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"Wenn du Phil glücklich machst, dann wird er dich wie einen König behandeln, aber verletzt du ihn, dann bist du für das gesamte Königreich nichts weiter als der Dorfdepp."~Sophia Wegler

Jakob P.O.V

"Also, was hast du gemacht?" Oliver war kurzerhand vorbeigekommen und hatte sich mit mir im Wohnzimmer hinter die Couch gesetzt. Wenn ich gestresst oder verwirrt war, dann brauchte ich, warum auch immer, festen Boden unter mir. "Wir haben geredet und plötzlich ist er aufgestanden und abgehauen." "Nicht was ihr beide gemacht habt, was hast du gemacht?" fragte Oli ernst. "Ich hab ihn umarmt, wir haben uns gegenseitig ein bisschen genervt." antwortete ich. "Und was hast du gesagt?" fragte Oli weiter. "Dass für mich sexuelles halt keine Bedeutung hat." Frustriert seufzend legte Oli das Gesicht in die Hände. 

"Was hast du für eine Reaktion erwartet?" meinte Oli. "Dachtest du, jemand, der dich so ansieht wie er es tut, steckt das einfach so weg?" Verwirrt sah ich ihn an. "Du merkst das wirklich selbst nicht, hm?" Oli verschränkte lächelnd die Arme vor der Brust. "Als ich ihn das erste mal mit dir gesehen habe, hab ich sofort Robin in ihm gesehen. Fürsorglich und dennoch direkt, das hat ihn sofort sympathisch gemacht. Aber vor allem sieht er dich mit dem gleichen Blick an, mit dem ich früher dich angesehen habe Jakob. Er bewundert dich." Ich konnte mich nicht einmal über Olis Worte lustig machen. 

Mir kam es vor, als hatte ich Phil noch nie richtig angesehen. Allein Oli, der ihn nur ein einziges mal gesehen hat schien ihn besser zu kennen als ich. "Natürlich ist Phil nach solchen Worten gegangen. Jakob, du hast ihm Aufmerksamkeit und Zuneigung gegeben. Du hast sie diesmal keinem Fremden gegeben, sondern jemandem, der zu dir aufsieht, der etwas für dich empfindet!" meinte Oli. "Nein, so ist es nicht. Wir sind nur Mitbewohner." murmelte ich. "Genau das ist das Problem. Während für dich alles Spaß und Spiel ist, hat Phil wahrscheinlich längst schon weiter gedacht." seufzte er.

Mitten während unserem Gespräch ging die Haustür auf. Eine Frau, wahrscheinlich so alt wie ich oder noch jünger kam irgendeine Melodie pfeifend rein. "Lasst euch nicht stören, ich hol nur ein paar Sachen." erklärte sie völlig locker und ging in Phils Zimmer. Sofort stand ich auf und ging ihr hinterher. "Du bist doch die Freundin seiner Schwester?" fragte ich. "Jep, momentan gesandt von Phil." erklärte sie, während sie ein paar Sachen von seinem Schreibtisch in ihre Tasche steckte. "Wieso?" fragte ich weiter und lehnte mich gegen die Tür. "Weil er fürs erste bei uns beiden bleibt. Ihr kommt doch sowieso nur wieder auf falsche Gedanken."

"Er hat davon erzählt?" Sie lächelte. "Nein, aber man hat es gemerkt. Phil ist wirklich niemand, der seine eigenen Gefühle gut verstecken kann, auch wenn er es oft versucht." Sie öffnete seinen Kleiderschrank und sofort kam ihr eine kleine Box entgegen. Sie fiel auf den Boden, der Deckel flog weg und Fotos verteilten sich auf dem Boden. "Genau so ordentlich wie seine Schwester!" meinte sie und fing an, die Fotos wieder aufzuheben. Ich fühlte mich bescheuert, wenn ich nur dumm rumstand, weswegen ich ihr half. Auf den Fotos war er als Kind mit seinen Geschwistern und seinen Eltern. 

"Phil ist ein guter Kerl, sonst hätte er schon längst etwas mit Tom angefangen." versicherte sie mir. "Tom?" "Einer der wenigen, die das Glück hatten, von ihm mit nachhause genommen zu werden, aber das hat ja auch nicht lange gehalten." erklärte sie. Verstehend nickte ich. "Weißt du, wo man diesen Tom finden kann?" fragte ich. "Nein, wir haben nur kurz geredet. Er ist Student, also wahrscheinlich an der örtlichen Uni. Ich kann Phil mal fragen, ob er was weiß." antwortete sie, ohne mich überhaupt zu hinterfragen. "Falls du wissen willst, ob du auf Männer stehst, ne Schwulenbar ist die bessere Option, als seinen Mitbewohner auszunutzen." 

"Ich wollte ihn nicht ausnutzen." meinte ich. "Klar, deine Hand ist nur zufällig in seine Hose gerutscht. Hör mal, ich bin kein Moralapostel und ich werde dir auch sicher nicht sagen, was du zu tun oder zu lassen hast, aber dafür kann ich dir eine Sache versprechen. Wenn du Phil glücklich machst, dann wird er dich wie einen König behandeln, aber verletzt du ihn, dann bist du für das gesamte Königreich nichts weiter als der Dorfdepp." meinte sie und nahm die Tasche , ehe sie zur Tür ging. "Und übrigens, ich muss Phil widersprechen. Ich finde dich überhaupt nicht arrogant!" grinste sie noch, bevor sie das Zimmer verließ. 

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt