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"Du hältst dich in allem zurück, deswegen auch die kein Küssen Regel."~ Tom Backer

Phil P.O.V

Was für ein Idiot. "Ich hab deiner Mutter eigentlich erklärt, dass wir nur zusammen wohnen, aber sie hat wohl ganz interessante Vorstellungen von dir." Und autsch. Jakob stand ziemlich genau vor mir. Ich nickte stumm und sah zur Seite. "War sie etwa sauer deswegen?" fragte er. "Nein, nur etwas überrascht." antwortete ich. "Verstehe. Und du?" Breit grinsend stand er vor mir. Ich verdrehte die Augen und drückte ihn zur Seite, um wieder gehen zu können. "Du bist gemein." lachte Jakob. "Anstatt irgendwas auf meine Sprüche zu erwidern ignorierst du mich einfach!" fügte er hinzu. "Was soll ich denn darauf antworten?" seufzte ich. 

Ich hatte gerade nicht die Motivation, mich darüber zu unterhalten. Noch immer grinste Jakob breit. "Weißt du was, nach erneuter Überlegung will ich es wahrscheinlich gar nicht wissen." meinte ich und drehte mich um. "Ich lad dich ein." meinte er, woraufhin ich mich selbst erneut vom Gehen abhielt. "Dieses Wochenende wollen ein paar Freunde und ich auf eine Art Festival. Komm doch mit, du kannst ja auch noch jemanden einladen. Desto mehr wir sind, desto besser ist es." meinte Jakob. "Ich denk darüber nach, danke." meinte ich und sah noch einmal kurz lächelnd zu ihm, bevor ich mich wieder in mein Zimmer verzog. 

Ich konnte es nicht leugnen, mein Herz raste wie verrückt. Scheiße, der Mann macht mich fertig. Ich kann meine Gedanken in seiner Nähe nicht konzentrieren. Aus fast schon Verzweiflung rief ich wieder Sophia an. "Diesmal brauch ich gar kein Szenario." lachte sie. "Bin ich so leicht zu durchschauen?" fragte ich. "Ich bin mit deiner Schwester jetzt seit drei, bald vier Jahren zusammen und ihr beide verhaltet euch fast genau gleich. Das ist gruselig!" meinte sie. "Und was mach ich jetzt?" fragte ich und setzte mich wieder auf mein Bett. "Es ihm sagen zum Beispiel." 

"Er steht nicht auf Männer und eine Beziehung geht er schon gar nicht ein." meinte ich. "Kein Mensch ist komplett Hetero Phil. Außerdem, was hast du zu verlieren?" erwiderte sie völlig locker. "Hast du noch eine zweite Möglichkeit?" fragte ich. "Hmm, du könntest ihn auch abfüllen." antwortete Sophia nachdenklich. Für eine Sekunde blieb ich still. "Gar keine so schlechte Idee." murmelte ich schließlich. "Das war ein Witz Phil!" meinte Sophia sofort, aber ich hörte ihr schon gar nicht mehr richtig zu. "Ich ruf dich die Tage mal wieder an." meinte ich und legte auf. Abfüllen, bei Jakob war das nicht schwer. 

"Ich hab noch ein Date , wir sehen uns." Morgen muss er wieder zur Arbeit und trotzdem geht er heute wieder zu irgendeiner Frau. Tief seufzte ich. Das wird sich wohl niemals ändern. Selbst wenn ich ihn abfülle, was soll mir das bringen? Damit wäre ich nicht besser als all die Frauen, die Jakob hat. Ich würde nicht einmal mit ihnen auf der selben Stufe stehen, weil es nicht Jakobs freier Wille war. Nachdem ich hörte, wie sich die Tür schloss rief ich erneut jemanden an. Diesmal aber nicht Sophia, sondern den jungen Mann, den ich im Club kennen gelernt hatte. 

Nach nicht einmal zwanzig Minuten war er auch schon da. "Ich hätte nicht gedacht, dass du nochmal anrufst." meinte er, als ich ihn rein ließ. Ich hatte nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Warum auch? Zwischen uns bestand keine Bindung, wir schliefen nur miteinander. Stumm lief ich wieder voran in mein Zimmer. "Müssen wir heute wieder leise sein?" fragte er völlig ungehindert. "Nein, mein Mitbewohner ist nicht hier." murmelte ich. Wir setzten uns gemeinsam auf mein Bett. "Ich hab Psychologie studiert, bzw studiere es noch. Deswegen weiß ich auch, warum ich hier bin." seufzte der junge Mann neben mir. 

"Ich brauche keine Therapie." meinte ich darauf nur. "Nein, was du brauchst , ist jemand der erkennt, dass du dich zurück hältst. Du hältst dich in allem zurück, deswegen auch die kein Küssen Regel." meinte er. "Hast du mich schon seit unserer ersten Begegnung so toll analysiert?" fragte ich. "Tu nicht so, als hätten wir uns nicht gegenseitig ausgenutzt." Erneut seufzte er. "Nein, aber ich hab es direkt gezeigt." murmelte ich. "Du musst nicht mit mir reden, aber rede wenigstens mit irgendjemandem, und zwar richtig! Alles in sich reinfressen sorgt für Krebs." Ich sah stur nach vorne. "Hier." Er reichte mir ein Taschentuch. "Du weinst, falls du es noch nicht bemerkt hast."





Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt