„Einen Schwachpunkt hat jedes System“ - Beetee aus Catching Fire
Dieser Satz mag erst einmal ein wenig belanglos klingen, aber ich finde seine Bedeutung ziemlich vielschichtig. Es stimmt nämlich, dass jedes System einen Makel, einen Schwachpunkt hat. Die Frage ist: Warum? Gibt es ein System ohne Schwachpunkt? Ist ein wesentliches Merkmal von Systemen, dass sie einen Schwachpunkt haben? Und vor allem:
Haben sie vielleicht eher alle einen mehr oder weniger gemeinsamen Schwachpunkt?
Denn wenn man so zurückblickt auf die verschiedenen Gesellschaftssysteme, hatten sie alle einen enormen Schwachpunkt. Man muss gar nicht so weit zurückgehen, es reicht bis zur DDR oder zur Nazizeit, vielleicht auch noch die Weimarer Republik. Alle Systeme wurden von Menschen beschlossen, von Menschen gemacht; Menschen waren und sind Bestandteil des Systems. Ihr merkt eventuell schon, auf was ich hinauswill. Sind wir Menschen selbst der Schwachpunkt unserer Systeme? Oder eher: Unsere Menschlichkeit?
Nehmen wir mal an, die Evolution würde so weit voranschreiten, dass wir in einem vollkommen perfekten System leben könnten. Wären wir dann überhaupt noch Menschen? Hätten wir dann die nächste Stufe erreicht, oder wären wir die Treppe wieder hinabgestiegen und hätten uns zurückentwickelt? Sollten wir überhaupt so weit kommen, dass wir ein perfektes System hätten, auch wenn wir dann keine Menschlichkeit mehr an uns hätten?
Um das zu beantworten, muss man erst einmal Menschlichkeit definieren. Ich finde, das kann man sehr gut anhand von Shakespeare. Die Themen seiner Werke beschäftigen uns, seit wir Kultur haben. Schon im alten Griechenland und Rom wurden Tragödien aufgeführt, wie Orpheus und Eurydike oder Pyramus und Thisbe. Damals waren es Mythen und Sagen über die Götterwelt, aber noch heute werden diese Stücke im Theater aufgeführt. Sie haben etwas, das uns nicht loslässt. Etwas, das uns fesselt und uns dazu bringt, bis zum Ende gespannt zuzuhören. Und das ist meiner Ansicht nach das, was uns zu Menschen macht. Es gibt natürlich noch viel mehr Sachen, aber dies ist ein wesentlicher Bestandteil davon.
Jetzt zurück zu unserer Ausgangsfrage: Sollten wir so weit kommen? Oder wäre es besser, in einem unperfekten System zu leben, um die Menschlichkeit zu bewahren?
Ich stehe Gesellschaftssystemen grundsätzlich kritisch gegenüber, genau wie der Gesellschaft an sich. Ich hinterfrage so ziemlich alles, damit ich es besser verstehen kann.
Ich glaube nicht, dass wir so weit kommen sollten. Ich weiß auch nicht, ob wir es überhaupt so weit schaffen würden. Und selbst wenn: Zur Menschlichkeit gehört auch die Moral. Wenn wir in einer Welt ohne Moral, aber mit Atomwaffen und künstlicher Intelligenz leben würden, wäre das überhaupt noch ein Leben? Wäre es nicht eher Überleben?
Diese Fragen kann man nur für sich selbst beantworten. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer Antwort. Allerdings gebe ich noch zu bedenken: Aus unserer Sicht (zeitlich gesehen) ist Moral unheimlich wichtig. Wir definieren Moral heute aber anders als die Menschen vor 100, 200, 1000 Jahren. Und in 1000 Jahren werden Menschen sie wieder anders definieren. Also können wir alles nur aus der heutigen Sicht betrachten, eventuell aus der Vergangenheitssicht. Aber da wir damals nicht gelebt haben, können wir diese Sicht auch nicht 100%ig einnehmen.Ich hoffe mal, der letzte Teil war nicht zu verworren.
Sollte mir eine Antwort hierzu einfallen, schreibe ich sie auf jeden Fall hier auf.
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Psychologie (& etwas Philosophie)
Non-FictionDies ist einfach eine kleine Sammlung von..Gedanken, die zu dem oben genannten Thema gehören. Achtung! In diesem Buch geht es nicht um 1D und es ist keine klischeehafte Liebesgeschichte oder etwas dergleichen. Es ist hauptsächlich meine Meinung (di...