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"Beide Erwachsen und beide kommen sie mit ihren Gefühlen nicht klar. Über euch sollte man ein Buch schreiben."~Tom Backer

Jakob P.O.V

Mir war nie aufgefallen, wie einsam diese Wohnung ohne Phil war. Ich hatte nicht jeden Tag mit ihm verbracht, trotzdem hatte seine Anwesenheit in der Wohnung ein ganz anderes Gefühl ausgelöst. Ich konnte mit mir selbst nichts anfangen, solange ich nicht wusste, was hier überhaupt los war. Als es an der Tür klingelte hatte ich nur gelangweilt auf der Couch gelegen. "Hab gehört, du suchst nach mir." Vor mir stand ein Typ, meine Größe, eher schlicht gekleidet und eine wirklich schreckliche Frisur. Fragend sah ich ihn an. "Tom. Tom Backer." stellte er sich schließlich vor. Das war also der Typ, auf den Phil steht?

"Woher?-" "Die Adresse? Ich war hier schon einmal und bin ziemlich gut mit Straßen. Der Zeitpunkt? Ein Typ aus der Bar hat mich angerufen. Sagte irgend so ein Irrer würde nach mir suchen, nachdem ich mit nem Freund von ihm geschlafen hab. So viele Partner hatte ich in letzter Zeit nicht." erklärte er. Stumm ließ ich ihn rein. "Also, warum bin ich hier? Versuchst du deinem Mitbewohner das Schwul-sein auszuprügeln? Oder wird das ganze hier so ein, ich will meinem Mitbewohner eine reinwürgen und du sollst mitspielen?" fragte er. "Weder noch, ich hab Fragen an dich." 

"Ach so, na dann. Worum geht's?" fragte dieser Tom völlig entspannt. Er wirkte, als hätte er sich ein bisschen Mut angetrunken. "Setz dich ruhig." bat ich und deutete auf das Sofa. "Nur wenn du dich auch setzt, sonst wirkt das so Verhör-mäßig." Wir setzten uns beide und ich faltete nachdenklich meine Hände vor meinem Gesicht zusammen. "Wie ist Phil so?" fragte ich schließlich, was diesen Tom wohl ziemlich verwirrte. "Ich hab nur mit ihm das Bett geteilt, du wohnst mit ihm zusammen, solltest du das nicht besser wissen?" "Nein, weil ich das Gefühl habe, ihn eigentlich überhaupt nicht zu kennen." 

"Also gut, er ist ziemlich direkt, aber auch sehr zurückhaltend. Hat sogar eine Kein-Küssen Regel. Trotzdem aber achtet er auch sehr auf einen, hat immer wieder nachgefragt, ob alles gut ist. Wenn er erstmal richtig drin ist, dann ist er wie ein Tier, aber trotzdem ist da immer wieder diese Zurückhaltung." erklärte er und lehnte sich zurück. Verstehend nickte ich. "Wenn du mehr über ihn wissen willst, warum unternimmst du dann nicht einfach was mit ihm?" fügte Tom hinzu. "Er will mich momentan nicht sehen. Ich hab ziemlich beschissene Sachen gesagt." antwortete ich. Tom lachte darauf nur. "Beide Erwachsen und beide kommen sie mit ihren Gefühlen nicht klar. Über euch sollte man ein Buch schreiben."

Diesmal war ich der Verwirrte. Fragend sah ich den Jüngeren an. "Nein, komm schon! Jetzt sag mir nicht, du hast keine Ahnung von den Gefühlen deines Mitbewohners. Kerl, ihr beide wohnt zusammen!" Fast schon vorwurfsvoll sah er mich an. Ich sagte nichts, presste stumm meine Hände stärker ineinander. "Als Phil und ich miteinander geschlafen hatten, da hatte er durchgehend die Augen geschlossen. Ich weiß, dass ich kein Traumtyp bin, aber so hässlich auch nicht. Er hat sich jemand anderen währenddessen vorgestellt. Jemanden, den er sich an meine Stelle gewünscht hat."

"Willst du damit sagen, Phil will mit mir schlafen?" fragte ich, den Blick weiterhin geradeaus gerichtet. "Nicht nur das. Am nächsten Tag war Phil völlig fertig. Er fühlte sich schuldig, hat sogar geweint." Ich horchte auf. "Aber ich dachte, er weinte, weil er in dich verschossen war, aber du mehr mit Frauen umkehrst." meinte ich. "Ich hab mich noch nie auch nur mit einer Frau getroffen. Und verschossen ist er auch nicht in mich. Wir haben uns nur zweimal gesehen." "Also hat er mich angelogen?" "Nein, er hat versucht die Freundschaft zwischen euch nicht zu zerstören."

"Vielleicht redest du mal Klartext, ich versteh immer noch kein Wort!" verlangte Ich. "Hast du, als du mit Phil geredet hast, ihm schon mal so richtig ins Gesicht gesehen? Ich habe es. Wenn du im Kontext vorkommst, dann hatte er immer dieses kleine Lächeln im Gesicht, als hätte man ihn an etwas wirklich schönes erinnert. Man muss keine Psychologie studieren, um das zu erkennen." Genervt drehte ich mich zu ihm und griff nach seinem Kragen. "Jetzt spuck endlich aus! Ich hab nicht den Nerv, dir zuzuhören, wie du die ganze Zeit um das herum redest!" knurrte ich. "Bist du sauer, weil du es ahnst, oder weil du es immer noch nicht verstehst? Er liebt dich." 

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt