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„Dort oben! Ja sehr schön! Ein neues Gesicht! Komm runter und verrate mir deinen Namen!", entdeckte mich Zach Wilson. Ich spürte, wie Kenzo, Ace und Silas mich besorgt ansahen, aber sie wagten nichts mehr dazu zu sagen. Ich glaubte, sie hatten kapiert, dass Josh und ich das brauchten. Und ausserdem wussten sie langsam, dass wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, mich nichts mehr aufhalten konnte. Ich warf keinen Blick zurück, als ich die Treppe runter zum Eingang ging. Alle Blicke lagen auf mir und ich konnte nicht verneinen, dass ich nervös wurde. Zach Wilson stand neben dem Eingang und schaute mich erfreut an. Ich nannte ihm meinen Namen und von wem ich abstammte und wartete vor dem Eingangstor.

„Amber Campbell von Hermes, zweite Kämpferin!", schrie er meinen Namen durch die Halle. Das Tor ging auf und Josh drehte sich zu mir um. Er stand immer noch an gleicher Position wie vorhin. Ich wollte an ihm vorbeigehen und Georges Platz einnehmen, aber Josh hielt mich an meinem Handgelenk fest.

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Ich möchte dich nicht verletzten", sagte er leise und schaute mir eindringlich in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick selbstsicher und ich hoffte, er sah meine Wut darin. Ich zog ihm energisch mein Arm weg und ging weiter. Jetzt musste er gar nicht mit so Zeug kommen. Ich stand auf den kleinen Stern, der auf dem Boden eingeritzt war und wahrscheinlich den Startort anzeigte.

„Seid ihr bereit?", schallte wieder seine laute Stimme hindurch. War ich bereit? Jetzt war ich mir plötzlich unsicher. Es schauten so viele Leute zu, ich hatte noch nie meine Kräfte vor jemand anderem als Josh gebraucht. Mein Blick huschte zu ihm. Er schaute mich irgendwie... traurig an. Wieso war er so enttäuscht? Ich hätte wie immer sein arrogantes Grinsen erwartet und dass er es nicht erwarten könnte, so gegen mich zu kämpfen. Anscheinend hatte ich mich geirrt.

Das Klingeln ertönte und ich konzentrierte mich.

„Los greif an", forderte mich Josh plötzlich auf. Wenn er es sogar sagte... Ich kontrollierte die Luft und stoss sie auf ihn zu. Er wich so schnell wie immer aus. Ich sandte immer weitere Windstösse aus und er wich jedes Mal aus. Aber er griff mich nie an. Warum nicht? Es war ja nicht so, als hätte er noch nie seine Kräfte gegen mich eingesetzt. Das machte mich nur noch wütender. Er musste jetzt nicht plötzlich auf Gentleman tun. Ich formte einen Tornado, dem konnte er nicht ausweichen. Und tatsächlich ging er kurz zu Boden unter dem Druck des Wirbelwindes, stand aber wieder auf. Langsam reichte es mir. Ich sammelte alle Kraft und verband sie mit der Wut auf ihn. Ich liess alles aus mir raus. Er war so stark, dass es sogar mich nach hinten warf und Josh schleuderte es richtig hart gegen die Wand. Er stand nicht mehr auf.

Die Menge fing wieder an runterzuzählen, aber ich nahm es gar nicht richtig wahr. Ich sah nur Josh, wie er auf dem Boden lag. Mein Ärger auf ihn war plötzlich in Luft aufgelöst. Ich unterdrückte den Drang zu ihm zu rennen und ihm zu helfen. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, weil ich ihn so brutal fertiggemacht hatte. Ich hatte gedacht, ich wollte sehen, wie er ko auf dem Boden lag. Aber jetzt... Irgendetwas zog sich in meinem Herzen zusammen und ich versuchte es zu ignorieren.

„Gewinnerin der zweiten Runde...: Amber Campbell!", sagte Zach und holte mich aus meinen Gedanken. Ich eilte sofort zu Josh. Er hatte sich aufgerappelt und klopfte Staub von seinen Jeans.

„Alles okay?", fragte ich vorsichtig.

„Es braucht mehr, um mich zu verletzten", sagte er emotionslos und ging aus der Arena. Ich riss mein Blick von Josh los, nachdem ich ihm nachgeschaut hatte und liess ihn durch die Arena schweifen. Es war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl hier unten zu stehen und zu all denen Leuten, die dich anfeuerten, hinaufzuschauen.

„Wer ist der Nächste?", warf Zach die Frage in die offene Runde und zog das e in die Länge. Ein Junge ziemlich weit vorne stand auf. Zuerst dachte ich, Dylan, mein Exfreund, wäre dort gerade aufgestanden, aber beim zweiten Blick sah ich, dass dieser Junge nur extreme Ähnlichkeiten mit ihm hatte, aber natürlich nicht er war.

„Oh, hey Luke! Dritter Kämpfer: Luke King von Artemis", stellte er den Jungen vor. Die Abkommen von Artemis konnten die Erde beherrschen, hatte mir Josh einmal erzählt. Aber ich hatte keine Ahnung, wie sie kämpften.

Luke trat in die Arena ein und musterte mich genau. Ich tat es ihm gleich. Er war ziemlich sicher älter als ich. Er hatte schwarze, gestylte Haare und sah eigentlich noch süss aus. Er war von grosser, muskulöser Statur und die Ähnlichkeiten mit Dylan waren unübersehbar.

„Lasst den Kampf beginnen!", sagte Zach und das Klingeln erklang. Und wie sich nun herausstellte, war Luke überhaupt nicht süss. Es sah mehr so aus, als hätte er es darauf abgesehen, mich umzubringen. 

Die Tochter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt