Ich öffnete langsam meine Augen, kniff sie aber sofort wieder zu, da mir Sonnenstrahlen direkt ins Gesicht schienen. Wo war ich? Zuhause schien die Sonne erst am Abend ins Zimmer. Ich schaute mich um, als ich auch den Schmerz in meinem Kopf bemerkte. Oh shit; der Alkohol. Ich setzte mich auf und die Decke rutschte mir runter. Warum hatte ich nur meinen BH an?
Oh heilige Scheisse; der Kuss.
Sofort war ich wach. Was war gestern Abend noch passiert? Ich stand auf und sah zum Glück, dass ich meine Unterhose auch noch an hatte. Aber das musste nichts heissen. Ich liess meinen Blick nochmals durch die Hütte schweifen, aber ich hatte vorhin schon bemerkt, dass Josh nicht mehr hier war. Schnell nahm ich meine – nun wieder trockenen – Kleider von der Heizung und schlüpfte rein. Die ganze Zeit versuchte ich mich daran zu erinnern, was alles noch passiert war. Er hatte mir meine Hose ausgezogen, aber wie war es dann weiter gegangen? Mir fiel es beim besten Willen nicht ein. Wie hatte ich zulassen können, dass es zu so etwas kam? Verdammt, das war Josh Collins gewesen! Ich hatte mich immer über alle diese Mädchen aufgeregt, die ihm alles gaben, was er wollte und jetzt war ich auch nicht besser. Meine Erinnerungen an gestern Abend waren immer noch unklar. Aber an etwas konnte ich mich erstaunlich genau erinnern. Dieses gute Kribbeln im Bauch. Es hatte sich so gut angefühlt irgendwie... Nein, das bildete ich mir nur ein. Das war wegen dem Alkohol gewesen. Nur wegen dem Alkohol.
Zufälligerweise fiel mein Blick auf die grosse Uhr, die über der Tür hing. 8:30. Oh nein, vor fünfzehn Minuten hatte die erste Schulstunde angefangen. Eigentlich ein Wunder, dass ich so früh von alleine erwacht war.
Als ich aus der Hütte trat, realisierte ich erst, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich war. Mitten im Wald aber keine Ahnung, wie ich jemals wieder zurückkommen sollte. Meine Wut auf dieses Arschloch wurde mit jeder Minute grösser. Ich musste schnell machen, wenn ich nicht den ganzen Tag in diesem Wald verbringen wollte.
Also rannte ich los. Da ich nicht wusste in welche Richtung, nahm ich einfach die, die mir mein Gefühl sagte.
Und sekundenspäter stand ich am Waldrand, praktisch vor meinem Haus. Ich schnappte erschrocken nach Luft. Wow, das hatte sich toll angefühlt. Ich hatte es endlich geschafft. Ich hatte meine Kraft als Schnelligkeit eingesetzt.
Da meine Eltern bei der Arbeit sein sollten und Jason in der Schule, beschloss ich wenigstens schnell meine Sachen zu holen. Ich nahm den Schlüssel unter dem Fussabtreter und ging hinein. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und eilte in mein Zimmer. Ich warf einige Hefter und Bücher in meinen Rucksack und ging nachher ins Bad. Ich trug Deo auf und warf einen Blick in den Spiegel.
Oh nein, oh nein, oh nein.
Das konnte nicht wahr sein. Panisch trat ich näher an den Spiegel. Ein riesiger Knutschfleck befand sich auf meinem Hals.
Okay, tief durchatmen. Ich zählte innerlich bis zehn, um mich zu beruhigen. Ich hatte keine Zeit so etwas abzudecken und überhaupt; ich konnte es wahrscheinlich gar nicht. Ich war noch niemals in so einer Situation gewesen. Ich brauchte Eleanor.
Vorerst legte ich meine Haare darüber und zog meinen Schal an. Der Schal war vorerst eine gute Lösung, aber ich konnte schlecht den ganzen Tag damit rumlaufen. Ich holte mein Handy in meinem Zimmer. Einen verpassten Anruf und fünf neue Nachrichten von ihr. Schnell schrieb ich ihr zurück. Ich brauche deine Hilfe! Triff mich auf diesen geheimen Mädchentoiletten mit deinem Schminksachen. Es ist ein Notfall!!
Ich verliess das Haus mit meinen Sachen und schloss hinter mir wieder ab. Ich wusste, dass sie manchmal während der Stunde am Handy war, deswegen hoffte ich so sehr, dass sie meine Nachricht sah. Ich fing wieder an zu rennen und machte es erneut. Schon stand ich vor der Schule. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es machte, aber irgendwie funktionierte es. Wahrscheinlich weil es eine Stress Situation war.
Ich hoffte einfach, dass niemand mich sah und ging direkt zu den Toiletten. Ich trat in den kleinen Raum ein und hoffte, dass Eleanor ihn kannte. Ich stützte mich schwer atmend auf dem Lavaborand ab und versuchte nicht in Panik auszubrechen. Oh Gott, ich würde nie mehr in Joshs Anwesenheit Alkohol anrühren. Ich zog den Schal aus, da es unglaublich warm hier drinnen war und schaute nochmals in den Spiegel. Der Knutschfleck war immer noch da.
Dann ging aber zum Glück die Türe auf und meine beste Freundin kam rein. „Amber!", rief sie besorgt aus und zog mich in eine Umarmung. In ihren Armen konnte ich mich etwas entspannen. Sie wusste immer weiter und jetzt war ich nicht mehr alleine.
„Was ist passiert?", fragte sie sofort und schaute mich von oben bis unten an, aber sie sah ihn nicht, da meine Haare wieder davor gefallen waren.
„Das ist passiert", sagte ich zitternd und warf meine Haare nach hinten. Sie zog scharf die Luft ein und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Ich hatte vorher auch noch nie einen so grossen Knutschfleck gesehen.
„Wer???", schrie sie fast und sah mich gespannt an. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und stützte mich auf dem Waschbecken ab. Durch zwei Finger schaute ich sie über den Spiegel enttäuscht an. Sie zog noch schärfer die Luft ein.
„Josh!", fand sie heraus und ihr Mund hatte sich zu einem o geöffnet. Da ich lange nichts darauf sagte, war das Bestätigung genug für sie.
„Kannst du das abdecken?", fragte ich dann vorsichtig.
„Du weisst, es gibt nichts, was ich nicht abdecken könnte", meinte sie lächelnd. „Aber bitte erzähl mir wie es passiert ist, ich sterbe hier fast vor Neugierde!" Dies entlockte mir ein müdes Lächeln. Sie nahm ihr Necessaire aus ihrer Tasche und ich nahm alle Haare auf die andere Seite. „Also es fing alles damit an, dass wir uns mit Schnee abschossen, bis ich in einen riesigen Schneehaufen gefallen war", fing ich dann an zu erzählen. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, während sie sich an die Arbeit machte. „Und dann hat er mich einfach geküsst. Da ich total betrunken war... gefiel es mir natürlich und wir machten miteinander rum. Wir haben angefangen uns auszuziehen..."
„Und dann?"
„Habe ich einen Filmriss. Keine Ahnung was nachher passiert ist. Es könnte alles sein."
„Ist das dein Ernst? Du hast vielleicht einfach vergessen, wie du mit Josh Collins geschlafen hast?!"
„Ich hoffe, es ist gar nie passiert, so dass ich es gar nicht vergessen konnte."
„Was ist das Letzte, an das du dich erinnern kannst?"
Ich schaute sie lange an. Oh Gott, das war mir so peinlich. Wieso musste es ausgerechnet Josh sein?
„Wie er mir meine Hose runter gezogen hat", antwortete ich ihr seufzend. Sie musterte mich kritisch. „Das sieht nicht so gut für dich aus."
Sie wusch sich gerade die Hände. Sie hatte es wirklich geschafft, es abzudecken. Ich schaute das Ergebnis zufrieden im Spiegel an. Ich wunderte mich zwar, wieso sie Makeup in meiner Hautfarbe hatte, aber das war gerade wirklich mein kleinstes Problem.
„Amber?", erwiderte sie und drehte sich wieder zu mir um. Ich hob fragend die Augenbrauen. „Was ist noch passiert? Es ist jedem doch schonmal passiert, dass man zu viel intus hatte und mit jemandem rumgemacht hatte. Nur weil dir das mit Josh passiert ist, musst du dich doch nicht so schlecht fühlen. Was ist los?"
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Die Tochter des Todes
FantasySeit ich in Kinnetyville lebte, hatte sich mein ganzes Leben verändert. Am Anfang dachte ich, ich würde einfach mein ganz normales Teenager-Leben weiterleben. Doch dann erfuhr ich, dass ich von einem griechischen Gott abstammte. Also hatte ich neben...