Luftnot

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Das Wasser ist hüfthoch und Alex sucht nach einem weiteren Ausgang. Sie ist nass, alles ist ekelhaft und sie will gern einfach nur nach Hause. Das Bild des Anwesens kommt in ihren Kopf. Zuhause. Sie sieht das Anwesen als ihr neues Heim. Trotz der Situation entkommt ihr ein leichtes Lächeln, ehe sie wieder ernst wird. Das Wasser ist kalt. Bedeutet für sie, dass sie hier nicht nur ertrinken, sondern auch einfach auskühlen könnte. Gefällt ihr beides überhaupt nicht. Eine Tür sticht ihr ins Auge und sie läuft drauf zu. Durch das Wasser ist ein schwierig und extrem langsam. Bis sie bei der Tür angekommen ist, welche auf der anderen Seite des Bunkers ist, geht das Wasser bis auf Brusthöhe. Die Kälte ist spürbar. Ihre Haut prickelt. Ein nasses Grab wollte sie jetzt nicht unbedingt haben. Dass ihr Handy jetzt kaputt ist, ist ihr sowas von egal! Ihr Leben ist ihr jetzt zugegebenermaßen ein klein bisschen wichtiger. 

Doch auch hier ist alles verschlossen. Kein Ziehen. Kein Rütteln, nichts hilft. Drücken ist auch nicht drin und selbst als sie sich mit beiden Beinen neben den Türrahmen stellt und nun an der Tür zieht, bewegt sie sich keinen Millimeter. Das Wasser steigt immer schneller und bald muss sie schwimmen, um Luft zu bekommen. Baskerville ist das ganze eigentlich relativ egal. Der steht unbeeindruckt am Boden. Luft braucht er an sich nicht. Panik breitet sich immer mehr aus. Sie kommt nicht aus diesem Raum raus. Alex muss sich beruhigen, um einigermaßen ruhig atmen zu können. Die Schächte. Vielleicht kommt man da durch raus? Sofort schwimmt sie zu einem der Schächte, ehe sie tief Luft holt und untertaucht. Das Wasser ist leicht trüb und brennt in ihren Augen, das kann sie aber ignorieren. Sie sieht sich um und taucht zu dem Schacht. Sieht ihn sich genauer an und rüttelt unter Wasser an dem Gitter. 

Es rührt sich nichts. Ihr Blick geht herum. Was könnte ihr vielleicht helfen? Sie kann Schrauben erkennen, hat jetzt aber durch Zufall keinen Schraubenzieher dabei. Was für eine Schande. Die junge Frau taucht wieder auf und schnappt nach Luft. Nur noch gut fünf Meter zur Decke. Nicht mehr lang und sie hat überhaupt keine Luft mehr. Sie mag zwar Sea Shantys, aber dennoch ist Wasser mehr so eine Angelegenheit die man trinken sollte. Nicht darin ERtrinken. Sie sieht sich wieder um. Matratzen schwimmen an der Oberfläche. Sollten sie sich vollgesaugt haben, sinken sie nach unten. Die Bettgestelle bleiben aber unten. Es gab noch Spinde, oder? Wo sind die? Sind die auch alle unten? Sie hat sich keinen davon angesehen. Dumme Hoffnung, aber Hoffnung. Wieder holt sie tief Luft. Taucht nach unten und schwimmt zu einem der ersten Spinde. Zum Glück kann man sie einigermaßen gut aufmachen.

Leer. Auch der nächste und übernächste Spind ist leer. Scheiße. Alex muss wieder auftauchen, weil sie einfach Luft braucht. Keuchend durchbricht sie die Wasseroberfläche. Es gibt keine anderen Wege. Alles andere scheint hermetisch abgeriegelt zu sein, ansonsten würde Wasser durch irgendwelche Ritzen dringen und den Raum nicht so schnell füllen. Wieder taucht sie unter. Entschlossen, einen beschissenen Ausweg zu finden! Wieder durchsucht sie weitere Spinde. Sie muss einen Weg hier raus finden. Sie muss es einfach! Sie kann die beiden Männer nicht allein lassen. Sie liebt sie zu sehr, als dass sie jetzt einfach so verrecken könnte. Das geht nicht. Das geht einfach nicht! Alexandra ist stur. Sie hat sich jetzt in den Kopf gesetzt nicht zu sterben, also wird sie das auch nicht. Auch bei den nächsten vier Spinden findet sie nichts und wieder muss sie auftauchen. Locker könnte sie jetzt ihren Arm ausstrecken und an die Decke fassen. 

Baskerville ist selbst ein wenig stöbern gegangen und kann den Gedankengang der blauhaarigen schon irgendwie verstehen. Er selbst sieht in den Spinden nach, die er aufmachen kann. Findet er etwas nützliches? Sind sie leer? Lange bleibt ihm nicht mehr. Er selbst sieht, wie wenig Luft zum Atmen noch übrig bleibt und wie wenig Zeit sie noch hat, wenn niemand einen Ausweg findet. Spind nach Spind wird aufgemacht, aber auch er kann nichts finden. Nichts, was irgendwie helfen könnte. Kein Werkzeug, keine Flaschen, nicht einmal eine Leiche findet er hier drin! Keine Knochen. Nicht einmal tote Ratten oder Mäuse, die man hier eigentlich erwarten würde zu finden. Die Panik der Luftnot wird aber auch auf die Männer übertragen, die sich gerade mitten in einem Kampf befinden. "Sie ertrinkt?!", ruft Anderson und Alucard verzieht das Gesicht. "Das tut sie NICHT!" Auch wenn er selbst dieses Gefühl hat, will er es sich nicht einsehen.

Die Luft einziehend, hat Alex ihren Kopf in den Nacken gelegt. Ihre Nase berührt den Stein der Decke. Ihre Ohren sind schon wieder unter Wasser. Viel Zeit hat sie nicht mehr. Tief atmet sie immer wieder ein und aus. Okay, das wird jetzt das letzte Mal sein, dass sie atmen kann. Entweder sie kommt jetzt hier raus, was sehr unwahrscheinlich ist, oder sie stirbt. Letzteres würde sie gern vermeiden, kann es aber nicht wirklich. Wieder atmet sie tief ein und taucht unter. Die anderen Spinde müssen durchsucht werden! Drei kann sie durchsuchen, ehe sie eigentlich schon aufgeben will. Nichts. Es gibt nichts, was ihr helfen könnte. Ihre Gedanken gehen zu Alucard und Anderson. Verdammte scheiße... so wollte sie nicht abtreten. In dem kalten Wasser spürt sie kaum noch ihre Finger. Von den Zehenspitzen sollte man erst gar nicht anfangen. Die nasse Kleidung zieht sie immer weiter nach unten.

Etwas an ihrem linken Unterarm lässt sie die Augen wieder öffnen. Baskerville. Erschöpft lächelt sie ihn an. Das wars dann wohl, was? Er stößt seine Schnauze gegen ihre Hand. Leicht irritiert sieht sie runter. Er hat etwas zwischen seinen Zähnen. Ihre Augen werden groß. Ein Schraubenzieher? Wo hat er ihn her?! Egal! Hoffnung keimt in ihr auf. Der Höllenhund übergibt das Werkzeug und beobachtet wie sie zu einem der Schächte schwimmt, aus denen das Wasser kommt. Was hat sie vor? Dann versteht er. Das Wasser muss irgendwo her kommen. Schlaues Menschenweib. Mit tauben Fingern hält Alex den Schraubenzieher und merkt, wie ihr die Luft aber langsam ausgeht. Sie muss sich konzentrieren. Ruhig bleiben. Keine unnötigen Bewegungen! Sie kann lange unter Wasser bleiben. Das schafft sie! Die erste Schraube von acht wird gelöst und kurz entkommt ihr der Schraubenzieher, aber sie schnappt ihn sich schnell wieder. Löst Nummer zwei.

Die drei A'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt