Die vier kamen auf uns zu und sie sahen besorgt aus. Nicht wütend, obwohl ich einfach weggelaufen war.
„Alles okay?", fragte Eleanor vorsichtig.
„Ja klar", antwortete ich automatisch und vergass, dass sie ja den Schnitt an meiner Stirn sehen konnten. Sie wischte achtsam das Blut auf meiner Stirn weg, das rausgelaufen war. „Wir haben dich gehört", meinte sie und schluckte schwer.
Super. Also hatten sie mitangehört wie ich mir die Seele aus dem Leib geschrien hatte. Konnte ich wirklich so laut schreien, dass sie es bis hier hin gehört hatten? „Geht schon, ich bin nur müde", behauptete ich.
„Okay, ich höre zu", sagte ich erschöpft, wollte aber endlich herausfinden, was wirklich Sache war.
Alle schauten zu Ace und warteten darauf, dass er anfing zu erzählen. „Wieso schaut ihr alle zu mir? Und wieso muss ich immer erzählen?", brummte er, was mir irgendwie ein müdes Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Okay dann halt. Amber du musst wissen, wir wollen dir nur helfen. Wir wollten dir nie irgendetwas antun." Er räusperte sich.
„Wir stammen alle von verschiedenen Göttern ab. Die griechischen, meine ich. Bei mir ist es Zeus. Er hatte mit meiner Ururur-keine-Ahnung-was-Grossmutter ein Kind. Dieses Kind hatte dann die speziellen Fähigkeiten von Zeus geerbt. Diese Kräfte wurden immer weiter vererbt. Mein Kind wird sie auch einmal haben. Dank Zeus kann ich Blitze erzeugen und die Energien von anderen Götterkinder spüren. Kenzo stammt von Poseidon ab und herrscht über das Wasser. Josh von Hermes, ist unglaublich schnell und herrscht über die Luft. Silas und Eleanor von Aphrodite, was auch ihr Aussehen erklärt. Sie können machen, dass du dich so fest in sie verliebst, dass du alles für sie tun würdest. Wir kennen unsere Kräfte schon unser Leben lang und sind mit ihnen aufgewachsen. Sie sind so normal für uns wie zu atmen. Aber da du nicht bei deinen echten Eltern aufgewachsen bist, konntest du nicht von deinen Kräften erfahren."
„Aber wieso dann jetzt? Wieso sollte ich sie genau jetzt entdecken?", fragte ich nach und bezweifelte das, was er sagte, fast nicht mehr. Dafür hatte ich genug unerklärliche Dinge gesehen.
„Das ist das nächste. Lass mich raten, du fühlst dich seit du hier bist immer total fit und stark?" Ich nickte zustimmend. „Hier wächst Ambrosia. Für die normalen Menschen ist es nur ein Unkraut, aber bei den Göttern war es eine heilige Speise. Ambrosia Pollen sind hier überall in der Luft und haben deine Kräfte in dir geweckt. In Osten von Amerika wächst diese Pflanze fast gar nicht. Es ist so, als wärst du, seit hier lebst, unter einer Droge gestanden. Das blöde ist, dass Ambrosia nur im August und September blüht. Also im Oktober fühlst du dich wieder energielos. Und das wirklich Schlimme ist, dass Ambrosia abhängig macht. Hast du einmal so intensiv unter Ambrosia gestanden, wie hier und die restlichen Monate gar kein Ambrosia in dir hattest, können deine Kräfte auch wieder verschwinden. Und das ist kein angenehmes Gefühl. Deswegen sammeln wir jetzt Ambrosia Pflanzen und pressen Saft daraus oder reiben es in Pulver. Darum musst du uns auch vertrauen, damit du Ambrosia auch später noch bekommst. Was es sonst mit deinem Körper anstellt, ist unvorstellbar."
Ich brauchte einen Augenblick, bis Ace Worte alle bei mir angekommen waren. Ich wusste nicht ob ich Hühnerhaut hatte, weil es kalt geworden war oder ob sie durch Ace' Worte ausgelöst wurde. Es war inzwischen so ruhig geworden. Niemand von den anderen machte etwas und es schien so, als ob der ganze Wald Ace lauschen würde.
„Also ich stamme von einem Gott ab und habe Superkräfte und stehe, seit ich hier bin, unter Drogen", fasste ich zusammen. Mein Verstand sträubte sich gegen die Worte, die ich gerade ausgesprochen hatte. Sie klangen so falsch und unmöglich und konnten einfach nicht wahr sein. Aber sie waren es. Es konnte keine rationale Erklärung für das geben, was ich gerade gesehen hatte. Es war überhaupt nicht einfach, das zu glauben, aber die schöne Vorstellung von Josh vorhin, hat mein Denken ziemlich verändert.
„Und von welchem Gott sollte ich abstammen?", fragte ich, denn das nahm mich wirklich unglaublich Wunder.
„Von Hermes, wie Josh."
„Als du beim Leichtathletik Team vorgerannt bist, hast du deine Kräfte das erste Mal benutzt", übernahm Kenzo. „Zum Glück hast du nur den Wind gebraucht, um schneller zu werden und nicht die Schnelligkeitsgabe. Denn dann wäre es ein bisschen schwieriger gewesen, um dich rauszureden. Du hast sie mit deinem Unterbewusstsein gesteuert. Es hätte genauso gut sein können, dass du einen enormen Gegenwind erschaffen hättest. Wir können sie gezielt steuern und das solltest du auch lernen, denn sonst könnte es dich in einige problematische Lagen bringen."
„Und vorhin habe ich sie auch benutzt oder?", unterbrach ich ihn und schaute Josh fragend an.
„Ja hast du", antwortete er einmal normal ohne spöttischen Unterton.
„Und dieses Gefühl danach...?", liess ich die Frage ausklingen. Ich dachte, sie wussten, was ich meinte. Ace ergriff wieder das Wort.
„Wir kennen es alle. Wir hatten es als Kinder, und da war es wirklich nicht so stark gewesen. Aber je später die Kräfte erwachen, umso schmerzvoller ist es. Dein Körper hat sich inzwischen fast vollständig fertig entwickelt und wenn jetzt nochmals eine enorme Änderung kommt, reagiert dein Körper nicht so positiv darauf. Du kannst es dir so vorstellen: wenn du deine Gabe brauchst, kocht wie das göttliche Blut in dir. Dann fühlt es sich einfach wie Adrenalin an. Doch nachher wenn du aufgehört hast, bemerkt dein normaler, menschlicher Körper, dass etwas anders ist. Keine Ahnung weshalb es ausgerechnet im Kopf ist. Aber nach ein paar Mal hat sich dein Körper daran gewöhnt und es schmerzt nicht mehr."
„Du hast vorhin gesagt, ich sollte lernen meine Kräfte zu kontrollieren. Wie sollte ich das tun?" Mit jeder Sache, die er mir erklärte, bildeten sich neue Fragen in meinem Kopf.
„Josh wird es dir beibringen", antwortete er. Mein Blick schnellte zu Josh, der sich wieder entspannt an einem Baum angelehnt hatte. Er verdrehte die Augen und schnaubte genervt aus.
„Aber...wieso gerade er?", fragte ich und sah Ace hoffnungsvoll an. Ich wollte wirklich nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Schon gar nicht alleine. Wir waren schon nach zwei Wochen beste Feinde und das wussten die anderen sicher auch. Und dass er mir vorhin so schön gedroht hatte und er schon seine Kräfte gegen mich verwendet hatte, machten das Ganze auch nicht besser.
„Wir zapfen unsere Energien zwar alle etwa gleich an, aber er wird dir am besten helfen können, da ihr beide von Hermes seid."
„Aber er hat seine Kräfte schon zweimal gegen mich verwendet. Und wenn ihr mich mit ihm alleine lässt, wird er es sicher wieder machen", unterbrach ich Ace und ich hoffte, dass man das Flehen in meiner Stimme nicht hörte.
„Oh nein, hast du Angst?", spottete Josh und zog wieder seine blöde linke Augenbraue hoch. Dass er vorhin gesagt hatte, dass er mir nie etwas tun würde, war schon längst vergessen.
„Nein, ich habe keine Angst vor dir, du Idiot, ich versuche bloss alles, dass ich meine freie Zeit nicht mit dir verbringen muss", zischte ich und funkelte ihn wütend an. Ich warf ihm einen letzten vernichtenden Blick zu, bevor ich wieder zu Ace schaute. Er räusperte sich.
„Ähm...ich weiss, dass ihr euch nicht so gut versteht, aber er wird es dir am besten beibringen können", sagte er und schaute mich zerknirscht an. Wahrscheinlich hatte er Recht, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ich es lieber mit jedem anderen gemacht hätte.
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Die Tochter des Todes
خيال (فانتازيا)Seit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...