/37/

1.2K 71 0
                                    

"Der Junge besteht darauf, dass sie es ihm zugesteckt haben."~Johann Fellen

Jakob P.O.V

Ich war viel zu unkonzentriert, ließ die Schüler im Hintergrund reden, ignorierte sämtliche Zettel, die durch den Raum flogen, wollte einfach nur, dass der Unterricht zu ende geht. "Herr Schneider, sie haben wieder einen Rechtschreibfehler gemacht." Ich seufzte, mein Kopf war überhaupt nicht bei der Sache. "Ja, natürlich." murmelte und fing den Satz von neuem an. Einer der Zettel, die schon seit Beginn des Unterrichts durch den Raum flogen traf mich schließlich am Hinterkopf. Stumm hob ich ihn auf und faltete ihn auseinander. "Der wurde bestimmt gekorbt, sonst wäre er nicht so scheiß drauf." las ich vor und legte den Zettel aufs Pult. 

Ich musste deswegen sogar schon schmunzeln. "Sobald jemand seinen Partner alle paar Wochen wechselt ist der einzige Grund, warum er scheiße drauf ist also, dass er diesmal nicht ran gelassen wurde." meinte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Das nächste mal, geben sie sich wenigstens mehr Mühe, was den Grund angeht, Fäller. Und sie sollten nicht den mit der auffälligsten Schrift gerade in meine Richtung werfen." fügte ich hinzu und wand mich wieder an die Tafel. "Stimmt es wenigstens?" Verzogene Bälger hatten wirklich Mut, das muss man ihnen lassen. "Fällt ihnen wirklich kein anderer Grund ein?" 

Von den Schülern kam nichts zurück. "Also gut, dann unterhalten wir uns mal über meine Launen. Ob ich eine Aufgabe über diese zu ihren Prüfungen hinzufüge überlege ich mir später noch. Und da wir ja sowieso schon persönlich miteinander sprechen, das letzte mal habe ich mit jemandem vor zwei, vielleicht inzwischen auch drei Wochen. In dieser Zeit war ich auf keinen Dates, also, fällt ihnen den wirklich keine andere Idee ein?" fragte ich. Wieder kam von ihnen nichts. "Könnte es vielleicht sein, dass ich neben meinem Liebesleben auch ein persönliches Leben habe, in dem ich Streit mit Familie und Freunden beginnen kann? Oder bin ich vielleicht einfach heute morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden?"

Noch nie war es so still unter den Schülern gewesen. "Wenn sie sich jetzt innerlich wünschen, dass ich das Thema abschließe, denken sie daran, wer es begonnen hat. Sollen wir uns dann wieder den Bankwesen wenden oder haben sie sonst noch Fragen über mein Privatleben?" Ein leichtes Kopfschütteln kam von ein paar wenigen. "Gut, dann machen wir mal weiter." seufzte ich und wand mich wieder der Tafel zu. Das Getuschel blieb bis zum Ende des Unterrichts aus. Als ich den Unterricht schließlich beendete verließen sie fast schon panisch den Raum. 

Ich verzog mich auch ziemlich schnell ins Lehrerzimmer. Phil war auch da. Er hatte sich in eine stille Ecke verkrochen und telefonierte. "Jakob, sie haben Taller doch letztes Jahr unterrichtet, nicht?" Der Direktor kam mit zerknirschter Miene auf mich zu. "Der kleinere mit den hochgestellten Haaren? Ja, was ist mit ihm?" fragte ich. "Bei ihm wurden Rauschmittel in der Tasche gefunden." erklärte er knapp. "Krass, dabei schien er immer sehr vernünftig." murmelte ich. "Phil telefoniert gerade mit den Eltern." Autsch, das muss schmerzhaft sein. "Okay, aber was hab ich damit zu tun?" fragte ich leucgf verwirrt.

"Der Junge besteht darauf, dass sie es ihm zugesteckt haben." Ungläubig sah ich meinen Vorgesetzten an. "Johann, du weißt, dass ich mit dem Zeug nichts, aber auch wirklich gar nichts am Hut habe!"meinte ich. Johann wieß mich sofort an, leiser zu sprechen. "Natürlich weiß ich das, doch die Eltern würden alles dafür geben, um von ihrem Kind die Schuld abzuschieben. "Also soll ich für das Balg lügen?" fragte ich. "Nein, ich bitte sie, mit ihm zu reden. Phil versucht bereits einem Termin zu finden." Verstehend nickte ich. "Gut, ich kann es mal versuchen, aber versprechen sie sich nicht zu viel davon."

Und da sag einer die Privatschule sei Luxus. Ich zögerte, überlegte einen Moment, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt wäre, um zu Phil zu gehen und ihn wegen etwas so dämlichen auszufragen. Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als Phil zu mir kam. Er reichte mir einen Zettel, bevor er sich gestresst den Nacken massierte. "Dienstag 16 Uhr triffst du dich mit den Eltern und dem Jungen, bis dahin solltest du keinen Kontakt zu ihm haben." erklärte er und setzte auch schon wieder zum gehen an. "Phil, wie geht's dir?" fragte ich, ohne wirklich groß nachzudenken. "Seit wann interessiert es dich denn, wie andere sich fühlen?" Der hatte gesessen.

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt