Und schon traten wir aus dem dichten Wald und standen vor dem Auto. Ace warf mir einen besorgten Blick zu, bevor Silas das Auto aufschloss. Ich wollte gerade hinter Ace einsteigen als Josh mir zurief: „Ach und Campbell!" Ich drehte mich um und sah ihn müde fragend an.
„Morgen nach der Schule um vier. Genau hier. Vertraue mir, es wird lustig werden", rief er und zwinkerte mir belustigt zu, bevor er sich umdrehte und wieder so schnell verschwand. Genau weil er das gesagt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es überhaupt nicht lustig werden würde. Zumindest nicht für mich. Ich seufzte und stieg in das Auto. Ich sass wieder in der Mitte und sah leider genau mein Spiegelbild im Rückspiegel.
Ich sah schrecklich aus. Die Wunde auf meiner Stirn war zwar zum Glück kleiner als sie sich anfühlte, aber war immer noch offen und blutend. Ich wischte das Blut, das über meine Stirn hin zu meiner Schläfe gelaufen war, vorsichtig weg. Ich hatte mehrere kleine Kratzer im Gesicht, von den Ästen, die mir bei meiner Flucht ins Gesicht geschlagen hatten. Meine Haare waren total struppig.
„Oh verdammt", murmelte ich, als ich mir meinem schlechten Zustand bewusst wurde. Was würde ich bloss meinen Eltern erzählen? Silas startete den Motor und fuhr los.
„Ihr habt nicht zufällig irgendein Wundermittel, das heilt?", fragte ich sie verzweifelt.
„Es gibt tatsächlich eines. Nektar. Es heilt alle Wunden innerhalb von Sekunden. Wir haben es aber nicht, da es nirgendwo in Amerika wächst und viel seltener als Ambrosia ist", antwortete Kenzo mir mitleidsvoll.
„Okay, egal. Ich sage einfach, ich bin in einen tief hängenden Ast gelaufen. Ist ja fast die Wahrheit", lachte ich trocken. Silas fuhr in unsere Strasse ein und hielt vor seinem Haus.
„Steigt ihr schon mal aus. Ich fahre die zwei noch schnell nach Hause", meinte Silas, woraufhin Eleanor ausstieg und Ace ebenfalls, um mir Platz zu machen.
„Tschüss", rief ich Kenzo und Silas im Wagen noch zu, bevor ich rausrutschte (und meinen Schulrucksack mitnahm, der immer noch im Auto gelegen hatte).
„Hey Amber!", hörte ich dann doch noch Kenzos Stimme und er lehnte sich aus dem Auto raus.
„Ja?"
„Lehrer öffnen dir die Tür, hineingehen musst du aber selbst." Er lächelte schief. „Wie lange hast du gewartet, um diesen Spruch jemandem zu sagen?", fragte ich zurück und konnte mir ein müdes Grinsen aber nicht verkneifen. „Lange", antwortete er und grinste zurück. Kenzo zog sich wieder in das Auto zurück und ich wandte mich Ace zu, der immer noch draussen stand.
„Bis morgen", sagte ich zu ihm und lächelte ihn scheu an. Er lächelte zurück, bevor er wieder ins Auto stieg. Ich umarmte Eleanor zum Abschied und sie sagte noch: „Morgen kann ich dir endlich alles über ein paar Leute erzählen. Es gibt mehr von uns, als du denkst." Sie zwinkerte noch, bevor sie sich umdrehte und in ihrem Haus verschwand. Ich blickte über die Strasse zu meinem Haus und sah, dass unten immer noch Licht brannte. Ich holte schnell mein IPhone aus meinem Rucksack und keuchte überrascht auf, als ich sah, dass es schon weit nach Mitternacht war. Zehn verpasste Anrufe von Mom. Okay, das war mein Todesurteil gewesen. Schnell überquerte ich den Abstand zu unserem Haus, drückte die Türklinke runter und trat ein. Ich schloss leise hinter mir die Türe, aber sie hatten mich sowieso schon bemerkt. Zuerst drehten sie sich langsam auf dem Sofa um, sprangen dann aber schnell auf, als sie wahrscheinlich meine Verletzung bemerkten.
„Amber, ist alles okay? Was hast du gemacht?", erkundete sich Dad sofort. „Ja alles ist gut. Wirklich. Ich bin nur in einen tief hängenden Ast gelaufen", antwortete ich schnell. Vielleicht zu schnell. Dad und Mom musterten mich kritisch, aber da sie beide eine lange Karriere als Ärzte hinter sich hatten, bemerkten sie schnell, dass es nichts schlimmes war.
„Und hast du eine Ausrede, warum du erst jetzt kommst?", fragte Mom mitleidlos. Ich seufzte.
„Nein. Wir haben die Zeit vergessen", antwortete ich müde.
„Bitte melde dich doch einfach kurz, wenn du länger wegbleibst." Mom wirkte nicht wütend, aber besorgt.
„Tut mir leid, Mom."
„Aber du kennst die Regel. Es macht uns nichts aus, solange..."
„Solange die Schule nicht darunter leidet, ja ich weiss."
„Geh schlafen", meinte Dad. Dieser Aufforderung folgte ich nur zu gerne.
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Die Tochter des Todes
FantasíaSeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...