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„Hey", sagte er und lächelte schüchtern.

„Hey", sagte auch ich und lächelte zurück, „du warst gut."

„Danke", meinte er und fuhr sich verlegen durch die noch ein bisschen nassen Haare, „aber nicht gut genug."

„Nächstes Mal wird's sicher besser", behauptete ich zuversichtlich.

„Wollen wir was essen gehen?", schlug er vor. Beim Wort Essen hellte sich meine Miene automatisch auf.

„Essen klingt immer toll", meinte ich darauf strahlend. Auch mein Magen knurrte zur Bestätigung, woraufhin wir beide lachten.

„Cheesus Pizza?", fragte er, als wir zu seinem Auto liefen.

Ich lachte kurz auf. „Heisst der Laden wirklich so?"

„Ja klar", lachte nun auch er, „du bist sicher auch schon dort gewesen."

„Nein, der Name sagt mir nichts", sagt ich ahnungslos.

„Das kannst du nicht ernst meinen", meinte er fassungslos, während er sein Auto aufschloss.

„Eleanor hat dir die Pizzeria sicher schonmal gezeigt. Alle gehen dorthin. Und es gibt die beste Pizza auf der ganzen Welt", erklärte er mir, während er mir gentlemanlike die Türe zum Beifahrersitz aufhielt.

„Noch nie davon gehört", gab ich lachend zu. Er ging um das Auto herum und stieg auch ein.

„Dann wird es aber Zeit, dass du es kennenlernst. Und glaube mir, du wirst es auch nie wieder vergessen, wenn du einmal dort gewesen bist", sagte er und startete den Motor.

„Ist jede Woche ein Spiel?", fragte ich ihn, als er losgefahren war.

„Ja, jeden Freitag", antwortete er und bog in eine Seitenstrasse ab.

„Aber erwarte nicht zu viel von uns. Seit Josh nicht mehr spielt, haben wir fast jedes Spiel verloren. Mit einem besseren Captain wäre das sicher nicht der Fall aber ja. Es macht Spass zu spielen und das ist ja eigentlich die Hauptsache. Ich habe dich nachher gar nicht mehr gesehen."

Die Frage hing unausgesprochen in der Luft.

„Ähm, ich bin weit hinten gesessen. Bin zu spät gekommen und dann hatte es keine guten Plätze mehr", sagte ich schnell.

„Bei Josh?", hakte er nach und warf mir einen Seitenblick zu.

„Jupp", antwortete ich knapp. Darauf sagte er erstmals nichts mehr, aber zum Glück hielt er auch schon an und wir stiegen aus.

Cheesus Pizza war ein grosses Diner. Es sah von aussen gut gefüllt aus und wirklich einladend. Die vielen roten und gelben Lichter, die um das Dach gewickelt waren, liessen es leuchtend erscheinen, ganz im Gegensatz zu der dunklen Nacht. Fast alle Parkplätze waren besetzt - es musste wirklich beliebt bei unseren Mitschülern sein.

„Ich muss zugeben, ich bin gespannt wie gut die Pizzen wirklich sind, wenn es so voll ist", sagte ich zu Ace.

„Wären sie nicht gut, wäre wohl nicht die halbe Schule hier, oder?", sagte er vielversprechend. Er ging zu den beiden grossen Türen und hielt mir eine auf. Ich folgte ihm und ging dann etwas verlegen in das Restaurant vor ihm hinein. Viele typisch amerikanische Tische mit Bänken standen in einer Reihe am Fenster und waren grösstenteils schon von schwatzenden Schülern besetzt. Als die kleine Klingel über der Türe läutete, fiel anscheinend die Türe zu und Ace war mir gefolgt. Einige Mitschüler blickten auf, als sie auch gemerkt hatten, dass jemand reingekommen war.

„Wollen wir dort in der Ecke?", schlug er vor.

„Klar", meinte ich darauf, worauf wir unter den aufmerksamen Blicken der anderen zu dem freien Tisch liefen. Er setzte sich auf die Bank ganz in der Ecke und hatte so noch den Blick auf die Türe. Ich sass auf der gegenüberliegenden Bank und hatte so alle neugierigen Blicke im Rücken.

„Was machst du am Wochenende?", fragte er interessiert, während wir die Menu Karten aus dem Ständer am Rande nahmen.

