Gesellschaftskritik

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 Mir ist irgendwie klargeworden, dass ich eine sehr gesellschaftskritische Person bin. Und ich habe mir Gedanken über sozialen Druck gemacht.

Ich nehme mal – ausnahmsweise – mich selbst als Beispiel. Ich spiele ein Instrument, trete aber nicht gerne auf, egal vor welchen und egal vor wie vielen Leuten. Ich spiele einfach für mich selbst und manchmal im Orchester, aber nicht solo (es ist ein Soloinstrument). Und die meisten Menschen in meiner Umgebung nervt das; sie wollen ständig, dass ich auftrete. Und sie sagen es dauernd, wie schade es doch ist, dass ich nicht spiele. Das ist emotionale Erpressung. Und das macht mich extrem wütend, denn ich bin sowieso gegen Manipulation und (emotionale) Erpressung allergisch. Können die Leute ihre Mitmenschen nicht so akzeptieren, wie sie sind? Wieso müssen immer alle Menschen an ihren Mitmenschen herumkritisieren? Bis diese Menschen dann irgendwann so von Erwartungen erfüllt sind, dass sie nicht mehr wissen, wer sie sind. Was sie wollen. Was sie gerne tun, was sie nicht gerne tun. Herzlichen Glückwunsch, sie haben einen Roboter erschaffen.

Aber das ist ihnen dann auch nicht Recht, nein; man „soll“ trotzdem so sein, wie man möchte – und wehe wenn nicht. Dann ist man nur ein feiger Mensch ohne Rückrat (der letzte Absatz ist nicht auf mich bezogen). Aber ich kenne viele Menschen, die über andere Menschen so denken. Oder welche, deren Leben aufgrund dieser Manipulation und Erpressung kaputt ist, die bei allen Menschen die Erwartungen erfüllen wollen, die von allen Menschen denken, dass sie ihnen nur Böses wollen...und das finde ich schlimm. Wann sind wir so geworden? War das schon immer so, oder gab es einen Zeitpunkt, an dem wir so sein konnten, wie wir eben sind? Ich ertrage es nicht, dass uns von Kindesbeinen an vorgelogen wird, alle hätten die gleichen Chancen, man könne so sein, wie man ist, die meisten Familien sind in Ordnung, (hier kann man die Liste beliebig fortsetzen). Nein, es ist nicht so. In Wirklichkeit hat jeder unterschiedliche Chancen, und für die Umstände kann er nicht mal was. Man wird immer Probleme im Leben haben, man muss „nur“ lernen mit ihnen umzugehen. Und viele Familien haben einen kleineren (oder größeren) Konflikt, den man irgendwann entdeckt und dann enttäuscht ist von seiner Familie. Ich sage nicht, dass alle Familien automatisch schlecht sind, sie sind nur nicht wie diese glücklichen Familien auf den Margarinepackungen.
Und deswegen versuche ich so zu sein, wie ich bin. Ich will auf keinen Fall so verlogen werden wie diese anderen Menschen, die auch so tun, als wären immer nur die andere böse, auf keinen Fall sie.
Und aus Erfahrung kann ich nur sagen: Es ist verdammt schwer, so zu sein, wie man ist; abgesehen davon, dass man das ja erst herausfinden muss. Aber ich schwimme lieber permanent gegen den Strom, als mit den eintönigen grauen Fischen, die sich für etwas Besonderes halten, im ekelhaft verseuchten Wasser zu schwimmen, wenn ihr versteht was ich meine.

Das Kapitel war vielleicht etwas düster und traurig, aber das sollte es irgendwie auch sein. Ich bin nicht depressiv oder so, nur falls das jetzt jemand denkt ;).

Und ganz wichtig (hat weniger mit dem Thema zu tun): https://www.youtube.com/watch?v=AJltZEOGJPg http://www.wunderweib.de/aktuelles/anna-van-keulen-vater-postet-video-seiner-verstorbenen-tochter-am-klavier-a163159.html bitte beides ansehen und verbreiten!

Psychologie (& etwas Philosophie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt