Ich unterdrückte ein Lachen. Was bitteschön machte er dort hinten? Man könnte meinen, es wäre illegal hier zu sein. Da ich herausfinden wollte, wieso er alleine dort sass, ging ich zu ihm.
Als ich mich laut neben ihn fallen liess, schaute er erschrocken auf. Als er mich erkannte, seufzte er und fuhr sich durch seine Haare.
„Erschreck mich nicht so. Was machst du hier?", fragte er genervt.
„Ich schaue mir das Spiel an", antwortete ich dumm gestellt.
„Dann setz dich irgendwo anders hin. Du bist zu auffällig. Hat dich jemand gesehen?", erkundete er sich leicht panisch.
„Nein, beruhige dich. Und ich darf sitzen, wo ich will. Und wieso tust du so, als ob du etwas Illegales tust?", fragte ich zurück.
„Ich darf eigentlich gar nicht hier sein", gab er zurück, schaute aber wieder auf das Spielfeld.
„Und warum?", fragte ich neugierig, schaute aber auch wieder zum Spiel. Sie hatten leider zwei Gegenkörbe bekommen. Josh schaute mich mit dem muss-ich-dir-das-jetzt-alles-erzählen?-Blick an.
„Ja", antwortete ich ihm auf seine unausgesprochene Frage.
Er seufzte, fing dann aber doch an zu erzählen.
„Also du weisst ja, dass ich auch mal gespielt habe. Und wenn jemand nach dem Grund fragt, sage ich einfach weil ich zu schlecht in der Schule war. Aber das war eigentlich nicht der Auslöser."
Ich zog meine Augenbrauen hoch und schaute ihn ungläubig an.
„Jaha, ich bin scheisse in der Schule und offiziell ist es auch der Grund", meinte er genervt. „Aber ich wurde ausgeschlossen, weil ich meine Kräfte manchmal während des Spiels gebraucht habe. Ich war immer ein bisschen schneller als der schnellste des gegnerischen Teams. Und unsere Bälle flogen immer perfekt rein, während bei den anderen zufälligerweise von irgendwo ein Windstoss gekommen ist, der den Ball auf die andere Seite fallen liess. Aber da Westwood, der Trainer, leider auch ein Götterkind ist, hat er es irgendwann bemerkt. Das war der grösste Zusammenschiss, den ich je bekommen hatte." Er lachte trocken auf.
„Aber wieso hast du es überhaupt gemacht?", hakte ich nach.
„Es machte einfach Spass. Und wenn man die Energie nur so kurz braucht, glühen deine Augen auch nicht. Ich war ein ganzes Jahr lang Captain. Und hätte ich es nicht gemacht, wären wir richtig schlecht gewesen. So wie jetzt", meinte er und nickte zum Spiel. Es stand vier zu zehn.
„Und wieso sitzt du deswegen im hintersten Ecken im Schatten?"
„Ich könnte auch von der Tribüne aus das Spiel manipulieren. Er hat gesagt, wenn er mich nur einmal bei einem Spiel sehen würde, dann wärs das an dieser Schule gewesen."
„Und du bist trotzdem hier?", fragte ich ungläubig nach. Das war ziemlich fahrlässig, dann trotzdem zu einem Spiel zu erscheinen.
„Basketball war und ist das Einzige, das mich interessiert", antwortete er knapp.
„Es hat nicht nur gute Seiten an sich. Du bist im Leichtathletik Team, oder?", fragte er nach. Ich nickte.
„Wenn es jemand rausfindet, dass du die gleichen Kräfte hast wie ich, wirst du nicht mehr lange dabei sein. Auch wenn du sie nicht brauchst, das können sie ja nicht wissen und werden dir auch nicht glauben. Dann kannst du immer bei mir im Schatten sitzen", sagte er verbittert.
Okay, das war hart diskriminierend.
Den Rest des Spiels verbrachten wir schweigend. Er hat mich irgendwie mit seiner pessimistischen Laune angesteckt. Und dass die Lions verloren, machte die Stimmung auch nicht besser. Aber ich wollte guter Zuversicht sein und merkte mir die guten Augenblicke. Ace schoss sechs weitere Körbe und Silas fünf. Denn ich hatte natürlich nicht vergessen, dass ich nachher noch etwas mit Ace unternahm. Ehrlichgesagt hatte ich während des ganzen Spiels grösstenteils an das gedacht. Ich bereute es umso mehr, dass ich mich aus dem Haus schleichen musste und deswegen nichts Schöneres anziehen konnte. Meine blauen Mom Jeans und mein weisses Top waren nichts wirklich Beeindruckendes.
Nach dem Schlusspfiff verliess ich ohne ein weiteres Wort zu Josh die dunkle Ecke und ging nach draussen. Ich beschloss vor dem Haupteingang zu warten, dann würde ich ihn sicher nicht verpassen. Aber zuerst lief Eleanor in mich rein.
„Amber! Wo bist du gewesen?", rief sie mir zu, da es immer noch ziemlich laut war und obwohl sie direkt vor mir stand. Ich zog sie am Arm ein bisschen von der grossen Menge weg.
„Ich war auf der anderen Seite gewesen. Ich bin zu spät gekommen und da wollte ich nicht auch noch die Seite wechseln", antwortete ich ihr, aber erwähnte Josh nicht. Keine Ahnung auf was für schmutzige Gedanken sie kommen würde, wenn ich erzählte, dass ich mit ihm in der oberen dunklen Ecke war, wo uns niemand gesehen hatte.
„Achso okay", meinte sie bloss. „Und hat alles geklappt? Haben es deine Eltern nicht gemerkt?"
„Ja, ich denke, sie haben nichts gemerkt."
„Du musst mir dann alles erzählen, wie es mit Ace war", forderte sie und zwinkerte.
„Das erste Date vergisst man nie", meinte sie noch, bevor sie sich umdrehte und wieder in der Menschenmenge verschwand. Sie hatte Recht. Ich lehnte mich an die Schulmauer und wartete wieder. Es waren langsam alle aus der Sporthalle gekommen und die Menge löste sich weiter auf. Vereinzelte blieben noch und standen in Grüppchen zusammen. Wahrscheinlich warteten die auch auf jemanden. Ich setzte mich auf die kleine Treppe vor dem zweiten Schuleingang. Erst jetzt verliessen auch Lehrer die Halle. Automatisch dachte ich an Josh und wie er wohl aus dem Gebäude raus gekommen war. Ich beobachtete sie noch, wie sie zu ihren Autos gingen und dann auch davonfuhren. Als hätte er meine Gedanken gehört, kam eine Minute später Josh aus der Halle.
Er schaute vorsichtig um den Ecken, um wahrscheinlich nach Lehrern Ausschau zu halten.
„Sie sind weg", rief ich ihm zu. Als er mich entdeckte, legte sich ein spöttisches Lächeln auf seine Lippen.
„Was willst du noch hier?", fragte er und kam auf mich zu.
„Ich warte auf Ace", antwortete ich ihm und reckte ihm mein Kinn entgegen. Wenn er dachte, dass ich auf ihn gewartete hatte, hatte er sich sowasvon geschnitten.
„Aha", meinte er bloss und setzte sich neben mich auf die Treppe.
„Und du?", fragte ich.
„Ich gehe. Die anderen finden mich schon", meinte er.
Gerade als er wieder aufstand, kam Ace aus der Halle. Er sah mich – uns – sofort und kam auf uns zu.
„Hey Ace", sagte Josh und ging ihm entgegen. „Du hast gut gespielt. Silas auch, aber die andern kann man einfach nicht gebrauchen."
Sie gaben sich ihren Clap und Ace erwiderte: „Bro, danke dass du das sagst, aber wir waren alle nicht gut genug."
Ich stand auch auf. „Silas, Ryan und Jordan sind noch drinnen. Sie kommen sicher bald", meinte Ace und machte seitwärts einen Schritt zu mir. Josh nickte und ging zu irgendwelchen Leuten, woraufhin Ace sich mir zuwandte.
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Die Tochter des Todes
FantezieSeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...