„Keine Angst, ich werde dich nicht verletzten", meinte er plötzlich zu mir. Bevor ich irgendetwas erwidern konnte formte er einen Ball aus der Erde heraus und schoss ihn auf mich zu. Da ich mit meinen Gedanken noch halbwegs bei Josh gewesen war, war ich zu langsam gewesen, um auszuweichen und versuchte ihn mit Luft abzulenken. Der Erdball streifte meinen Arm und riss ein grosses Loch in meinen Pulli, aber verletzte mich nicht. Ich schoss meinen Luftzug auf ihn. Er stolperte nach hinten, behielt aber das Gleichgewicht. Er brach die Erde auf und ein Teil kam rasend schnell auf mich zu und wurde immer grösser. Ich hielt mit meiner Luft dagegen und es kam kurz vor mir zum Stoppen. Es versank wieder im Boden. Ich wollte gerade angreifen, als ich bemerkte, dass ich meine Füsse nicht mehr bewegen konnte. Ich sah hinunter und sah, dass die Erde meine Füsse geschluckt hatte, langsam meine Beine hinauf kroch und meine Hände einsaugte. Leichte Panik überfiel mich und ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun sollte. Er kam langsam auf mich zu und hatte ein selbstgefälliges Lächeln auf dem Gesicht.
„Bist du so dumm? Hast du mir wirklich geglaubt?"
In diesem Moment änderte sich etwas in mir.
Ich sah wieder Dylan vor mir. Genau diese Worte hatte er gesagt, als er mich vor der ganzen Schule bloss gestellt hatte. Diese unglaubliche Wut auf ihn, die ich nie irgendwo hatte rauslassen können. Dieser Hass, der in mir brodelte, aber ich immer unterdrückt hatte. Diese unglaublich grosse Verachtung, da es ihm nicht einmal leidtat.
Ich hasste ihn so sehr.
Und ich konnte an nichts anderes denken, als dass ich ihn umbringen wollte.
Ich wollte ihn umbringen.
Und ich wusste, ich konnte es tun.
Dylan für all das zu bestrafen, was er verdient hatte.
Ich schloss und öffnete meine Augen. Auf dem Gesichtsausdruck dieses Jungen lag nun Entsetzten. Angst.
Am Rande nahm ich wahr, wie ich irgendwie die Erde von mir weggesprengt hatte. Doch ich sah nur Dylan.
Er machte ein paar Schritte nach hinten, doch liess mich nicht aus seinen von Panik weit aufgerissenen Augen. Ich ging langsam auf ihn zu.
Dann plötzlich reckte er drei Finger in die Luft. Das Zeichen des Aufgebens.
„Die Siegerin der dritten Runde ist Amber Campbell!", die Stimme des Moderators klang dumpf und prallte an mir ab.
Mir doch egal wenn er aufgeben wollte. Ich werde ihn umbringen. Er ging schnell auf das Tor zu und verschwand darin. Kaum war er aus meinem Blickfeld verschwunden, tauchte Josh darin auf.
„Amber!", schrie er meinen Namen.
Ich schnappte erschrocken nach Luft und es fühlte sich an, als wäre ich aufgetaucht. Ich blinzelte paar mal verwirrt und war unfähig etwas zu sagen. Josh griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit sich. Ich war noch zu geschockt, um irgendetwas anderes zu tun, als ihm nachzulaufen. Irgendetwas, etwas, das ich noch nie gespürt hatte, pulsierte in meinen Adern. Und es machte mir unglaublich grosse Angst - Angst vor mir selber.
„Es gibt eine kleine Pause, meine Lieben", sagte Zach Wilson und man konnte ihm seine Verwirrung anhören. Es war totenstill geworden. Josh und ich gingen schnell zum Ausgang. Dort warteten Kenzo, Silas, Eleanor und Ace. Wir alle verliessen das Areal hastig und ich konnte nur an das vorhin denken.
Was war mit mir passiert? Was war mit mir los gewesen?
Ich achtete mich gar nicht auf meine Umgebung, ich spürte bloss Joshs Finger um mein Handgelenk. An der Stelle kribbelte es angenehm und hätte ich nicht gerade fast jemanden umgebracht, hätte ich mir über das den Kopf zerbrochen.
„Was... was habt ihr gesehen?", fragte ich dann endlich, als wir aus dem alten Bahnhof traten. Keiner meiner Freunde sagte etwas.
„Kann mir bitte jemand antworten?", hakte ich verzweifelt und müde nach. Ich blieb trotzig auf dem Parkplatz stehen und sie taten es mir wohl oder übel gleich.
„Amber...", setzte Eleanor an. Ich konnte ihren Blick nicht richtig deuten, aber sie sah fast schon mitleidig oder ängstlich aus.
„Deine Augen haben schwarz geleuchtet."
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Die Tochter des Todes
FantasySeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...