Psychologie (& etwas Philosophie)

Reue und zweite Chancen

Manche Menschen glauben, dass es für alles im Leben genau eine Chance gibt. Wenn sie eine Chance, die ihnen das Leben gegeben hat, (unbewusst) vertan haben, dann fühlen sie sich schrecklich und würden alles tun, um die Zeit zurückzudrehen. Womit wir bei einem interessanten Thema wären: Reue.
Reue ist eines der zerstörerischsten Gefühle. Um wieder einmal auf Harry Potter zu kommen:
Als am Ende des siebten Buchs Harry und Voldemort gegeneinander kämpfen, sagt Harry zu Voldemort: „Versuch ein wenig zu bereuen, Riddle...“. Der Grund: Voldemort hat seine Seele ja in die sieben Horkruxe gespalten. Die einzige Möglichkeit, die Seele wieder zusammenzusetzen, ist zu bereuen. Das soll aber unheimlich schmerzhaft sein und kann die Seele endgültig zerstören.
Das ist gar nicht so weit von der Realität entfernt. Ich glaube, dass Reue die Seele sehr wohl zerstören kann. Menschen, die – zumindest ihrer Meinung nach – schreckliche, unverzeihliche Fehler gemacht haben, werden irgendwann zu Schatten ihrer Selbst.
Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, zu bereuen. Jeder macht mal Fehler, und ein Mensch, der von sich überzeugt ist, keine gemacht zu haben, ist meiner Meinung nach gefährlich. Denn wenn er nicht aus seinen Fehlern lernt, macht er immer wieder die gleichen und versteht nicht, warum sie falsch sind.
Zurück zu den zweiten Chancen. Jeder hat mindestens eine zweite Chance verdient, denn er hat immer eine Chance, um einen Fehler zu machen. Die zweite Chance sollte auf jeden Fall drin sein. Ob es noch eine dritte, vierte und sogar fünfte gibt, sollte man im Einzelfall entscheiden. Wenn man sich allerdings jedes Mal Vorwürfe macht, weil man eine Chance vertan hat, verpasst man sein Leben. Es gibt zwar Fehler, die nur unglaublich schwer verzeihbar sind und bei denen es völlig in Ordnung ist, wenn bestimmte Menschen sie nicht verzeihen. Aber grundsätzlich sollte es jedem erlaubt sein, Fehler machen zu dürfen.