Ruckartig erwachte ich und setzte mich schnell auf. Ich fuhr mir seufzend über das Gesicht und versuchte meine Atmung wieder zu verlangsamen. Ich hatte wieder einen Alptraum gehabt. Besser gesagt den Alptraum. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas Anderes geträumt hatte. Ich war froh, wenn ich einfach ruhig und traumlos schlief. Dieser Alptraum war etwas von den wenigen Dingen, an die ich mich nie gewöhnen würde. Aber ich brauchte Schlaf, sonst konnte man mit mir den ganzen Tag über nichts anfangen. Obwohl ich nur wenige Stunden Schlaf, meine ganze Körperflüssigkeit rausgeschwitzt und auf einer unbequemen Luftmatratze geschlafen hatte, hatte ich mich noch nie so ausgeschlafen und fit gefühlt. Überrascht von meiner Energie stand ich auf (normalerweise war ich ein richtiger Morgenmuffel) und schaute erstmals aus dem Fenster raus. Ich quietschte vor Freude auf, als ich sah, dass ein grosser Lieferwagen vor unserer Haustür stand.
Das mussten unsere Möbel sein! Endlich! Ich rannte runter und sah, dass zwei fremde Männer unsere Küche einbauten und meine Eltern den Tisch und Stühle zusammenschraubten.
„Guten Morgen", rief ich gut gelaunt von der Treppe aus. Dass mich zwei vollkommen Fremde im Pyjama sahen, störte mich nicht. Denn sie waren sowieso viel älter als ich, hatten vermutlich Frau und Kinder zu Hause und ich werde sie wahrscheinlich nie wieder in meinem ganzen Leben sehen. Vier Köpfe wandten sich zu mir. Die beiden Männer lächelten mich nur an, bevor sie mit ihrer Arbeit fortfuhren. Dad fing an zu lachen, als er mich in meinem Mickey Maus Schlafanzug sah.
„Wenn du geduscht und dich angezogen hast, kannst du gerne helfen", sagte er zu mir. Genau das machte ich dann. Den ganzen Tag lang schraubten wir Möbel zusammen. Manchmal auch wieder auseinander wenn ich zwei falsche Teile aneinander gebohrt hatte. Jason half auch mit, als er ungefähr um zwölf Uhr mittags endlich mal aufgestanden war.
Als die Sonne schon untergegangen war, liess ich mich endlich auf mein neues Bett fallen. Ich hatte mein ganzes Zimmer allein aufgebaut und war wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Mein Tisch, Schrank und Bett bestanden alle aus hellbraunen Holz, ein blaues Sofa stand in der einen Ecke und ein weisser Flauschteppich lag vor meinem Bett. Trotzdem fand ich, dass es immer noch merkwürdig leer und unpersönlich wirkte. Es hingen noch keine Fotos an den Wänden und keine Bilder oder sonstige persönliche Sachen waren aufgestellt. Ausserdem war es viel zu ordentlich. In New York hatte immer ein riesiges Chaos in meinem Zimmer geherrscht. Wahrscheinlich wird es nach einer Woche hier genau gleich aussehen. Auf meinen kleinen Privatbalkon standen ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Drei Umzugskartons standen noch hier, da ich noch nicht dazugekommen war, alles auszuräumen.
Mein iPhone klingelte und ich rollte mich aus dem Bett, sodass ich an es rankam, da es auf dem kleinen Tischchen neben meinem Bett lag. Eleanors Name leuchtete auf und ich nahm ab.
„Hi Eleanor", sagte ich in das Gerät rein, bevor sie etwas sagen konnte.
„Hi Amber, ich hoffe, ich störe nicht."
„Nein, nein überhaupt nicht."
„Ich habe gerade eben wieder gemerkt, wie faul ich bin", meinte sie lachend. „Ich hätte einfach schnell zu dir rüber gehen können, aber die zwanzig Meter von deiner Haustür zu meiner Türe sind mir schon zu viel. Also ich rufe an wegen morgen. Treffen wir uns im Sekretariat, du brauchst ja noch deinen Stundenplan. Ich hoffe, wir haben so viele Stunden wie möglich zusammen. Den Weg kannst du nicht verfehlen. Folge einfach allen Schildern die zur Kinnetyhigh zeigen und wenn du angekommen bist, siehst du das Sekretariat sofort." Ich wollte gerade antworten, als ich hörte wie jemand im Hintergrund mehrmals nach ihr rief.
„Silas, halt deine Fresse, ich komme gleich!", rief sie ihrem Bruder zurück.
„Okay, treffen wir uns im Sekretariat", antwortete ich ihr nun.
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Die Tochter des Todes
FantasiaSeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...