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„Ich wusste ja, dass mein T-Shirt cool ist, aber dass ich es das nächste Mal an dir sehe, hätte ich dann doch nicht erwartet", grinste Josh. Es war einfacher ihn zu verachten, als dass eine merkwürdige Spannung zwischen uns war, weshalb ich ihm zum ersten Mal für einen blöden Spruch dankbar. Aber ich realisierte zuerst gar nicht, was er da sagte.

„Was?", sagte ich dann geschockt, als seine Worte endlich bei mir ankamen. Ich schaute panisch an mir runter und erkannte leider das Shirt, das ich anhatte, als seines wieder. Ich hatte vorhin einfach irgendeines aus meinem Schrank genommen. Und da ich es in meine Shorts gestopft hatte, hatte ich nicht bemerkt, wie lang es war. Josh schaute immer noch auf sein T-Shirt, das ich trug und grinste. An dem spielerischen Funkeln in seinen Augen erkannte ich, wie sehr er diese Situation genoss.

„Du hast mich gestresst, das war definitiv keine Absicht gewesen!"

„Jaja", erwiderte er sarkastisch und zog seine linke Augenbraue hoch.

„Wirklich!", sagte ich mit Nachdruck.

„Mhm", meinte er amüsiert und lachte. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wieso musste ich von all meinen Oberteilen ausgerechnet seines nehmen?!

„Gehen wir noch weiter in den Wald rein", bestimmte er noch immer mit einem siegessicheren Lächeln. Sein Ego zu stärken war wirklich das letzte, was ich tun wollte. Und wenn er wüsste, dass das ja eigentlich schon das zweite Mal war, als ich es anhatte. Wir liefen schweigend weiter in den Wald hinein.

„Spürst du schon etwas?", fragte er dann irgendwann. Ich lauschte in mich hinein und suchte nach dem göttlichen Blut in meinen Adern. Und tatsächlich irgendwie konnte ich mein Blut besser fühlen. Nicht nur das, ich spürte sogar ziemlich sicher das göttliche Blut. Es war wie kleine, glitzernde Steinchen, die in meinem Blut trieben und darauf warteten, dass sie aktiviert wurden.

„Ja, irgendwie schon", antwortete ich nach einer Weile.

„Wirklich?", fragte Josh überrascht zurück und blieb stehen.

„Ja."

„Denkst du, du kannst sie irgendwie hervorrufen?", wunderte er sich.

„Keine Ahnung", meinte ich, aber ich wollte es versuchen und schloss meine Augen. Ich stellte mir vor, wie die Teilchen sich schneller bewegten und sich irgendwie ausbreiteten und mein ganzes Blut göttlich war. Aber so sehr ich es mir auch bildlich vorstellte, es klappte nicht.

„Es geht nicht", teilte ich Josh mit. „Ich spüre diese Teilchen, aber ich kann sie nicht bewegen."

„Aber es ist gut, dass du die schon siehst. Dann wird es weniger brauchen, um sie zu aktivieren. Versuch beim nächsten Mal dich auf die Teilchen zu konzentrieren und was sie machen", meinte er.

„Okay", sagte ich zögernd.

„Ich werde dich nicht verletzen, okay?", sagte er mit Nachdruck und schaute mir ehrlich in die Augen. Ich wollte ihm schon anwerfen, dass er das letztes Mal auch gesagt hatte, als er grinsend sagte: „Ich will ja nicht, dass mein T-Shirt dreckig wird." Ich seufzte und verdrehte meine Augen. Wie viele Sprüche über das werde ich mir heute noch anhören müssen?

Ich sah ihn fragend an und wartete darauf, dass er mit dem, was es auch immer sein mochte, anfing. Er schloss kurz seine Augen, nur um sie paar Sekunden später wieder weiss glühend zu öffnen. Wie im Film kam ein Windstoss auf, der ihm dramatisch alle Strähnen, die ihm einzeln in die Stirn hängten, wegbliesen. Machte er das absichtlich?

Er hob seine Hände an und plötzlich kam ein extrem starker Luftzug auf, der mich locker eineinhalb Meter in die Luft beförderte und mich über dem Boden schweben liess. Ich musste mir einen überraschten Schrei unterdrücken.

Aber diesmal wusste ich, was ich machen musste. Ich versuchte Ruhe zu bewahren und spürte die Teilchen – ohne mich gross darauf zu konzentrieren – wie sie in mir pulsierten.

Es war als würde ich sie wie Muskeln anspannen und sie sich verbinden würden. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es machte, aber irgendwie stiess ich meine Macht aus mir raus.

Ein Windstoss kam aus meinen Händen raus und prallte gegen Josh. Sofort stolperte er nach hinten, seine Augen hörten auf zu glühen und ich fiel auf den Boden, aber zum Glück gaben meine Beine nicht nach.

Füreinen Moment war er sprachlos und schaute mich nur leicht aus der Fassunggebracht an. 

Die Tochter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt