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 "Du stinkst übrigens." ~Phil Jäger

Jakob P.O.V

Wir hatten nicht mehr lange miteinander geredet. Klar, wir wollten beide noch ein bisschen Schlaf abkriegen. Als Lehrer übermüdet zur Schule kommen und dann auch noch an einer Privatschule arbeiten macht sich nie gut. Phil unterrichtete Spanisch und Englisch, ich unterrichtete Gemeinschaftskunde und Geographie. Mir lagen Sprachen wirklich überhaupt nicht.  Auf unserer Schule gab es knappe 400 Schüler und wir waren insgesamt 33 Lehrer. 19 davon weiblich, aber das nur so am Rande. Phil war am Morgen wieder genauso kalt wie sonst. Ich hatte bei unserem Gespräch das Gefühl gehabt, dass er sich tatsächlich öffnen würde, aber das war wohl nur von kurzer Dauer. Ich verstehe den Mann einfach nicht.

Die Schüler waren, wie man es erwartet, zum Großteil von dem Geld ihrer Familien geblendet. Reiche Schnösel, die noch nie etwas in ihrem Leben erreicht haben, aber prahlen, als hätten sie den Weltfrieden erfunden. Viele der Schüler waren Kinder sehr einflussreicher Geschäftsleute und teilweise auch Politikern, weswegen es umso wichtiger war, das wir uns keine Fehler erlaubten, aber das ist schier unmöglich, bei solchen Kindern. Es begann schon beim ersten Eintreten in den Unterrichtsraum. 15 desinteressierte Augenpaare, die meisten davon deutlich verkatert oder bereits schon wieder angetrunken. Sagen durften wir dagegen nichts, im Zweifelsfall stehen die Eltern immer auf der Seite ihrer Kinder. 

Ich bemühte mich, den Unterricht so verständlich wie nur möglich zu halten. Zumindest waren sie nicht so beschränkt, wie sie taten. Einige von ihnen hatten sogar Bestnoten. "Das nächste mal analysieren wir dann das Finanzwesen. Ihr könnt dann gehen." Nach jeder Unterrichtsstunde konnte ich gar nicht anders als tief zu seufzen. Ich wusste nicht einmal, warum ich überhaupt Lehrer geworden war. Es war einfach etwas, das ich konnte. "Jakob, könnte ich sie einen Moment sprechen?" Eine der etwas jüngeren Kollegen kam rein, als die Schüler draußen waren. "Natürlich, was gibt es?" fragte ich. 

Sie trug etwas knappere, engere Kleidung, die vor allem ihre Oberweite betonte. Ich lächelte, als sie die Tür hinter sich schloss. Aber als sie langsam näher kam musste ich mich wieder an Phils Worte erinnern. Du bist nicht suspendiert, aber das ist die letzte Warnung. Das nächste mal kann selbst ich dir nicht mehr helfen. Sie stand inzwischen vor mir. Bevor sie ihre Hände an mich legte stoppte ich sie. "Wir sollten sowas nicht hier tun." meinte ich. "Wieso denn nicht? So hat das ganze doch etwas verbotenes an sich." lächelte sie und öffnete den ersten Knopf ihrer Bluse.

Jaja, ich war ein schlechter Mensch und ein noch viel schlechteres Vorbild. Es hat ja keiner mitbekommen und das war die Hauptsache. Es war ja nicht so, als ob ich täglich bei einer anderen im Bett war. Direkt danach hatte ich mich ins Lehrerzimmer verzogen. Neben Phil waren noch ein paar andere da. "Hast du nicht Spanisch?" fragte ich und setzte mich neben ihn an den großen Tisch. "Ich hab mit der vierten Stunde getauscht, deren Mathematiklehrer wollte heute früher weg und für mich macht es keinen Unterschied." antwortete Phil, ohne von seinen Blättern aufzusehen. "Du stinkst übrigens." 

"Ist es so auffällig?" fragte ich. "Nein, ich wohne einfach schon viel zu lange mit dir zusammen." seufzte Phil. "Es ging nicht von mir aus." murmelte ich. "Richtig, sie hat sich auf dich geworfen und dich dazu gezwungen." Ich hatte keine Antwort auf seine Aussage. "Wer war es überhaupt?" fragte er und sah endlich mal auf. "Gräber, Graber, irgendwie so." antwortete ich. "Frau Gräver? Jakob, die Frau ist verlobt!" zischte Phil. "Wirklich? Wusste ich nicht." murmelte ich. Phil schnaubte. "Ich muss los, wir sehen uns zuhause." meinte er, räumte seine Sachen zusammen und verließ das Lehrerzimmer. 

"Alles in Ordnung mit ihm?" fragte Ben, einer der gleichaltrigen Kollegen. "Ja, nur der Stress wegen seinem Spanischkurs." log ich. "Mhm, muss schwer sein. Grade er hat ja gefühlt durchgehend die Auffälligsten." Ich nickte zustimmend. "Sag mal, wusstest du eigentlich, dass Frau Gräver verlobt ist?" fragte ich. "Ich glaube, sie hatte es mal im Gespräch mit der alten Ulrike erwähnt. Wollen wohl irgendwie im Herbst nächstes Jahr heiraten, oder so." antwortete er. Scheiße. "Wieso fragst du? Hast du es auf sie abgesehen?" Jetzt definitiv nicht mehr. "Nein, ich hab es nur von irgendwo gehört und wurde neugierig." murmelte ich. Wieso gräbt die mich an, wenn sie doch bald heiratet?  


Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt