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"Du versuchst gar nicht erst aus der Situation rauszukommen! Ganz im Gegenteil, du suchst sogar nach Ausreden, um dich wieder in diese Situationen rein zubringen!"~Lea Jäger

Phil P.O.V

Ich war verletzt und gekränkt. Ich wusste von Anfang an, dass all das zwischen mir und Jakob einfach nur bedeutungslos für ihn war, warum fühle ich mich dann trotzdem so? Mein einziger Rückzugsort, den ich jetzt noch hatte war meine Schwester. Ich fuhr zu ihr, trat ihr und Sophia fast die Tür ein, als ich den Tränen nahe an ihrem kleinen Haus ankam. Beide konnten sich natürlich sofort schon denken, was passiert war. Ich fand mich keine zehn Minuten später auf ihrem Sofa wieder und starrte auf den ausgeschalteten Fernseher vor uns, zwei Finger vor die Lippen gepresst.

"Wieso muss sich alles in meinem Leben immer um Drama handeln?" murmelte ich. "Weil das der Lebensstil ist, den du brauchst." antwortete Lea und strich mir beruhigend über die Schulter. "Also ist das..." Meine Stimme brach mitten im Satz ab. "Also ist das meine Schuld?" versuchte ich es erneut. "Niemand trägt hier Schuld für irgendwas! Es ist nur einfach das Drama, das du brauchst, um dich wie du selbst zu fühlen. Eure Eltern sind beide konservative Vollidioten, die im 18. Jahrhundert leben, dein Bruder hat euch im Stich gelassen, damit er seine Geschlechts angleichenden OPs machen kann und dein erster Freund war sechzehn Jahre älter als du."

Ich erwiderte auf Sophias Worte nichts. Nicht, weil ich ihr nicht widersprechen konnte, sondern weil ich Angst hatte. Ich hatte Angst, dass ihre Worte stimmten und ich niemals bereit wäre, ein normales und friedliches Leben zu führen. "Du solltest für die nächsten paar Tage hierbleiben." bestimmte Lea. "Nein, das geht nicht. Mein ganzes Zeug für den Unterricht liegt noch auf meinem Schreibtisch und ich schulde Jakob noch ein Essen wegen dieser bescheuerten Wette." widersprach ich. "Sophia, lässt du uns bitte einen Augenblick alleine?" fragte Lea und sah zu ihrer Freundin. "Ja, ich werd mal einen Tee machen, der sollte uns alle ein bisschen runterbringen."

Sofort nachdem Sophia den Raum verlassen hatte holte Lea aus und verpasste mir mit aller Kraft eine Ohrfeige. "Genau das ist dein Problem! Du versuchst gar nicht erst aus der Situation rauszukommen! Ganz im Gegenteil, du suchst sogar nach Ausreden, um dich wieder in diese Situationen rein zubringen! Man Phil, ich will dir deinen Jakob nicht schlecht reden, aber solange ihr beide nicht wisst, was ihr vom anderen erwartet, dann bringt es auch nichts, wenn ihr alle paar Tage miteinander schlaft, um euch dann wieder anzuzicken!Auf was für ein Ergebnis hoffst du denn, wenn du dich die ganze Zeit in diesem Kreislauf befindest."

"Wir haben nicht miteinander geschlafen." Das war das einzig, wobei ich widersprechen konnte. "Aber irgendwas muss ja abgelaufen sein! Du bist niemand, der mal eben so jemandem die Meinung geigt." meinte Lea etwas ruhiger als vorher. "Was willst du von mir hören? Dass ich ihm einen geblasen hab, als ich zu viel getrunken habe? Dass ich getränkt war, als er mir klar gemacht  hat, dass es für ihn absolut nichts bedeutet hat? Ich will diese Worte nicht einmal denken Lea, ich will es am liebsten einfach alles vergessen! Diese Nacht, diesen Streit und überhaupt, dass ich ihm viel zu nahe gekommen bin, als dass ich mich jetzt einfach so wieder zurückziehen kann!"

Lea zuckte zusammen. Es passierte nicht oft, dass ich meine Stimme erhob, weswegen ich meine Worte auch sofort wieder bereute. "Phil, du weinst ja." murmelte Lea. Ja, ich weinte. Ich heulte mir förmlich die Augen aus und konnte meine eigenen Schluchzer nicht länger zurückhalten. Ich bin ein Idiot und ein Feigling. Sofort nahm mich Lea in den Arm. "Es wird alles gut werden." versicherte sie mir. "Wird es das wirklich?" "Natürlich wird es das! Wir finden eine Lösung, du musst das alles nicht alleine machen." 

Ich grub meine Hände förmlich in Leas Schultern. Ich suchte nicht nur nach Trost, ich suchte nach Halt. "Ich bitte Sophia die Sachen, die du brauchst zu holen und bevor du nicht bereit bist, wieder mit Jakob in der gleichen Wohnung zu sein kannst du hierbleiben. Du weißt, dass du hier so lange bleiben kannst, wie du willst Phil." meinte Lea ruhig. Meine Brust brannte. Scheiße, ich wusste doch ganz genau, was passiert! Ich wusste, wie es enden würde! Warum musste ich dann trotzdem diesen Fehler begehen? Warum musste ich genau die falschen Entscheidungen treffen? 

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt