Er küsste mich ein weiteres Mal. Es war ein Kuss wie Honig. Momentan gab es für mich so viel, dass ich mit Honig vergleichen konnte. Würde mein Leben ab jetzt immer so süß sein? Wenn ich ehrlich war hoffte ich es genau so sehr wie ich es nicht tat. Denn in einem Leben ohne Bitterkeit wäre selbst das Süßeste nicht mehr besonders.
Dann stellte er mir drei Fragen.
Die Erste betraf mein Auge und war ziemlich einfach zu beantworten, doch ich wollte erst die anderen hören bevor ich antwortete.
Die Zweite war um einiges schwerer und Luc erklärte mir, wie er diese beantworten würde. Ich mochte seine Antwort nicht. Seine Antwort war natürlich schon nicht falsch und eher logisch, aber ich hasste es, dass er sich opfern wollte, auch wenn es nichts wäre, was ich nicht selbst tun würde.
Die Dritte kam erst einige Zeit danach. Ich hatte schon gedacht, dass er nur zwei Fragen hatte, und war kurz davor zu antworten, als er schließlich die dritte Frage stellte, die vermutlich die einfachste und gleichzeitig auch irgendwie die schwerste Frage war.Ich hatte seinen Händedruck leicht erwiedert und hatte es genossen, als er mit seinen Fingern meine Narben und anschließend meine Lippen strich. Meine Hand war auch währenddessen irgendwann aus seinen Haaren geglitten und ich hatte meinen einen Arm stattdessen um seine Taille gelegt.
"Ich habe mich nie damit anfreunden können, wie meine eine Gesichtshälfte aussieht, aber ich würde die Narben dennoch behalten, da diese zu mir und meiner Vergangenheit gehören. Mittlerweile kann ich mir gar nicht mehr vorstellen wie mein Gesicht ohne sie aussah und eigentlich will ich dies auch gar nicht. Sie erinnern mich an mein Ziel. Mein Auge jedoch würde ich ohne weiteres zögern wieder zurück haben wollen. Nur ein Auge zu haben hat viele Nachteile, besonders dann wenn man kämpfen muss. Mittlerweile habe ich mich zwar gehöhnt, aber würde man mir je die Möglichkeit geben mein Auge zurück zu bekommen, würde ich nicht zögern, solange ich meine Narben behalten kann. Dennoch würde ich nicht wollen, dass dieses neue Auge genau so aussieht wie mein Altes, als hätten sie einfach die Zeit zurück gedreht. Wenn ich schon ein neues bekommen sollte, dann würde ich nur zu gerne bei schwarz bleiben."
Der letztere teil war durchaus etwas scherzhaft von mir gemeint, aber es war mich auch etwas erst. Selbst wenn ich je wieder mit einem zweiten Auge sehen können würde, hätte ich nie vor zu sagen, dass es exakt wie mein ehemaliges aussah. Vermutlich zum Teil aus Sentimalität würde ich darauf bestehen, dass zumindest die Iris schwarz sein soll."Und ich würde dich nicht opfern. Ich würde jede noch so kleine Möglichkeit suchen dich zu retten, auch wenn das heißt mein eigenes Leben zu geben. Ich weiß, dass wir bei einer solchen Frage gleich denken, denn wenn ich in einer Situation wäre in der ich zwischen mir und allen anderen entscheiden müsste, würde ich mein Leben für die anderen geben. Aber das heißt nicht, dass ich zulassen würde, dass du dich opferst wenn es auch nur den Hauch einer Chance auf einen anderen Weg geben könnte. Es wäre eine Sache dich zu verlieren, aber eine andere Sache dich zu verlieren und später herauszufinden, dass es einen Weg gegeben hätte, verstehst du? Erst dann, wenn es wirklich, wirklich keinen anderen Weg gibt, würde ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden und selbst in den Fall wäre es noch immer eine viel zu schwere Entscheidung um mich wirklich entscheiden zu können."
