Psychologie (& etwas Philosophie)

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Manche Menschen vertreten folgende Ansicht: Wenn eine Person ein Unrecht getan hat, sollte man ihr ebenfalls dieses Unrecht antun, damit sie weiß, wie das ist.

Das ist - meiner Meinung nach - oberflächlich und nicht richtig durchdacht. Denn wie soll die betreffende Person lernen, dass ihr Handeln falsch war, wenn ihr das Gleiche angetan wird? Oder anders gesagt, wieso sollte man jemanden töten, um ihm zu zeigen, dass Töten falsch ist? Wie soll dieser Mensch es je begreifen (abgesehen davon, dass er dann tot ist). Und so wird es immer weitergehen, und niemand wird etwas daraus lernen.

Letzten Endes dann wurden viele Dinge umsonst getan. Man sollte doch eigentlich aus Fehlern lernen.

Klar, man könnte damit argumentieren, dass diese Personen dann am eigenen Leib erfahren, was sie getan haben. Aber was gibt anderen Menschen das Recht, jemandem das anzutun?

Ich erkläre das mal an einem Beispiel. Wenn Person A Person B ermordet hat und bestraft werden soll, damit A lernt, dass Mord falsch ist und niemand das Recht hat, einem Menschen das Leben zu nehmen, was gibt dann Person C ("Bestrafer") das Recht, Person A zu töten?

Also darf man jemanden töten, wenn er vorher jemanden getötet hat oder was? Dann darf man auch jemanden vergewaltigen, der jemanden vergewaltigt hat? Jemanden bestehlen, der gestohlen hat? Ihr merkt sicher das Problem darin. Manche Menschen halten mich deshalb vielleicht für naiv, aber ich denke, dass jeder mindestens eine zweite Chance verdient hat, und sogar noch mehr Chancen, wenn er sich bemüht, sich zu verändern. Und deshalb sollte man sich nicht an das berühmte "Auge um Auge, Zahn um Zahn" halten, finde ich. Denn dann gerät man in einen Teufelskreis, aus dem man wahrscheinlich nicht mehr herauskommt, genauso wie die Nachkommen, die schließlich dasselbe lernen.