Ich stellte mein Tablett extra laut auf unserem Tisch ab und versuchte gar nicht erst meine Wut zu verstecken. Ich setzte mich wie immer zwischen Ace und Eleanor und stiess wütend eine Nudel auf.
„Wow, was ist dir über den Weg gelaufen?", fragte Silas mich. Die Jungs tauschten alle einen fragenden Blick aus, um abzuchecken, dass sie alle etwas verpasst hatten. Josh spielte hervorragend mit.
„Nichts", gab ich knapp zurück. Er hatte bloss gesagt, ich sollte ihnen nichts von dem, was passiert war, erzählen, nicht dass ich meine Wut verstecken musste. Bei jeder Nudel, die ich aufspiesste, stellte ich ihn mir vor.
„Herrlich, wie du deine Emotionen nicht verstecken kannst. Jetzt erzähl, was ist passiert?", hakte Kenzo weiter nach.
„Wieso sollte ich sie verstecken? Und immer noch, es ist Nichts", antwortete ich trotzig.
„Und wieso bist du dann so wütend?", fragte Ace weiter.
„Lasst sie doch schmollen. Sie will nur Aufmerksamkeit", meinte Josh. Ich hob meinen Blick von meinem Teller und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wenn Blicke töten könnten, wäre er heute schon zehnmal gestorben.
„Habt ihr euch schon wieder gestritten?", fragte Kenzo misstrauisch, der unserem Blickwechsel anscheinend gefolgt war. Joshs linke Augenbraue zuckte fast unmerklich nach oben, als würde er sagen wollen, los sag ihnen, dass zwischen uns nichts passiert ist.
„Nein, wie kommst du darauf?", meinte ich dann und presste ein Lächeln heraus. Ich glaube, mein Lächeln hatte noch nie so fake ausgesehen.
„Hm", erwiderte Kenzo immer noch misstrauisch, als würde er mir nicht glauben. „Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen."
„Kenzo, kein chinesisches Sprichwort wird dich weiterbringen. Es ist nichts passiert."
„Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen die Richtung." Er zog seine Augenbrauen hoch, wandte sich dann aber wieder seinem Essen zu.
„Eleanor?", wandte sich Silas an seine Schwester, der es noch nicht aufgegeben hatte.
„Von mir erfährt ihr garantiert nichts", meinte sie sofort. „Kommt schon, nur noch zwei Tage Schule und dann ist Weihnachten. Und der Ball ist auch noch." Sie versuchte eindeutig das Thema zu wechseln, wofür ich ihr echt dankbar war. Aber hätte sie bloss nicht den Weihnachtsball erwähnt. Das würde das nächste Desaster werden. Wahrscheinlich würde ich gar nicht mehr hingehen. Am Anfang versprachen wir uns alle (ausser Kenzo, der ging mit seiner Freundin), dass wir einfach alle zusammen gingen, dann würde die Date Suche nicht so kompliziert werden. Aber dann hatte Silas es vergessen und doch noch sein nächstes Mädchen gefragt. Ein süsses Mädchen hatte Ace gefragt und er hatte nicht nein sagen können. Liam Langford – Eleanors langjähriger Crush – hatte sie auch noch gefragt. Und da hätte ich nicht erwarten können, dass sie nein sagt. Und wer blieb übrig? Josh und ich.
„Aber du solltest deine Wut irgendwo rauslassen, Schwester." Sie schaute mich aufmunternd an. Dann schaute sie vorsichtig zu den anderen.
„Eleanor, wage es nicht", meinte Josh bedrohlich.
„Wir haben gesagt, wir sprechen nie darüber", erwiderte Ace ernst.
„Was?", fragte ich sofort nach. Jetzt wurde ich hellhörig. Die Jungs schauten alle in ihr Essen und Eleanor schaute mich bedrückt an.
„Kommt schon, irgendwann würde sie es sowieso herausfinden und dann würde sie uns nur hassen, weil wir ihr nie davon erzählt haben."
„Was?", fragte ich nochmals mit Nachdruck.
„Gut gemacht Eleanor, jetzt müssen wir es ihr ja fast erzählen", sah Silas ein. „Kann mir bitte jemand verraten, über was ihr redet?", hakte ich weiter nach.
„Naja, es gibt so etwas wie eine Kampfarena", fing Kenzo an.
„Eine Kampfarena?", wiederholte ich ungläubig.
„Praktisch alle Götterkinder verbringen ihre Abende dort. Man kann gegeneinander kämpfen mit den Kräften. Man kann sehr gut seine Wut rauslassen. Wer zuerst zehn Sekunden auf dem Boden liegt, hat verloren. Töten ist nicht erlaubt."
„Es gibt eine Arena, wo man richtig gegen andere kämpfen kann und ihr habt mir nie etwas davon erzählt?!"
„Ja, weil du sonst sofort dahin gerannt wärst und kämpfen wolltest. Aber du musstest zuerst anders lernen deine Kräfte zu beherrschen." Okay, Ace hatte Recht.
„Aber jetzt kann ich sie ja beherrschen."
„Ich dachte du hast immer noch Mühe mit der Schnelligkeit?", meinte Ace.
„Nein, gestern habe ich es geschafft", erzählte ich stolz.
„Ach, das ist ja super", erwiderte Kenzo und alle schienen positiv überrascht.
„Ohne mich hätte sie es nie geschafft", warf Josh arrogant ein. Ich atmete tief ein. Hatte der es heute speziell darauf angelegt mich zu provozieren? Am liebsten hätte ich ihnen erzählt, dass ich es ohne ihn geschafft hätte, aber dann wären zu viele Fragen aufgekommen. Ich spürte Joshs anstachelnden Blick auf mir, aber ich schaute konzentriert meine Nudeln an.
„Naja jedenfalls, ich will dahin", klärte ich. „Wie gesagt, ich muss meine Wut irgendwo rauslassen."
„Wenn du unbedingt willst", sagte dann überraschender Weise Josh.
„Aber du weisst, die Leute, die dort kämpfen, haben längere Erfahrung mit Kräften, als drei Monate. Die sind richtig stark."
„Aber wäre das nicht ein gutes Training, falls ich auch mal gegen diese bösen Götterkinder kämpfen müsste?"
„Da hast du Recht", sah Ace ein.
„Habt ihr schonmal dort gekämpft?", fragte ich neugierig weiter, woraufhin sie sich belustigt ansahen und mich mitleidig anlächelten.
„Schonmal? Fast jede Woche seit wir sechszehn sind, sind wir dort", erzählte Kenzo.
„Silas, Eleanor, ihr auch?", hakte ich nach.
„Wir schauen nur zu. Es sind physische Kämpfe", erklärte Silas.
„Hm okay, aber das heisst, theoretisch könnte ich dort drinnen auch gegen jemanden von euch kämpfen?", fiel mir ein und mein Blick fiel auf Josh.
„Theoretisch schon, aber ich weiss nicht, ob du dir das antun willst", antwortete er mir grinsend. Wahrscheinlich konnte er sich vorstellen, gegen wen ich kämpfen wollte. Wie gerne würde ich meine Wut an dem auslassen, der auch Schuld daran war.
„Aber der Gewinner muss immer weiter kämpfen. Solange bis jemand kommt, der ihn besiegt."
„Und wo sollte das ganze stattfinden?", fragte ich interessiert weiter. Eine so grosse Arena wäre doch sicher mal aufgefallen.
„Wir zeigen es dir heute Abend", meinte Kenzo. „Treffen wir uns um halb acht beim alten Bahnhof."
„Du kannst bei uns mitfahren", bot Eleanor sofort an.
„Gerne", nahm ich das Angebot an. Ich hatte keine Ahnung, wo dieser alte Bahnhof sein sollte.
A/N: Schreibt mir gerne in die Kommis, wie es euch gefällt :) Danke an alle, die es lesen und mir Votes hinterlassen <3 - Nicole ^^
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Die Tochter des Todes
FantasySeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...