, dass ich wertvoll für sie war? Es war vielleicht keine schlechte Idee Eindruck zu hinterlassen. Vor allem konnte ich es nicht gebrauchen, dass mir drei Männer auf Schritt und Tritt folgten, so würde ich niemals an weitere Informationen gelangen und Nachforschungen anstellen können.
Ich wirbelte herum- meine Kampftrainer waren zum Glück die Besten gewesen und schaffte es mit einem gezielten Tritt den Mann, welcher mich festhielt, zu Boden zu schicken. Danach kümmerte ich mich auch noch um die anderen zwei Männer, welche augenblicklich versucht hatten, mich zu ergreifen, sobald sie die Situation realisierten.
„Es tut mir leid!", meinte ich mit respektvoller Stimme zu dem Älteren und meinem Retter, als alle drei Männer am Boden lagen. „Aber ich lasse mir ungerne etwas von jemandem sagen, der schwächer ist als ich... Vor allem, weil mir so jemand wohl kaum etwas beibringen kann. Ist es nicht möglich, dass der Löwe mich von Anfang an unterweist? Ich denke von ihm kann ich mehr lernen, als von diesen drei..."
Ich warf einen Blick zu den drei am Boden liegenden Männern, die sich nicht mehr rührten. Sie lebten noch- ohne jede Frage, aber waren erst einmal ausgeknockt.
„Mein Name ist Mic Ayano, Boss..."
Ich sprach ihn so an, wie mein Retter ihn zuvor genannt hatte.
„Danke, dass es mir erlaubt ist, mich den Rebellen anzuschließen! Ich werde hart arbeiten und kämpfen, um endlich für Gerechtigkeit zu sorgen!"
Und dieses Mal war es nichts als die Wahrheit.
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...