„Am Samstag darf ich ja nochmals in die Schule", seufzte ich, „und am Sonntag werde ich wahrscheinlich irgendwie versuchen Mathe zu verstehen. Du?" Ich liess mein Blick über die Pizzen gleiten, obwohl ich eigentlich schon wusste, was ich nahm.

„Morgen Nachmittag haben wir ein extra Training. Aber sonst habe ich nicht viel vor." Auch er klappte seine Karte zu, da er wahrscheinlich immer das Gleiche nahm und stellte sie wieder zurück.

„Ich könnte dir helfen. Bei Mathe meine ich", schlug er vor, „natürlich nur wenn du willst. Aber das Thema ist wirklich heftig und du scheinst ja in den Stunden nicht so viel mitzubekommen."

„Oh ja, so klingt Mathe schon viel besser, danke. Ich könnte wirklich Hilfe gebrauchen", nahm ich dankbar sein Angebot an und lächelte ehrlich.

„Wir können uns dann ja noch schrieben, wann genau und wo", fügte er hinzu, worauf ich nickte.

Ich bestellte eine Pizza Hawaii und er irgendeine mit kompliziertem Namen. Wir diskutierten darüber, ob Ananas auf eine Pizza gehörte oder nicht. Und es war eine sehr lange Diskussion. Als unsere Pizzen dann endlich kamen, schwiegen wir und genossen einfach. Als ich den Käse, das Fett, die Tomatensauce auf meiner Zunge spürte, seufzte ich erleichtert auf. Wann hatte ich das letzte Mal so etwas gegessen? Ich schloss meine Augen und genoss die Geschmacksexplosion in meinem Mund.

„Schmeckt es dir nicht? Oder hat es zu wenig Käse?", fragte Ace mir gegenüber, worauf ich meine Augen aufriss. Er hielt ein Pizzastück in seiner rechten Hand und grinste mich an.

Für einen Moment konnte ich einfach nicht reagieren. Ich bemerkte, was für ein wunderschöner Moment es gerade war und versuchte diesen für immer in mein Gedächtnis einzubrennen. Ace, wie er mich angrinste. Die typische eine Strähne in der Stirn, die ich so gerne wegstreichen möchte. Die Pizza, dank der meine Geschmackszellen auch mal wieder zufrieden waren. Wir waren einfach zwei Highschool Schüler auf einem Date, deren grösstes Problem war, ob Ananas auf eine Pizza gehörte oder nicht. Und es hatte gar nichts mit dieser für mich neuen über-dimensionalen Welt zu tun, in die ich hineingeworfen wurde. Mir wurde richtig warm ums Herz.

„Naja es gibt nie genug Käse", antwortete ich endlich grinsend zu ihm, nachdem ich runtergeschluckt hatte. Er lachte und stimmte mir zu. Der ganze Abend verlief ähnlich. Wir lachten viel und der Gesprächsstoff ging uns nie aus. Es war der schönste Abend seit langem gewesen. Wir verdrückten beide zwei Pizzen. Es war schon sehr spät geworden, wir hatten beide schon fertig gegessen, aber wir plauderten weiter und schlürften einen Milchshake. Wir wollten beide nicht, dass es endete. Das Diner hatte sich ziemlich geleert, nur noch ein paar einzelne sassen noch hier. Es war wirklich schön und auf eine entspannende Art gewesen mal Zeit mit ihm alleine zu verbringen.

„Oh nein", sagte er plötzlich. Wir diskutierten gerade über Harry Potter, nachdem wir nach drei Wochen herausgefunden hatten, dass wir beide Potterheads waren.

„Was? Snape ist mit Abstand der schlimmste Lehrer", beharrte ich überrascht, dass er so eine andere Meinung hatte.

„Das ist gar nicht gut", sagte er leise. Erst jetzt bemerkte ich, dass er gar nicht mehr bei Harry war. Er schaute über meine Schulter zur Türe. Ich hatte vorhin mitbekommen, dass die Glocke über der Türe geklingelt hatte, aber ich hatte mir nichts dabei gedacht. Ich drehte meinen Kopf nach hinten um zu sehen, was er entdeckt hatte. Zwei Jungen und ein Mädchen in unserem Alter standen beim Eingang und schauten sich um. Sie sahen ganz normal aus, ich konnte nichts Aussergewöhnliches entdecken.

Die Tochter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt