„Was... von wo...?", stotterte ich sprachlos und schaute verwirrt zu Josh. Ihre Augen wurden noch grösser, als sie diese Antwort als ja interpretierte. Sie sagte aber nichts, griff nach meinem Handgelenk und zog mich von der Tanzfläche. Josh folgte uns natürlich.
„Skye, von wo weisst du das?", fragte er leise und ernst. Sie warf mir nochmals einen ängstlichen Blick zu und holte tief Luft.
„Ich wollte gerade gehen, als mein Dad nach Hause kam. Er hat irgendwie traurig und genervt gewirkt, also habe ich gefragt, was los sei. Er hat geseufzt und erzählt, dass sie auf der Arbeit – also der OGA – ein Hadeskind gemeldet wurde. Ich habe natürlich sofort nachgehakt. Er sagte, gestern Abend in der Arena hätte es einen Vorfall gegeben mit einem blonden Mädchen, das niemand gekannt hätte. Sie hätten den ganzen Tag nach Infos gesucht und gerade vorher hätten sie sie gefunden. Sie wohne in der Nähe und ginge an meine Schule. Mehr haben sie ihm nicht verraten." Ich schaute ängstlich zu Josh. Er sah gleich verunsichert aus wie ich.
„Ich weiss nicht, ob es gut ausgeht, wenn du hierbleibst. Sie kommen." Oh Gott, sie hatte Recht. Diese Leute brachten jeden um, der Blut von Hades in sich hatte. Bei mir würde es nicht anders sein.
„Wir müssen es sofort den anderen sagen", meinte Josh. Seine emotionslose Stimme traf mich überrascht.
„Okay, treffen wir uns so schnell wie es geht draussen." Er nickte knapp, dann wandte er sich ab, schon auf der Suche nach unseren Freunden. Ich wollte auch schon gehen, als mein Blick auf Skye fiel, die auch die Menge absuchte.
„Skye, tausend Dank, dass du uns das gesagt hast." Sie lächelte mich herzlich an. „Aber es ist schon okay, ich will dich da nicht auch noch mit rein ziehen."
„Nein. Mit diesem Wissen könnte ich nicht ruhig dasitzen. Und ihr könntet meine Fähigkeiten gut gebrauchen", widersprach sie mir festentschlossen. Ich hatte zwar noch ein schlechtes Gefühl im Magen, konnte aber nicht leugnen, dass mich ihre Unterstützung erleichterte.
„Danke", meinte ich dankbar und machte mich auf die Suche nach Eleanor. Zum Glück hatte das Lied aufgehört, sonst hätte ich es nicht geschafft, irgendjemanden in so einem schönen Moment zu stören. Hätte Skye doch bloss zwei Minuten warten können, dann hätte ich endlich erfahren, was Josh mir sagen wollte. Aber ich hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken. Das musste warten.
Die Hades-sache war jetzt ganz real.
Ich entdeckte Eleanor und Liam am Rand sprechend und lachend. Liam schaute sie so verliebt an, mir schmolz das Herz dahin. Der arme Junge, es tat mir leid, dass ich gleich dein Date entführen musste.
„Eleanor!", begrüsste ich sie ausser Atem.
„Amber", sagte sie und lächelte noch breiter. „Hat er es dir endlich gesagt? Ich habe euch vorhin auf der Tanzfläche gesehen..."
„Oh nein, nein. Es ist..." Sie hob fragend eine Augenbraue. „Sie wissen es."
Sie wusste sofort, was ich meinte und ich konnte sehen, wie ihre Laune in den Keller sank.
„Nein", flüsterte sie mit grossen Augen.
„Was ist los?", fragte Liam verwirrt, der natürlich überhaupt nichts kapierte.
„Ähm, es ist etwas kompliziert. Ich werde dir alles erklären, aber jetzt ist gerade keine Zeit dazu." Sie schaute ängstlich zu mir.
„Wir müssen uns beeilen", bestätigte ich ihr leider. Sie schaute nochmals verzweifelt zu Liam. Sie gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor wir ihn alleine liessen.
„Von wo weisst du es?"
„Skye hat es Josh und mir erzählt, die es von ihrem Dad weiss. Wir müssen es noch den anderen sagen. Und es tut mir so leid wegen Liam."
„Das ist erstmal nicht so wichtig. Oh schau, dort ist Kenzo."
Wir gabelten ihn auch noch auf und kurz darauf sahen wir die anderen, wie sie gerade auf der anderen Seite den Saal verliessen. Wir drängten uns auch dorthin durch und traten zu dritt in die kühle Nachtluft hinaus. Josh, Skye, Silas und Ace standen dort und diskutierten heftig, aber drehten sich zu uns um, als sie hörten wie die Türe ins Schloss fiel.
„Was sollten wir bloss tun?", sprach Eleanor das aus, was wir uns alle dachten.
„Du kannst auf keinen Fall hierbleiben", sagte Kenzo an mich gewandt.
„Aber wie gesagt, egal wo du hingehst, wir kommen mit dir", meinte Josh und schaute mir zuversichtlich in die Augen.
„Ihr wisst nicht, was mir das bedeutet", erwiderte ich gerührt.
„Unsere Grosseltern leben in der Nähe von Seattle. Sie haben einen grossen Bauernhof und es würde auch sicher Unterstützung von ihrer Seite kommen", schlug Silas vor.
„Ja stimmt. Es ist in der Nähe zu der Grenze zu Kanada. Ich weiss es nicht, aber vielleicht werden dort Hadeskinder anders behandelt", ergänzte Eleanor.
„Das klingt gut."
„Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Wir teilen uns am besten in zwei Autos auf."
„Ich habe meines gleich hier", meinte Silas, worauf Ace sagte: „Ich auch."
„Aber falls es wirklich zu einem Kampf kommen sollte, wie sollten wir in so etwas kämpfen?", warf ich ein.
„Da hast du Recht", sah Ace ein.
„Ich kann schnell andere Kleider holen gehen", schlug Josh vor. „Ja genau, trefft mich irgendwo, dann könnt ihr doch schon losfahren."
„Aber wo? Ich dachte, wir können diese Gabe nur für Orte benutzen, wo man schon mal gewesen ist", warf ich zweifelnd ein. Mir gefiel der Gedanke von Josh getrennt zu sein überhaupt nicht.
„Dann trefft mich in Shineville. Bis zum äusseren Rand unserer Nachbarstadt sind es etwa zwanzig Minuten. Da bin ich schon oft gewesen und in zwanzig Minuten schaffe ich es ein paar anständige Kleider aufzutreiben." Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl bei der Sache.
„Ich weiss, wo du meinst. Dort bei der grossen Wiese neben dem Haus meines Cousins oder?"
„Ja genau. Also machen wir es so. Wir sehen uns in zwanzig Minuten." Josh schaute noch einmal zu mir. In seinem Blick lag... Angst?
Angst, dass wir uns vielleicht gar nie mehr sehen würden?
Angst, dass es in zwanzig Minuten schon zu spät war?
Angst, dass er mir nie sagen könnte, was er mir sagen wollte?
Ich schaute ihn mit grossen Augen an, sagte aber nichts und unterdrückte mein Verlangen nach einer Umarmung. Er wandte seinen Blick ab und war sekundenspäter verschwunden.
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Die Tochter des Todes
FantasySeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...