"Auch wenn er sagte, er würde es nicht tun, am Ende würde er sowieso alles tun, um sie aus der Scheiße zu holen, also sage ich es lieber gleich selbst."~Melissa Weiber
Jakob P.O.V
Mit zwei Tassen Kaffee bewaffnet setzten Phil und ich uns gemeinsam an den Esstisch. Naja, zwei Stunden hatten wir ja noch um wenigstens etwas vorzubereiten. Mein Kurs würde sowieso nichts machen wollen, aber Phil musste mit seinem Hauptfach auf jeden Fall etwas vorlegen. Ich hatte meine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt und sah ihm zu, wie er sich ein paar Notizen machte. "Jakob, ich kann mich nicht konzentrieren." murmelte Phil und strich irgendwas durch. "So schwer kann das ja nicht sein." meinte ich und stand auf, ehe ich mich über seine Schulter beugte. "Wieso nimmst du nicht das Konzept davon und lässt den Rest die Schüler entscheiden?"
"Mhm." kam nur grob von Phil, während er wieder irgendwas durchstrich. "Warum siehst du das überhaupt so streng? Willst du gut vorm Chef dastehen?" fragte ich. "Nein, ich will nur einfach nicht im Kreuzfeuer der Eltern stehen. Es reicht schon, wenn die Schüler mich nicht leiden können." antwortete er. "Wieso sollten dich die Schüler nicht leiden können?" fragte ich. "Weil ich ein Moralapostel bin. Das gefällt den Schülern, die sonst freie Bahn haben nicht." antwortete Phil und strich mit seinem Daumen meine Wange entlang. "Entschuldige, du hattest da was." murmelte er und nahm seine Hand schnell wieder weg.
Lächelnd drehte ich meinen Kopf zu Phil und legte meine Lippen auf seine. "Entschuldige dich nicht so oft. Du hast nichts falsch gemacht." lächelte ich. Phil sah mich unschlüssig an. "Ich sollte weiter machen." murmelte er und beugte sich wieder über seinen Block. "Dann kann ich ja auch weitermachen." lächelte ich und massierte seine Schultern. Phil sagte nichts. Stumm schrieb er sich weiter irgendwelche Notizen auf. "Ich werde mich fürs Putzen eintragen lassen, so hab ich was getan und muss mich selber nicht lächerlich machen." meinte ich. "Wie viel Uhr ist es?" "Du hast noch ne halbe Stunde, alles gut."
Die Nacht vor einem Schultag durchzumachen war eine dumme Idee gewesen. Völlig übermüdet saß ich im Unterrichtsraum und ließ die Schüler einen Text vom Projektor abschreiben, mit diesem Kind und dessen Eltern muss ich auch noch reden. Mitten in der Stunde klopfte es. "Herr Schneider, dürfte ich Sie kurz einen Moment sprechen?" Eine der Schülerinnen von Phil stand in der Tür. "Sie schreiben bitte weiter den Rest ab." meinte ich und ging vor die Tür. "Ich hab Linus die Drogen untergejubelt und ich hab ihm auch gesagt, er soll Sie dafür verantwortlich machen." erklärte sie mir plötzlich. "Um was zu erreichen?" fragte ich ernst.
"Wenn meine Eltern erfahren, dass ich Drogen nehme und verkaufe, weil sie mir den Geldhahn abgedreht haben, dann kann ich auch gleich mein Zuhause aufgeben. An beide hab ich Zeug verkauft und ihnen gesagt, dass, wenn sie jemals erwischt werden, sie sagen sollen, dass Sie es ihnen verkauft haben, ansonsten hätte ich Geheimnisse ihrer Familien in den ärmeren Vierteln rum erzählt." erklärte sie mit zu Boden gesenkten Blick. "Wieso mich?" fragte ich weiter. "Weil man es Ihnen am ehesten zutrauen würden. Sie haben sowieso schon so viele Verwarnungen und alles bekommen."
Für einen Augenblick musste ich sogar schmunzeln. "Okay, wieso der Sinneswandel, wenn es doch anscheinend so gut funktioniert hätte?" Für einen Moment blieb sie stumm. "Herr Jäger hat mich in der Stadt gesehen und er hat natürlich sofort gemerkt, dass ich das war, weil er mich ja da nicht zum ersten mal gesehen hat. Auch wenn er sagte, er würde es nicht tun, am Ende würde er sowieso alles tun, um sie aus der Scheiße zu holen, also sage ich es lieber gleich selbst." antwortete sie. Gestresst seufzend massierte ich mir mein Nasenbein. Diese Schule macht mich noch fertig.
"Um das zusammen zu fassen, um nicht wegen deinen Deals aufzufliegen hast du sämtliche Rest-Drogen deinem Klassenkameraden gegeben, der wiederum schon von vornherein wusste, dass wenn etwas schief geht, ich zur Rechenschaft gezogen werden soll." meinte ich. "Ich brauch das Geld, ohne das komm ich nie von meinen Eltern weg." murmelte sie und sah reuevoll zu Boden. Nein, das war keine Reue, sie war einfach nur sauer, dass sie doch jetzt tatsächlich erwischt worden war. "Ich hoffe, dass du vor Gericht genau so ehrlich bist wie jetzt hier. Ich muss mit Herrn Jäger sprechen, komm am besten gleich mit."
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Roommates | ManXMan
Teen FictionWart ihr schon einmal verliebt? So richtig verliebt? So stark, dass euer Herz vor Schmerz brennt, weil ihr wisst, dass genau diese Person eure Gefühle nicht erwidert. Genau das spürt Phil schon seit einer ganzen Weile, seit er sich in seinen Mitbewo...