22_Azad

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Er hatte kaum gezögert ehe er berichtete, was vorgefallen war. Natürlich war er reingelegt und angeriffen worden und er hatte sogar noch Glück gehabt. Es hätte schließlich auch sein können, dass dieser Mann Komplizen gehabt hätte oder dass dieser Gift auf seinem Messer verteilt hatte, was hier nicht selten war. Natürlich hätte Mic das schon lange bemerkt, oder wäre sogar schon tot, je nach verwendetem Gift. Alles in allem schien er wirklich Glück gehabt zu haben. Trotztdem war er verletzt und sollte zumindest etwas behandelt werden.

Erst als Mic jedoch anmerkte, dass sein Angreifer jetzt tot war, war ich etwas überrascht. Er sah nicht nach jemandem aus, der einfach jemanden töten konnte. Auch wenn es Selbstwehr war, konnten nicht viele einfach ein Leben nehmen.
Dieser Mic war wirklich interessanter als er aussah. Auch wenn da immer noch diese eine kleine Sache war, die mich an ihm störte. Leider wusste ich nicht, was diese Sache genau war.

Insgesamt schien er sich auch gar nicht groß um die Wunde zu kümmern, die unter dem blutdurchtänkten Verband lag, den er kurz anschaute. Irgendwas war definitiv falsch mit ihm. Vermutlich war er doch nur lebensmüde, wie Helin letzt Nacht meinte, aber wer in der Rebellion war das schon nicht.

Tatsächlich redete er nach seinem Blick auf dem Verband weiter, als hätter er nicht gerade einen Mord gestanden und würde eine vermutlich gar nicht mal so ungefährliche Wunde erlitten haben. Er machte sogar etwas, dass schon fast an einen Witz erinnern konnte. Ich wusste wirklich nicht ob ich fasziniert oder wütend sein sollte, weshalb ich einfach nur etwas verwirrt war.

Als er mich dann jedoch wegen meines Spitznamens ansprach, verschwand die Verwirrung schon fast augenblicklich. "Mein Deckname, geht dich nichts an, aber du solltest ihn lieber auf Aufträgen benutzen, wenn Wachen in der Nähe sein könnten. Wenn sie unsere Namen kennen, ist es für sie ein leichtes uns und unsere Freunde und Familien aufzuspüren. Benutz ihn nur anderen Rebellen gegenüber, wenn ihr alleine seid, und in Situationen wie die von letzter Nacht!" Es war weniger ein Befehl, als mehr eine ungeschriebene Regel unter Rebellen. Diejenigen, die noch keinen offiziellen Decknamen hatten, wurden oft nur Rekruten oder bei oft dummen Spitznamen gerufen. Tatsächlich hat man mich in meinen Anfängen oft Winzling genannt, weil ich immer der Jüngste und Kleinste war. Ich hatte zwar viele Spitznamen über die Zeit, aber ab dem Tag wo ich mich vom Verlust meines Auges wirklich erholt hatte und wieder arbeiten konnte, war ich nur noch Einäugiger und tatsächlich hatten mich schon damals ein paar wenige Löwe genannt.

"Einen Decknamen muss man sich außerdem verdienen, also denk jetzt nicht, du kannst dir einfach einen aussuchen. Aber davon jetzt genug. Deine Wunde sollte erst mal verarztet werden. Sag jetzt bitte nicht, dass sie von alleine gut genug heilt, denn das kann schnell zu Infektionen führen, die kaum jemand hier wirklich behandeln kann. Komm jetzt!", sagte ich und begann mich wieder zu unseren kleinen Wohnung zu begeben.

"Du hast wirklich Glück gehabt, weißt du das? Insgesamt scheinst du schon fast vom Glück verfolgt zu werden", begann ich schon fast scherzhaft, " Erst bist du zufällig in der selben Zelle wie ein anderer Rebell, sodass ich dich auch befreie. Dann nehmen wir dich auch noch auf und trotz deiner Dummheit komplett Fremde nach einem Unterschlupf zu fragen, bist du noch am Leben. Schon alleine, dass der Angreifer keine Komplizen oder Gift verwendet hatte, kann als Wunder gelten. Und dann bist du auch nicht nur der direkte Lehrlings eines Unteroffiziers, was ziemlich selten vorkommt, sondern auch noch von mir, dessen Schwester Ärztin ist und nur wenige Meter von hier entfernt wohnt." Es war wirklich schon fast zu viel Glück, wenn auch all das Glück aus seinem Unglück entstanden ist.

Schon kurz nach dem kleinen Monolog standen wir auch schon vor der Tür zu meiner Wohnung, die wir daraufhin betraten. "Wann immer du verletzt bist, komm einfach hier hin. Meine Schwester wird sich um dich kümmern, sobald sie Zeit hast. Und wenn du mal nicht weißt, wo ich bin, komm ebenfalls hier hin und warte", erklärte ich, als wäre es ein ganz normaler Stop meiner Stadttour.

Schon fast wie auf ein Stichwort kam Helin daraufhin mit einem Stück Brot aus der Küche.
"Hey, kannst du dich noch an dem lebensmüden Vollidioten erinnern, von dem ich gestern erzählt habe, oder warst du zu besoffen?", fragte ich sie scherzhaft und sie nickte einfach nur, während ihr Blick auf Mic lag. "Jedenfalls ist das hier Mic und er wurde doch tatsächlich gestern angegriffen und braucht jetzt deine Hilfe."

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt