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"Bitte zeig mir, wie es ist, zu wissen, was man fühlen soll."~Jakob Schneider

Phil P.O.V

Dass es sich mal fremd anfühlen würde, seine eigene Wohnung zu betreten. Vor der Tür wartete ich, worauf wusste nicht selbst nicht einmal. Wahrscheinlich darauf, dass mir das, was ich brauche entgegen hüpft, damit ich es nicht selbst holen muss. Als das natürlich nicht passierte schloss ich die Tür selbst auf. "Phil?" kam es sofort vom Wohnzimmer aus. "Der Hausmeister hätte sich wahrscheinlich angemeldet." rief ich zurück und ging ins Wohnzimmer. Ich lehnte mich gegen die Wand und sah zu, wie Tom aufstand. "Damit wäre die Sitzung dann wohl beendet." meinte er und wollte an mir vorbeitorkeln. "Wie viel hat er getrunken?"

"Keine Ahnung, er kam so hier an." Seufzend griff ich nach Toms Arm. "Warte, lass mich kurz etwas holen, danach fahr ich dich nachhause." seufzte ich und wortlos setzte Tom sich wieder, während ich in mein Zimmer ging. Jakob wäre nicht er, wenn er mir nicht gefolgt wäre. "Können wir kurz reden?" fragte er und schloss die Tür hinter sich. "Worum geht's?" "Sieh mich bitte an." Mehr neugierig als nervös drehte ich mich zu ihm. "Wie hast du herausgefunden, dass du auf Männer stehst?" fragte er völlig ernst. Einen Moment überlegte ich. "Naja, ich finde Männer einfach anziehnder. Frauen langweilen mich, trocken gesagt. Ich kann mit ihnen nichts anfangen."

Jakob nickte verstehend. "Zweifels du immer noch an deiner Sexualität?" fragte ich kurz darauf. "Ich weiß nicht mehr, an was ich noch zweifeln soll und an was nicht. In diesem Club da, da gab es einfach niemanden, der mich interessierte. Ich wollte einfach nur wissen, wo der Typ steckt. Mehrere Male kamen Leute zu mir, aber irgendwie hatte ich nur dich im Kopf." Seine Worte taten weh und dennoch waren sie das schönste, was ich diese Woche zu hören bekam. "Und was willst du jetzt tun?" fragte ich weiter.

Ohne ein Wort zu sagen kam er auf mich zu. "Ich würde es begrüßen, wenn du mich vorher in deine Pläne einweist, bevor du-" Ich unterbrach mich selbst, als Jakobs Arme sich um meinen Körper legten. "Geh bitte nicht. Auch wenn es nur diese Nacht sein sollte, bitte bleib hier." bat er und presste seine Stirn sanft gegen meine Schulter. Fast schon besorgt strich ich ihm durch die Haare. Für Jakob war dieses Verhalten überhaupt nicht üblich. "Phil! Keine Ahnung, wo du bist, aber ruf mich an, wenn du mal wieder Zeit hast, ich geh dann mal. Hab nächste Woche noch Prüfungen!" rief Tom plötzlich aus dem Wohnzimmer.

"Er hat den Weg hierher gefunden, er wird ihn auch zurück finden." meinte Jakob nur, als ich mich von ihm lösen wollte. "Das ist es nicht, meine Beine werden nur schwach." meinte ich. "Achso, sag das doch." Ohne Vorwarnung legte er seine Arme unter meinen Hintern und hob mich hoch. Mein erster Gedanke war ja eigentlich, mich zu beschweren, aber als ich von ihm kurz darauf auf meinem Bett abgeworfen wurde war ich eher verdutzt. Er setzte sich an die Bettkante und sah mich nachdenklich an. "Darf ich jetzt erfahren, was du da tust?"

"Ich hab dich nie richtig angesehen, oder? Wenn wir geredet haben meine ich. Ins Gesicht geschaut hab ich dir schon, aber ich hab dich nie wirklich betrachtet." meinte er völlig ernst. "Wenn ich jetzt die Chance dazu hätte, dann würde ich es tun, dich wirklich ehrlich ansehen." fügte Jakob hinzu. "Wer sagt, dass du sie nicht hast?" antwortete ich darauf nur. Jakob schmunzelte kurz und lehnte sich über mich. Seine Augen fixierten mich, sorgten dafür, dass ich völlig bewegungsunfähig wurde. "Beißt du dir auf die Lippe?" fragte Jakob plötzlich und ließ seinen Daumen meine Unterlippe entlang streichen. "Blöde Angewohnheit."

Ich konnte in meinem Unterbewusstsein meine Schwester schreien hören. Ich legte meine Hand an seine Wange, strich den leichten Bart entlang, bis mein Daumen ebenfalls auf seiner Unterlippe lag. "Wenn ich dich jetzt küsse, schlägst du mir dann eine rein?" fragte Jakob fast schon zögerlich. "Probier es doch aus." Ich war nicht aufgeregt, vielmehr war ich ruhig und entspannt. Wir nahmen beide unsere Hände weg und vorsichtig legten sich Jakobs Lippen auf meine. Dieses Gefühl, ich kann es gar nicht beschreiben, aber ich wollte es auf Ewig spüren. "Bitte zeig mir, wie es ist, zu wissen, was man fühlen soll." murmelte Jakob. "Wie soll ich das, wenn ich selbst nicht weis, was ich fühle?" 

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt