Um als hochbegabt eingestuft zu werden, muss mal bei einem IQ-Test einen Wert von 130 oder höher erreichen. Bevor ich zum Thema Hochbegabung komme, erkläre ich kurz, wie dieser Wert zustande kommt. Die Normalverteilung des IQs lässt sich in einer Glockenkurve beschreiben. Zwischen 85 und 114 liegt der normale IQ, der Standardwert bei 100. Die erste Standardabweichung gilt von 115 bis 129, in diesem Bereich ist man überdurchschnittlich intelligent. 15% der Kinder eines Jahrgangs sind überdurchschnittlich intelligent. Die zweite Standardabweichung - Hochbegabung - liegt zwischen 130 und 145 (danach folgt die Höchstbegabung). Dies sind nur 2% aller Kinder.
Hochbegabung ist sowohl Segen als auch Fluch. Viele Eltern wollen ein hochbegabtes Kind, weil sie denken, es hätte es leichter in der Schule und später im Beruf. Das stimmt aber so nicht.
Zuerst einmal muss die Hochbegabung überhaupt erkannt werden. Intelligente Kinder langweilen sich häufig im Unterricht, weil sie den Inhalt schon können, und passen dann nicht auf oder stören den Unterricht. Einigen Lehrern fällt das auf und sie raten den Eltern, einen IQ-Test zu machen, aber andere halten das Kind für dumm oder psychisch gestört, und es wird so nicht in seinem Potenzial erkannt.Außerdem sind hochbegabte Kinder oft weiter entwickelt als ihre Mitschüler, sie stoßen auf Unverständnis und Neid, werden vielleicht gemobbt, fühlen sich einsam. Auch wenn man sie in höhere Klassen schickt, weil dort die Kinder weiter entwickelt sind, gehören sie dort oft nicht dazu, eben weil sie jünger sind.
Abgesehen von den Problemen in der Schule halte ich den herkömmlichen IQ-Test für fraglich. Man kann eine einseitige Hochbegabung haben (z. B. Nur in Mathematik) oder eine allgemeine Hochbegabung, bei der man in allen Bereichen hochbegabt ist. Ich stehe eher hinter der Theorie der multiplen Intelligenzen nach Gardner. Nach seiner Theorie gibt es neun verschiedene Arten der Intelligenz, die sich allerdings nicht alle von Standardtests ermitteln lassen.
Diese sind die sprachliche, musikalische, logisch-mathematische, räumliche, körperlich-kinästhetische, intrapersonale, interpersonale, naturalistische und seit neuestem existentielle Intelligenz. In herkömmlichen IQ-Tests wird lediglich die sprachliche, logisch-mathematische und räumliche Intelligenz abgefragt.
Ich glaube, dass jeder in einem Bereich dieser Intelligenzen gut ist, z. B. Sportler in der körperlich-kinästhetischen Intelligenz: Die Kontrolle, Beherrschung und Koordination seines Körpers.
Wenn man Kinder in frühem Alter einen IQ-Test machen lässt, steckt man sie direkt in Schubladen, aus denen sie schlecht wieder herauskommen. Ein Kind, dass in frühem Alter erfährt, es hätte einen niedrigen IQ, wird ein Leben lang denken es sei dumm.
IQ-Tests sollte man für das einsetzen, für das sie gemacht wurden: Um bei verhaltensauffälligen Kindern zu ermitteln, ob sie hochbegabt sind oder etwas anderes die Ursache ist. Dabei sollte den Kindern das Ergebnis nicht gesagt werden, denn sie wissen damit noch gar nicht wirklich etwas anzufangen und sollten auf etwas stolz sein, das sie selbst geleistet haben, nicht auf eine Zahl auf einem Blatt Papier. Außerdem sollte man mit dem Wort 'Hochbegabung' vorsichtiger umgehen bzw. sich bewusster machen, was eigentlich damit gemeint ist. Es bedeutet mehr das Potenzial, das man mitbringt, und weniger die Leistung selbst. Wenn man lernt und sich weiterentwickelt, kann man intelligenter werden als jemand hochbegabtes, der den ganzen Tag RTL schaut und kifft. Dieses Wort ist eine Brandmarke, und meiner Meinung nach eher ein Fluch als ein Segen.
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Psychologie (& etwas Philosophie)
Non-FictionDies ist einfach eine kleine Sammlung von..Gedanken, die zu dem oben genannten Thema gehören. Achtung! In diesem Buch geht es nicht um 1D und es ist keine klischeehafte Liebesgeschichte oder etwas dergleichen. Es ist hauptsächlich meine Meinung (di...