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Als es dann endlich zur fünfzehnminütigen Pause klingelte, war ich froh endlich aus diesem Raum raus zu können. Wie sollte mein Leben an dieser Schule weitergehen, wenn ich schon am ersten Tag so dachte? Ich ging zu meinem Spind, um das dicke Chemiebuch (welches mir der Lehrer mir zur Verfügung gestellt hatte, bis ich mein eigenes hatte) ab zu laden.

Als ich gerade mein Schliessfach schloss, lehnte sich ein Mädchen an den Spind neben meinem und schaute mich an.

„Hey, ich bin Liz Strickland", stellte sie sich vor, als ich ihren Blick erwiderte.

„Hi, ich..."-„ich weiss wer du bist. Amber Campbell richtig? Naja also ich habe gehört, du machst Leichtathletik. Oder hast gemacht, was auch immer. Ich bin Leiterin von der Leichtathletik Gruppe der Kinnetyhigh. Und unser aktuelles Team könnte wirklich besser sein und wir könnten Zuwachs gebrauchen. Also...bist du dabei?", sie lächelte mich breit an und schaute mich so hoffnungsvoll an, dass ich unmöglich nein sagen konnte.

„Klingt wirklich toll", antwortete ich ihr und lächelte zurück.

„Ah super!", meinte sie und freute sich sichtlich.

„Oh du musst uns zwar noch vorführen, was du kannst und ich und meine Team Kollegen werden dann entscheiden, ob wir dich aufnehmen. Aber ich denke nicht, dass wir irgendjemanden ablehnen können, wir können jeden Freiwilligen gebrauchen. Also mach dir keine Sorgen." Liz freute sich wirklich. Und es freute mich auch, dass sie so offen auf mich zukam.

„Wir trainieren immer am Dienstag und am Donnerstag von halb vier bis fünf. Also komm einfach vorbei. Es ist bei der grossen Rund Bahn, kannst du nicht nicht finden. Ich freue mich schon dich kennenzulernen. Ah, aber die ersten zwei Wochen nach den Ferien trainieren wir noch nicht. Eigentlich keine Ahnung warum, wir haben den Platz irgendwie nicht."

„Okay cool, ich werde da sein. Dann bis in zwei Wochen", sagte ich zu ihr, als sie fertig geredet hatte.

„Bis dann", verabschiedete sie sich von mir.

Ich schaute ihr lächelnd hinterher. Ein Leichtathletik Team war echt perfekt. Dann konnte ich wenigstens eins meiner Hobbys an der Schule weiter machen. Nur etwas, was sie gesagt hatte, hatte mich ein bisschen beunruhigt. Woher wusste sie das schon? Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht mit mir in Chemie gewesen war. Sprach sich das wirklich so schnell rum? Das toppte sogar noch meine alte Schule.

Ich stand immer noch an meinem Schliessfach, als mir wieder einfiel, was Eleanor vorhin zu mir gesagt hatte. Ach und, beeil dich, sonst sind die guten Plätze in der Ecke weg. Ich wollte schon weggehen, als ich erneut aufgehalten wurde. Ein Junge stellte sich mir in den Weg und sagte: „Du hast etwas verloren." Er hielt ein zerknittertes Blatt in der Hand und lächelte mich süss, schief an. Und weil mein Hirn bei diesem wunderschönen Lächeln aussetzte, schaute ich nur in sein Gesicht und nicht auf das Blatt, das er mir geben wollte. Seine Haare waren weissblond und seine Frisur war einfach nur perfekt. Sie waren etwas länger, als die meisten sie trugen aber sahen einzigartig aus. Seine Nase war etwas schief, als wäre sie mal gebrochen gewesen, aber passte perfekt in sein Gesicht. Seine Augen schimmerten Eisblau. Und diese Grübchen in den Wangen! Er hob fragend seine linke Augenbraue und holte mich so aus meiner Starre. Er drückte es mir in die Hand und ich erkannte es, als meine Kritzeleien von letzter Stunde wieder, die ich am Ende achtlos weggeworfen hatte.

„Ähm, ich wollte es eigentlich nicht mehr haben, deswegen war es auch im Abfall", brachte ich endlich raus.

„So etwas gehört nicht in den Abfall", widersprach er mir.

„Ace Hunter! Kommst du endlich?", riefen ihm seine Kollegen zu, die am Ende des Gangs auf ihn warteten. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, war er auch schon verschwunden gewesen und ich konnte ihm nur hinterherstarren. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Ich wollte nicht, dass ich schon am ersten Tag einem Jungen hinterherschaute. Ich blickte auf das Blatt in meiner Hand und musste mir eingestehen, das Eichhörnchen und das Reh waren gar nicht mal so schlecht geworden.

Die Tochter des TodesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt