Ein letztes Grinsen

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"Danke!"

Phil P.O.V

Ich hatte mich noch nie so wohl bei meinen Eltern gefühlt. An Silvester versammelten wir uns draußen. Kurz vor Mitternacht standen wir alle vor der Tür und sahen zu, wie die ersten Frühzünder schon los legten. "Noch zwei Minuten. Zu Weihnachten schenken wir den Nachbarn nächstes Jahr eine Uhr." meinte mein Vater und bekam davon nur den Ellenbogen meiner Mutter in die Seite gestoßen, die sich ein kleines Lachen trotzdem nicht verkneifen konnte. Ich sah zu Jakob. Ich überlegte, was er wohl gerade dachte. Sein Blick war in den Himmel gerichtet, ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Er schien verträumt.

Sein Blick richtete sich langsam auf mich. In Jakobs Augen spiegelte sich die Straßenlichter direkt neben uns. Er war schön, wirklich schön. In seinen Augen spiegelte sich jetzt auch noch etwas wieder. Seine Pupillen wurden größer und das Lächeln verzog sich langsam zu einem Grinsen. Seine Lippen zogen sich auseinander, als er zu sprechen begann. "Du wirkst ja fast schon hypnotisiert." murmelte Jakob mit verspielter Stimme. "Da siehst du mal, was für eine Wirkung du auf mich hast." antwortete ich darauf nur und erwiderte sein spielerisches Grinsen. "Das weiß ich doch schon lange, Phili. Sonst wären wir beide doch bestimmt nicht zusammen."

"Was soll das denn heißen?" fragte ich, hob herausfordernd eine Augenbraue und wartete auf seine Antwort. "Überleg mal, wie wir zusammen gekommen sind." antwortete Jakob nur. Seine Hand legte sich auf meinen Rücken. Warm, das war das erste, was mir dabei in den Sinn kam. Eine kleine Berührung, die ich durch die dicke Jacke nicht einmal richtig spüren konnte löste eine Wärme an meinem gesamten Rücken aus. "Scheint, als könnte ich mich nicht mehr daran erinnern." log ich frech, wissend, dass wir beide uns noch genauestens erinnern konnten. "Dann lass mich dir ein wenig auf die Sprünge helfen."

Glockenschläge, die an die Mitternachtszeit erinnerten ertönten. Das neue Jahr hatte begonnen. Als die ersten beiden Glockenschläge ertönten legte Jakob seine Hand, die zuvor ruhig an meinem Rücken geruht hatte, an meinen Nacken. Zwang mich so sanft, in seine Richtung zu schauen. Ich schloss die Augen, wissend, was jetzt gleich passieren würde. "Frohes neues, mein lieber Phil." flüsterte Jakob grinsend gegen meine Lippen, bevor er sie mit seinen verband. Ich vergrub meine kalten Hände an seiner Jacke, vergaß dabei völlig, dass wir immer noch zwischen meiner ganzen Familie standen. Es war mir egal, ob sie jetzt lachten, angeekelt den Blick abwanden oder uns gar nicht beachten. Wichtig waren nur wir. Nur Jakob und ich.

Über uns zischte und knallte es. Die Feuerwerke gingen jetzt richtig los. Auch wenn wir alle bereits deutlich über zwanzig waren hatten unsere Eltern es für nötig gehalten, ebenfalls ein paar Raketen zu kaufen, ganz zur Freude meines großen Bruders. Als Jakob und ich uns voneinander lösten sah ich den 32-jährigen auf dem Boden knien. Neben ihm ein paar sorgfältig in alte Gasflasche gesteckte Raketen, die er nun eine nach der anderen anzündete. "Schön, dass du deinen Spaß hast." merkte auch Papa an. "Natürlich, ich muss vergangenes nachholen."

Mit einem lauten Zischen schossen die Raketen in die Luft und der Geruch von verbranntem machte sich breit. Für eine kurze Sekunde passierte nichts, doch dann explodierte die Rakete und gelbe Funken schossen in sämtliche Richtungen. Auch wenn es nur ein kleiner, chemischer Prozess war, doch sah es wirklich anmutig aus. Meine Mutter drückte jedem von uns einen Champagner in die Hand. "Frohes neues." trällerte Sie fröhlich und als Ty es schaffte, sich von seinen begehrten Raketen für einen Moment abzuwenden konnten wir anstoßen. "Wollen wir ein Stück gehen Jakob?" fragte ich, als wir beide unser Glas geleert hatten.

Unter dem Knallen der Feuerwerke liefen wir einen kleinen Radweg entlang, der in Richtung Wald führte. "Ich danke dir Jakob." murmelte ich nach einer Weile. "Für was denn?" fragte er amüsiert. "Einfach nur dafür, dass du hier bist." antwortete ich, woraufhin Jakob stehen blieb. "Sollte ich nicht eher dir danken?" schmunzelte Jakob und strich sich mit der Hand durch die Haare. "Wieso das denn?" erwiderte ich, nachdem ich ebenfalls stehen geblieben war. "Naja, wenn ich mich so an die Anfänge erinnere. Früher hast du mich davor retten müssen, wegen meinen Ausrutschern gefeuert zu werden und jetzt werden wir fast beide schon erwischt."

Amüsiert schnaubend legte ich meine Arme um seinen Nacken. "Du Idiot." lächelte ich. Jakob lehnte seine Stirn an meine. "Trotzdem, danke Phil. Ich wüsste nicht, wo ich jetzt wäre, wenn du mir nicht wieder und wieder aus der scheiße geholfen hättest." murmelte Jakob. Er atmete zitternd aus. "Weinst du?" fragte ich erschrocken. "Noch nicht kleiner, noch nicht." flüsterte Jakob und gab mir einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. "Bitte nicht, dein freches Grinsen gefällt mir viel besser." meinte ich, senkte meine Stimme dabei, in der Hoffnung, Jakob ein wenig beruhigen zu können. Tatsächlich legte sich ein kleines Schmunzeln auf seine Lippen.

"Ich liebe dich Phil, das tue ich wirklich." meinte Jakob und küsste mich. Ein so einfacher, alltäglicher Kuss, den Jakob und ich beide so oft schon erlebt haben löste immer noch, oder gerade jetzt die gleichen Gefühle aus wie beim ersten Mal. Es war noch nicht einmal ein halbes Jahr vergangen, seitdem wir beide offiziell zusammen sind, aber ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen, als dieses Gefühl täglich an meiner Seite zu haben. "Denkst du die anderen vermissen uns schon?" fragte Jakob mit seinem schelmischen Lächeln auf den Lippen. "Sollen sie doch, wir sind beschäftigt."

Jakob lachte nur und legte seine Hände um meine Hüfte. "Ach, sind wir das?"  meinte er und schenkte mir dieses Grinsen, in das ich mich so sehr verliebt habe. "Willst du denn schon zurück gehen?" erwiderte ich darauf nur. Amüsiert schnaubend schüttelte er den Kopf. "Natürlich nicht, dafür genieße ich die Zeit mit dir doch viel zu sehr." grinste er. Dass wir mitten auf einer Radstraße standen, irgendwo zwischen Wald und Stadt, wo es kaum belichtet war störte uns nicht, denn Jakob und ich, wir hatten uns. "Ich liebe dich Jakob, mehr als Worte es jemals beschreiben können." murmelte ich und erwiderte sein Grinsen.

Noch nie habe ich so lange für ein einziges Kapitel gebraucht. Insgesamt eine Woche habe ich jetzt hiermit verbracht, viermal Mal alles gelöscht, neu geschrieben um am Ende hiermit doch ganz zufrieden zu sein. Ja, was bleibt mir am Ende noch zu sagen außer Danke. Danke für 1k Reads, danke einfach für alles, ich hoffe, meine Geschichte konnte euch ein wenig Freude bereiten. Man sieht sich im nächsten Buch^^ ~Maximon

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt