/68/

965 61 0
                                    

"Du hast Recht, es geht gegen mein Verständnis des Glaubens, mit dem wir euch drei so sorgsam aufgezogen haben."~Yannes Jäger 

Phil P.O.V

Diese gesamte Situation war wirklich beschämend. Die Leute, an denen ich gestern noch meinen Frust raus gelassen hatte, saßen mir nun gegenüber und lachten uns beide aus. "Also dass ich meinen 29-jährigen Sohn nach seinem Schäferstündchen aushelfen muss." lachte meine Mutter völlig amüsiert. Mein Vater schnaubte nur spöttisch. Beschämt fuhr ich mir mit den Finger über die Lippe, eine schlechte Angewohnheit, die ich wahrscheinlich von Vater hatte. "Das Schäferstündchen ist schon etwas länger her, eigentlich haben Sie uns nur beim Aufwachen erwischt." meinte Jakob völlig entspannt. Natürlich war der wieder die Ruhe selbst. Für eine Sekunde sah ihn mein Vater skeptisch an.

"Wieso bist du mit Phil zusammen?" fragte er schließlich in seinem Althochdeutschem Dialekt, der ihn noch strenger klingen ließ, als er sowieso überhaupt schon aussah. "Weil ihr Sohn mich glücklich macht." antwortete Jakob knapp. Ich schlug ihm gegen sein Bein und warf Jakob einen kurzen, mahnenden Blick zu. Er grinste nur frech und zwinkerte mir zu. "Wissen Sie, Ihr Sohn ist etwas ganz besonderes. Ich fühle mich bei ihm wirklich wohl und von unseren Schäferstündchen ganz abgesehen liebe ich es, Ihren Sohn unter mir zu sehen." Seine Provokative Art brachte meinen Vater zum kochen. Er ballte die Hände zu Fäusten. 

"Ein Jäger unterliegt niemals irgendwem!" knurrte er. Jakob lächelte nur zog den Kragen meines Pullis leicht zur Seite, legte somit einen dunkelroten Fleck frei, den er mir gestern Nacht noch verpasst hatte offen frei. Ich schlug seine Hand weg und rückte meinen Kragen schnell zurecht, aber mein Vater war längst aufgesprungen und beäugte uns beide mit zornigem Blick. "Yannes!" warnte meine Mutter jedoch ernst. "Auch wenn er vulgär sein sollte, er ist der, den unser Sohn nun einmal liebt. Außerdem erkenne ich dich in unserem Phil wieder. Wie nervös du immer warst, wenn meine Eltern dir mit dem Löffel drohten."

Die sonst so angespannten Gesichtszüge meiner Mutter sänftigten sich. Etwas, was ich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen habe. "Antje!" mahnte Vater und...wurde rot? Auf seine Wangen legte sich tatsächlich ein Rot-schimmer und er presste den Zeigefinger gegen die Lippen. "Es ist doch wahr! Meine Mutter hat dir immer eingebläut, kein Sex vor der Ehe und zu dem Zeitpunkt war ich schon längst mit Tat- Tyler schwanger. Wie schockiert sie waren." lachte meine Mutter amüsiert und hielt sich leicht lachend die Hand vor den Mund. Ab diesem Zeitpunkt verstand ich gar nichts mehr. "Bist du glücklich mit diesem Mann Phil?" fragte Vater nach einem kurzen Moment des Schweigens.

"Ich war noch nie zuvor in meinem Leben glücklicher Vater und auch wenn es gegen euer Glaubensverständnis geht, Jakob ist der Mann, den ich liebe. Daran werden auch irgendwelche Gebete nichts ändern können." antwortete ich, stark darauf bemüht meine eigene Stimme ruhig zu halten. Langsam nickte er. "Wenn du mit diesem Lebensstil zufrieden bist. Ich möchte nicht der Grund sein, warum meine Kinder Schmerzen erleiden müssen. Dieses Weihnachten öffnet mir die Augen. Du hast Recht, es geht gegen mein Verständnis des Glaubens, mit dem wir euch drei so sorgsam aufgezogen haben. Aber vielleicht hat Gott mir drei Kinder dieser Sorte geschickt, um mir ein Zeichen zu senden."

Naja, freundlicher wird er es wahrscheinlich nicht hinbekommen. "Dennoch würde ich euch bitten, euer homosexuelles Handeln außerhalb dieses Hauses zu lassen." fügte er schnell hinzu. "Das kann ich Ihnen leider nicht versprechen, Herr Jäger. Sie wissen mit Sicherheit selbst, wie unglaublich charmant ihr Sohn sein kann." warf Jakob breit grinsend ein, woraufhin er einen erneuten Schlag von mir kassierte. "Konzentrier du dich auf deinen Kopf!" befahl ich ihm ernst. Meine Mutter lachte nur völlig vergnügt, bevor sie aufstand und auf mich zu kam.

"Ich bin sehr froh, dass du hierher gekommen bist, mein Sohn." lächelte sie und legte ihre Hand an meine Wange. "Lass uns ein Fest voller Liebe feiern und unsere alten Streitigkeiten endlich niederlegen." Klingt ja fast schon prophetisch. Ich stand ebenfalls auf und nahm meine Mutter nach über zehn Jahren das erste Mal wieder richtig in die Arme. Mein Vater zögerte, doch schließlich stand auch er auf und legte seine Arme um uns beide. Ich spürte Jakobs Grinsen förmlich in meinem Rücken. 'Ich hab es dir doch gesagt.' Genau diese Wörter werde ich mir heute noch mindestens dreimal von ihm anhören lassen müssen, aber das kümmerte mich nicht, denn jetzt gerade war ich wirklich glücklich.

Roommates | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt