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"Erst rauchen, jetzt trinken."~Phil Jäger

Phil P.O.V

Was war denn nur mit mir los? Diese Stimmungsschwankungen war ich von mir selbst absolut nicht gewöhnt. "Das Wetter ist die letzten Tage verdammt mies geworden." murmelte Jakob nach einem kurzen Blick aus dem Fenster. Es hatte die letzten Nächte immer wieder stärker geregnet doch inzwischen sah es stark nach einem heftigen Gewitter aus. Jakobs Blick wirkte plötzlich nicht mehr so fröhlich wie davor. Er schaute fast schon besorgt aus dem Fenster. "Denkst du, es wird heute Nacht Donnern?" fragte er. "Kann gut sein. Sag bloß nicht, du hast Angst vor Gewitter?" meinte ich und sah ihn fragend an.

"Gewitter an sich macht mir nichts, aber ich kann plötzliche und laute Geräusche nicht ab. Genauso wie dieses plötzliche Aufleuchten der Blitze." antwortete Jakob und verschränkte seine Arme vor der Brust. Verstehend nickte ich. "Wir können ja die Rollläden runter machen, dann wäre zumindest das Blitzproblem gelöst. Wegen dem Donner, wir können den Fernseher anmachen." schlug ich vor. Jakob brummte zustimmend und schnappte sich eines seiner unzähligen Biere aus dem Kühlschrank. "Erst rauchen, jetzt trinken." murmelte ich, bereute dies aber sofort, als Jakob fast schon gestresst seufzte. "Ja, meine Gesundheit, meine Probleme damit." meinte er und schlug den Kühlschrank leicht unsanft wieder zu. 

Um der Situation zu entfliehen ging ich ins Wohnzimmer und fing an, die Rollläden runter zu machen. Nach dem dritten Rollladen spürte ich, wie sich Jakobs Hände um meinen Bauch legten. Ich konnte seinen Herzschlag spüren, obwohl ich mit dem Rücken zu ihm gedreht war. Es pochte schnell und laut. Für einen kurzen Moment blieben wir einfach nur so stehen. Was machen wir beide hier eigentlich? Was mache ich hier? Wir sind keine Freunde, wir sind nur Mitbewohner. Mich ihm zu nähern wird mich am Ende einfach nur verletzen, aber diese simplen Berührungen sind so wohltuend. 

"Such dir schon mal einen guten Film aus, ich bin gleich fertig." bat ich und seine Hände entfernten sich langsam von mir. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie meine Seiten streiften, bevor sie wieder nach unten sanken. Lautlos seufzte ich. Nur Mitbewohner. Diese Tatsache erdrückte mich förmlich, dennoch, es war besser, mir das gleich klar zumachen. Seine Schritte entfernten sich wieder und er ging rüber zum Sofa. Abstand, ich muss wieder Abstand gewinnen, aber für diese Nacht war es wichtiger, für Jakob da zu sein. "Hast du dein Bier in der Küche vergessen?" fragte ich, als ich ebenfalls wieder zum Sofa ging. "Habs zurück gestellt."

Ich entschied mich dazu, es einfach dabei zu belassen und setzte mich, ohne ein Wort zu sagen. "Was schauen wir?" fragte ich, nachdem Jakob den Film eingelegt hatte. "Keine Ahnung, ich hab irgendwas aus dem Schrank ausgewählt." antwortete Jakob und zuckte schmunzelnd mit den Schultern. "Du musst doch wissen, welchen Film du in deinem Schrank hast." meinte ich teils verwirrt, teils belustigt. "War ja auch nicht mein Schrank." grinste Jakob. "Du hast einen meiner Filme genommen?" "Meine kenn ich ja alle schon. Ich hab einfach irgendeinen genommen und eingelegt, hab nicht einmal gelesen, was drauf stand." erklärte Jakob völlig stolz auf sich selbst. 

Ich hatte nur irgendwelche alten Komödien und Filme, die ich von meiner Mutter irgendwann mal als Geschenk bekommen hatte. Ein wirklich großer Fan vom Fernsehen war ich noch nie gewesen. Nach ewigen Intros wurde der Titel des Films eingeblendet. "Ach so, den Film hab ich nie ganz gesehen, ist irgendein Schinken aus den Achtzigern." meinte ich. "Ich hatte schon die Hoffnung, es wäre irgendein Kindervideo von dir." grinste Jakob. "Die hab ich da auch drinnen, aber frag mich nicht welche, die meisten der Filme sind einfach nur in einer weißen Hülle." schmunzelte ich. 

Der Film war nicht wirklich spannend, aber er reichte, um uns beide ein wenig abzulenken. Der Film war jedoch nicht besonders laut, weswegen es auch kein Wunder war, dass man den ersten Donner deutlich hörte. Jakob zuckte sofort zur Seite und krallte sich an meiner Kleidung fest. Ich konnte sehen, wie er stark schluckte. "Alles okay?" fragte ich besorgt. Jakob nickte schnell. "Ja, geht schon." murmelte er und setzte sich wieder auf. "Du kannst ruhig liegen bleiben, mir macht das nichts." bot ich ihm an. Es musste doch irgendwas geben, womit man ihn ablenken konnte. Jakob lächelte fast schon erleichtert und platzierte seinen Kopf auf meinem Schoss. Nachdenklich strich ich ihm durch die dunklen Haare. Wie soll das nur weitergehen?

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt