„Hi Schwesterherz", sagte jemand hinter uns und wir drehten uns um.
„Hi Bruderherz", antwortete Eleanor ihrem Bruder und sah ihn komisch an. „Seit wann so freundlich mein Lieber?"
„Von was redest du da, bin ich etwa gemein zu dir?", fragte er und tat so, als ob Eleanors Worte ihn tiefst verletzt hätten. „Ich möchte doch auch unsere neue Schülerin kennenlernen", meinte er und sah nun mich an. Er lächelte ein breites Zahnpastawerbung-Lächeln. „Hi Amber, ich bin Silas Cooper. Wahrscheinlich hat dir meine wunderbare Schwester schon von all meinen Heldentaten erzählt. Du bist so wunderschön, wie es meine Schwester mir schon gesagt hat. Lass dich drücken." Er umarmte mich, was mich ehrlichgesagt in diesem Moment ein bisschen überforderte. Ich erwiderte die Geste und da er liess mich schon wieder los. Klar, ich hatte auch schon Jungs umarmt, aber die hatte ich alle länger gekannt als ein paar Sekunden.
„Ähm, hi Silas", sagte ich schüchtern zu ihm. Normalerweise war ich überhaupt nicht schüchtern, aber er brachte mich irgendwie in Verlegenheit, was wahrscheinlich an seinem Aussehen lag. Ich glaubte, ich war noch nie einem so schönen Jungen begegnet. Seine Gesichtszüge waren perfekt, dichte, lange Wimpern umrahmten seine braunen funkelnden Augen und seine etwas längeren schwarzen Haare sahen so weich aus. Ausserdem als er mich vorhin umarmt hatte, hatte ich seine muskulösen Arme und den durchtrainierten Oberkörper gespürt. Er zwinkerte mir zu und ich hoffte, nicht gestarrt zu haben.
„Silas", sagte seine Schwester streng und dann fing sie auch schon an, schnell und laut auf Spanisch auf ihn einzureden. Silas liess es nur über sich ergehen und sah sie genervt an. Irgendwann antwortete er ihr genervt (ebenfalls auf Spanisch). Ich hatte nie Spanisch gelernt, aber irgendetwas sagte mir, dass sie über mich sprachen. Wieso sonst sollten sie eine Sprache sprechen, die ich nicht verstand?
Irgendwann hob Silas die Hände und sagte: „Okay, okay, jetzt raste nicht gleich so aus." Eleanor funkelte ihn wütend an.
„Man sieht sich Amber", verabschiedete er sich von mir.
„Bye", sagte ich zu ihm. Er ging schon weg, drehte sich aber nochmals um, um zu fragen: „Esst ihr heute mit uns Mittag?" Eleanor schaute ihn misstrauisch an und überliess es anscheinend mir für uns zu antworten.
„Gerne", stimmte ich ihm zu und lächelte ihn trotz der Skeptik seiner Schwester an.
„Okay, dann bis nachher." Er lächelte mich ein letztes Mal an, bevor er sich endgültig umdrehte und im Schulhaus verschwand.
„Wow, was war das gerade eben gewesen?", fragte ich sie neugierig.
Sie seufzte und antwortete: „Immer wenn ich eine neue Freundin finde, macht sich Silas an sie ran, kriegt sie rum, spielt so lange mit ihr, bis er ihr ganzes Vertrauen hat und lässt sie dann fallen. Dann wird meine Freundin wütend, wirft mir vor, ich hätte es gewusst – obwohl ich sie gewarnt habe – und will nichts mehr mit mir zu tun haben. Und ich habe ihm nicht erzählt, wie hübsch du bist, dieser Spruch sagt er auch immer." Mein Mund klappte sich automatisch auf und ich starrte sie ungläubig an. Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist die traurige Wahrheit."
„Okay, wo waren wir vorhin stehen geblieben? Genau ich wollte dir gerade ein paar deiner Mitschüler vorstellen. Hmm, siehst du die da bei dem dicken Baum?" Sie zeigte auf eine alte Eiche, die am Rand des Areals stand und ich nickte als Antwort. „Dealer. Halt dich besser von ihnen fern, sie brächten dir nur Ärger. Die drei Mädchen, die gerade auf uns zu laufen, sind die Oberzicken. Irgendwann werden sie dich auch an zicken, sei gewarnt."
„Dann zicke ich halt zurück", meinte ich zu ihr und sie sah mich überrascht an. Wahrscheinlich sah ich nicht wie jemand aus, der andere Leute anschnauzte.
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Die Tochter des Todes
FantasySeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...