Er stieß mich dieses mal gegen eine Wand und ich tat nichts dagegen. Zu sehr verwirrte mich alles. In meinem Kopf herrschte Chaos und das einzige, was mich momentan davon zurück halten konnte, von was immer ich auch machen würde, war es Mic zuzuhören und ihn weiter anzublicken. Nicht nur in seine Augen - auch wenn ich mich definitiv größtenteils auf diese konzentrierte - sondern auch auf die andere Merkmale senes Gesichts. Aus dieser Nähe konnte ich alles sehen, auch wenn es bei seiner markelosen Haut nicht vieles besonders gab. Sein Gesicht war so anders als das meine. Weicher, sanfter, schöner und ohne Narben. Verdammt, warum sah er nur noch besser aus von Nahem?
Er redete auf mich ein. Für mich war es, als würde momentan kaum was anderes als er existieren, selbst die Wand hinter mir, konnte ich nur wage spüren. Ich konnte nicht antworten, zumindest konnte ich ihn nicht unterbrechen.
Er hatte mir gestanden, dass er sich wohl in mich verliebt hatte. Wenn ich ganz ehrlich war wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte, aber mein Herz machte einen Sprung, als er damit angefangen hatte. Es schlug so schnell wie ich es nur selten erlebt hatte, wenn nicht sogar schneller.
Er strich sanft über meine Augenklappe. Ich wünschte mir nichts mehr, als sie abzunehmen, damit er die vernarbte Haut darunter so berührte. Noch nie hatte ich irgendjemanden getroffen, dem dies nichts ausmachte, oder sogar gefiel. Dann kam er und alleine deswegen wünschte ich dieses blöde Ding nicht mehr zu tragen.
Dann jedoch beugte er sich vor und küsste, ganz sanft, mein Schlüsselbein, gefolgt von einigen ebenso schönen, süßen Küssen die meinen Hals hoch gingen. Es fühlte sich besser an, als der Azad von gestern je gedacht hatte. Sollte ich mich nicht dafür hassen? Sollte mein Körper ihn nicht von mir stoßen wollen. Sollte es sich nicht falsch anfühlen?
Er blickte mir wieder in mein Auge. Währendessen hoffte ich doch tatsächlich, er hätte nicht aufgehört. Ich wollte... wenn ich ehlich war, wusste ich gar nicht mehr, was genau ich wollte. Mein altes Ich würde ihn vermutlich wütend schlagen, oder zumindest verschwinden, aber definitiv in der nächsten Zeit komplett ignorieren. Mein momentanes Ich hatte keine Ahnung mehr was ich wollte. Mein zukünftiges Ich würde es aber vermutlich ganz genau wissen.
Er sah so aus, als würde er irgendeine Zurückweisung von mir erwarten und seine Worte bestätigten dies noch ein weiteres mal, wenn auch er selbewusster zu sein schien, als ich ihn je gesehen hatte. Er sah so schwach aus, war aber stark und das liebte ich an ihm.
Vorsichtig und sanfter, als ich es vermutlich je in meinem Leben war, legte ich meine Hände an die Rückseite seines Kopfes und ließ seine leicht gelockten Haare zwischen meinen Fingern durch. Erst dann war ich bereit zu antworten.
"Ich kenne diesen Gefühl nicht, dass ich aus irgendeinem Grund seit heute morgen immer hatte, wenn du bei mir warst. Niemand hat mir je erklärt, was das ist und das verwirrt mich. Du verwirrst mich, weil ich bei dir sein möchte, anders als alle anderen die ich je gekannt hatte. Weil ich mich in deinen Augen verliere, wenn ich nicht aufpasse. Weil mein Herz schneller schlägt wenn du mir nah bist. Weil du so verdammt gut aussiehst und ich nicht verstehe, warum ich das nicht schon eher gesehen habe. Du verwirrst mich, weil du so bist, wie du bist und ich dich einfach hinnehmen kann, auch wenn ich zugeben muss, dass ich einige deiner Charakterzüge bei anderen nie ausstehen kann. Und all das ist so verdammt viel für mich, weil ich es nie kennen gelernt habe. Ich weiß nicht ob ich auf Männer, oder ob ich auf Frauen stehe. Verdammt, ich wusste noch nicht mal, dass das hier nicht nur eine Lüge ist, die jeder außer mir glaubt. Und doch steh ich jetzt hier, mit dir, und wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, was ich will."
Ich ließ vieles aus, was mir auch kurz einfiel, einfach, weil es unpassend erschien, oder einfach irrelevant. In diesem einen Moment wollte ich hm alles erzählen. Über meine gestorbene Mutter, meine miserable Kindheit, meine noch viel miserablere Jugend. Alles, bis zu dem moment wo ich ihn getroffen hatte. Es war zu viel und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht das war, was er hören wollte.
Für wenige Sekunden standen wir dann nur da und blickten uns gegenseitig in die Augen. Meine Hände waren noch immer in seinem Haar, welches sich irgendwie als noch weicher als erwartet, herausstellte.
"Weißt du", begann ich dann leicht grinsend wieder," ich weiß zwar nicht, was genau ich will, aber ich ziemlich weiß genau, dass ich dich... uns... will."
Es war vermutlich nich genau das, was ich vorher hätte gesagt, aber damals hatte ich auch keine Ahnung, was ich wollte. Jetzt, da ich es ausgesprochen hatte fühlt es sich jedoch zu wahr an um falsch zu sein.Dann war ich an der Reihe mit dem Küssen. Ich hatte seinen Kopf leicht zu mir gezogen, während ich selbst ebenfalls die wenigen Zentimeter zwischen uns schloss. Vorsichtig legte ich dann meine Lippen auf seine und wie ich es erhofft hatte, erwiederte er den Kuss. Es fühlte sich auf eine verdammt seltsame Art und weise viel zu gut an. Aber dennoch, drückte ich Mic kurz darauf etwas zurück, wenn auch wir noch immer viel zu nah für meine alten Standarts waren. Es fühlte sich verdammt gut an, mir in zumindest etwas sicher zu sein.
"Bist du dir jedoch sicher, dass du mein verwirrten und, in dem Sinne, ziemlich unerfahrenen Arsch wirklich aushalten können wirst", fragte ich schmunzeld und blickte ihn wieder in eins seiner Augen. Es war so verdammt schön, auch wenn ich es in diesem Licht immer noch kaum sah.
"Bist du dir sicher, ob du dich wirklich von einen Idioten wie mich so stark angezogen fühlst, wie du sagst? Bist du dir sicher, dass nicht du eigentlich derjenige bist, der mit mir spielt? Bist du dir wirklich sicher, dass ich genug für die bin und, dass ich dich wirklich verdiene?"
Ich brauchte eigentlich keine Antwort, aber dennoch fragte ich ihn, während ich noch immer in sein eigentlich golden schimmerndes Auge blickte.
"Bist du dir wirklich sicher, mein kleiner Goldauge?"
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...