Auch ich machte daraufhin eine Pause, auch wenn meine vermutlich etwas kürzer gewesen war, als seine.
"Du bist vieles für mich. Ja, du bist ein Lügner. Ja, du hast mich enttäuscht und verletzt. Ich werde jedoch mein bestes versuchen es dir zu verzeihen, denn in deiner Situation hätte ich vermutlich kaum was anderes getan. Aber du bist nicht mein Feind oder ein Verräter. Ich hasse dich nicht für die Taten deines Vaters oder für die Familie in die du geboren wurdest."
Ich hob unsere noch immer unsere verschränkten und beugte meinen Kopf leicht um seinen Handrücken leicht zu küssen. Danach senkte ich unsere Hände wieder, aber ich hielt meinen Kopf gebäugt, sodass ich auf seine Hand in meiner blickte. Meine war grob, groß und schwielig im Vergleich zu seinen schlanken, weichen Händen. Ein weiteres Mal drückte ich seine Hand leicht.
"Du bist mein Luchs. Du bist der Lucien von dem du mir gerade erzählt hast, du bist der Mic den ich zu erst kennen gelernt habe, und doch bist du keiner von beiden. Du bist mein Luchs, der es schaffte, dass ich mich in ihn verliebte, und es immer schaffte mich zu überraschen. Du bist mein Schüler, aber wirst immer mehr als das sein. Du bist mein Geliebter, für immer wirst du mein erster sein. Du bist mein Goldauge, mein Liebster, mein Prinz und mein Freund. Du bist der Teil meines Herzens, den ich verloren geglaubt hatte."
Ein weiteres Mal hob ich seinen Handrücken gegen mein Lippen. Als ich unsere Hände dann ein weiteres Mal senkte, blickte ich ihn in die Augen.
"Du bist du und ich habe vermutlich schon oft genug gesagt, dass ich dich liebe und ich will, dass du das nicht vergisst."Wie schnell es doch geschehen ist, dass ich mich hier ran auch nur irgendwie gewöhnt hatte. Es fühlte sich vermutlich alles zu gut an um es nicht zu mögen.
Noch immer zerrte es mich danach ihn zu küssen, doch noch immer tat ich es nicht. Dafür hatte ich keinen Grund, aber für was brauchte ich momentan überhaupt einen Grund? Ich wollte ihn küssen, tat es nicht und wusste nicht warum. Ganz ehrlich, ich wusste immer noch nicht, was ich überhaupt die ganze Zeit hier tat. Klar, war ich mir über alles bewusst was ich tat und der Teil der dagegen war, war mittlerweile ziemlich geschrumpft, aber so eine wirkliche Ahnung hatte ich dennoch nicht. Alles was ich machte war spontan und unbedacht. Vielleicht war das genau was mich von einem Kuss zurück hielt. Wenn ich ihn küsste sollte es bedacht sein. Eine bewusste Entscheidung und keine spontane Idee."Jetzt wo wir jedoch hoffentlich wirklich keine Geheimnisse vor dem anderen verstecken, habe ich dennoch eine Frage."
Ich hasste es von diesem Moment abzulenken, aber irgendwann würde er sowieso vorrüber gehen und anders als in der Situation wo Victor aufgetaucht ist, wollte ich selbst aussuchen, wie diese Ablenkung aussieht.
"Was ist dein Plan? Was willst du machen um der Rebellion zu helfen und was willst du dem Anführer vorschlagen? Es wäre dumm ohne auch nur einer guten Idee beim Anführer aufkreutzen zu wollen. Wie sieht der Weg zu deinem Ziel aus, mein Luchs?"
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Lynx&Lion - The Rebellion
Teen FictionBand 1 der Lynx&Lion- Reihe ________________________ Eigentlich ist die Welt der Wissenschaft schon sehr fortgeschritten, doch davon bekommen nur die Wenigsten etwas mit. Die Reichen werden immer reicher und leben ein Leben im Luxus- ohne je Hunger...