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Ich betrat am nächsten Morgen selbstsicher das Schulgebäude. Besser gesagt aufgeregt, nervös, unsicher, aber selbstsicher gespielt. Ich hatte heute keine einzige Stunde mit Eleanor gemeinsam, weshalb ich hoffte, dass die Jungs immer noch so offen waren, wie gestern. Auch hatte ich das Gespräch nicht vergessen. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie ich mehr herausfinden sollte, aber ich hatte beschlossen, mehr auf Details zu achten. Ich ging den langen Gang unter den durchdringenden Blicken meiner Mitschüler entlang.

Die Anspannung fiel von meinen Schultern ab und wurde durch Erleichterung ersetzt, als ich schon von weitem Ace sah, der sich an meinem Spind angelehnt hatte. Ich bemerkte, wie jedes Mädchen, das an ihm vorbeilief ihn interessiert ansah und nur langsam den Blick abwandte. Als ich näher kam, sah ich, dass ein Mädchen mit ihm sprach. Ich kannte ihren Namen nicht, aber ich wusste, wer sie war. Die Oberzicke. Eine Strähne ihrer langen, geglätteten, blond gefärbten Haare wickelte sie um ihren Zeigefinger und versuchte wahrscheinlich verführerisch zu wirken. Was ihr aber überhaupt nicht gelang. Ich konnte die Tonnen Make-up auf ihrem Gesicht schon von mehreren Metern Abstand erkennen. Sie hatte ein knallenges, bauch- und schulterfreies, rotes Top an und dazu eine weisse Hotpants, bei der ihr halber Arsch rausschaute. Ich erkannte auch ihren Hofstaat paar Meter entfernt, der gespannt auf ihre Anführerin wartete.

Sie brabbelte Ace voll, während dieser gelangweilt manchmal nickte. Ich beschleunigte meine Schritte, um ihn aus dieser sichtlich unangenehmen Situation zu befreien.

„Hey", sagte ich gut gelaunt zu ihm, worauf Barbie ihren Vortrag unterbrach.

„Hi", sagte Ace und seine Miene hellte sich augenblicklich auf. Barbie schwang sich ihre Haare über die Schultern, musterte mich von oben bis unten und sah mich verachtend an.

„Wir sehen uns", meinte sie noch zu ihm, bevor sie sich umdrehte und zu ihrem Gefolge stolzierte.

„Hoffentlich nicht", murmelte Ace mitleidig, als er ihr noch kurz nachgeschaut hatte. Ich lachte über seinen Kommentar und öffnete mein Schliessfach.

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht so lange warten lassen", sagte ich zu ihm, obwohl ich nicht einmal gewusst hatte, dass er auf mich warten würde.

„Kein Problem", meinte er cool, während ich den Stundenplan anschaute, den ich drinnen aufgehängt hatte.

„Was wollte sie?", fragte ich interessiert.

„Sie hat mich zu ihrer Party eingeladen."

„Und wirst du gehen?"

„Nein. Ich war auf der ersten und das hat mir gereicht. Zu den folgenden gefühlt tausenden bin ich auch nie gegangen. Keine Ahnung wieso sie mich immer noch einlädt." Ähm, vielleicht weil du unglaublich gut aussiehst, sportlich und talentiert bist?

„Was sind das für Partys?", fragte ich neugierig weiter nach.

„Viel Alkohol. Dann zuerst solche Spiele wie Flaschendrehen, aber es eskaliert immer. Und nachher machen alle nur noch miteinander rum. Richtig hirnlos. Aber Leute wie sie oder Josh und Silas lieben diese Partys." Wie konnte man so etwas cool finden? Und wie konnte man überhaupt bei so etwas mitmachen?

„Was hast du jetzt?", fragte ich ihn, als ich meine Spindtüre geschlossen hatte.

„Kunst. Du?"

„Auch Kunst", sagte ich lächelnd.

„Wirklich? Du bist meine Rettung", meinte er erleichtert, „die letzten Jahre musste ich mich immer mit Serena unterhalten. Die anderen haben alle Kunst abgewählt."

„Wer ist Serena?", fragte ich grinsend nach.

„Die Blonde von vorhin. Serena Summer", antwortete er mir.

Die Tochter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt