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"Pass auf, dass er dir nicht weh tut, Brüderchen. Du ziehst gerne mal die falschen an." ~Lea Jäger

Phil P.O.V

Ich saß eigentlich nur durchgehend auf dem Sofa und starrte den Fernseher an. Ob er dabei an oder aus war war nicht wichtig, Hauptsache ich konnte einfach nur irgendetwas ansehen, ohne mit ihm reden zu müssen. "Phil, wir gehen ein paar Besorgungen machen. Sind wahrscheinlich gegen Abend wieder da!" rief meine Schwester mir zu, bevor ich hörte, wie die Haustür sich öffnete und wieder schloss. Meine Gedankengänge waren völlig durcheinander. Ich wusste nicht mehr, was ich mit Jakob tun sollte. Er wirkte definitiv anders als vorher, aber wahrscheinlich wird er sowieso wieder in seine alten Muster zurück fallen.

Mit Tom hatte ich auch nicht mehr groß geschrieben. Ich hatte ihn auch nicht wegen Jakob vorgewarnt, die beiden sollen, was auch immer es überhaupt ergeben soll, alleine ausdiskutieren. Wobei ich sowieso bezweifle, dass Jakob irgendwie an ihn rankommt. Es war wirklich zu viel Stress in letzter Zeit. Irgendwann kam ich dann auf die bescheuerte Idee, eine Runde Joggen zu gehen, in der Hoffnung, dass mich das beruhigen könnte. Ich zog mich um und joggte einfach durch irgendwelche Straßen, bog hier mal rechts ab, hier mal links. Google Maps würde mich schon wieder zurück führen können. Auf dem Weg kam ich natürlich auch an einigen Gassen vorbei und traf dort auf altbekannte Gesichter.

In einer der etwas abgelegeren Gassen sah ich einen meiner eigenen Schüler stehen. In seinen Händen hielt er fest umklammert ein kleines Tütchen. "Es war also wirklich nicht Fillers." meinte ich und ging auf das junge Mädchen zu. "Sie haben ihm das Zeug schnell zugesteckt, als die Polizisten nicht aufgepasst haben. War ja auch sehr leicht, da sie schließlich fast nebeneinander sitzen." Diese verwöhnten Schnösel kamen wirklich auf gute Ideen, wenn sie die nur im positiven Maße einsetzen würden. "Ich seh keine Beweise." meinte sie nur trocken.

"Der Junge wird von seinen Eltern enterbt, Herr Schneider kann seine Zulassung verlieren, weil er da mit reingezogen wurde und du hast noch nicht einmal die nötige Stärke, danach mit dem Zeug aufzuhören." seufzte ich. Das hat mir ja gerade noch gefehlt. "Vielleicht seid ihr ja alle der Meinung, eure Eltern könnten euch mit ihrem Geld aus sämtlichem Blödsinn frei kaufen, aber auch die werden nicht ewig zahlen. Und mit dem Zeug möchte ich wirklich nicht nachfragen, was du dir für eine Zukunft wünschst." fügte ich hinzu. "Werden sie es meinen Eltern sagen?" fragte sie plötzlich ganz kleinlaut. "Nein, mal abgesehen davon, dass sie mir nicht glauben würden, du solltest für deine eigenen Dummheiten gerade stehen können."

Ich sah mir meine Schülerin für einen kurzen Moment noch einmal an, bevor ich schließlich kopfschüttelnd den Blick ab wand und weiter lief. Natürlich muss ich Johann darüber informieren. Dadurch sollte dann auch geklärt sein, dass Jakob damit nichts zu tun hat, aber warum hatte der Junge ihn trotzdem beschuldigt? Ich sollte mir darüber keine Gedanken machen. Es war nicht mein Problem und dennoch. Es beschäftigte mich, viel mehr bereitete es mir große Sorgen. Sollte das Mädchen sich nicht selbst stellen, könnte Jakob seine Zulassung, viel mehr seine ganze Karriere vergessen.  

Bis ich mich wirklich fühlte, als würden meine Beine aufgeben rannte ich noch die Straßen entlang. Ich setzte mich danach eine Weile auf eine nahe stehende Bank, um meine Beine auszuruhen. Ich war müde, aber nicht körperlich, sondern eher emotional. Ich sah den Menschen dabei zu, wie sie an mir vorbei liefen. Es war kein wirklich schönes oder aufregendes Bild, aber es beruhigte mich. Erst als meine Schwester mich anrief bemerkte ich, wie spät es geworden war. Sie fragte, ob ich noch zum Abendessen erscheinen würde, aber ich solle sowieso noch ein paar Unterlagen aus meiner Wohnung holen.

"Jakob, du wirst nicht mit ihm in die Kiste springen!" "Ich weiß nicht, was du für Metaphern kennst, aber bei mir ist Unterlagen holen, ich hole meine Unterlagen." hatte ich darauf nur erwidert. "Und für ihn ist es ein Zeichen dafür, dass du wieder zu ihm angerannt kommst." meinte Lea völlig überzeugt. "Also soll ich auf eigentlich ziemlich wichtige Dokumente verzichten, nur um Jakob nicht auf falsche Ideen zu bringen?" fragte ich. "Wie wichtig sind sie?" seufzte nun Lea. "Ziemlich." "Pass auf, dass er dir nicht weh tut, Brüderchen. Du ziehst gerne mal die falschen an."  

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt