Legenden

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Baskerville muss zugeben, dass es ihm gut tut. Der Auslauf und auch die frische Luft. Das Gewicht auf seinem Rücken ist an sich nichts und wenn er sie nutzen kann um das Privileg zu behalten hier draußen zu bleiben, dann sollte er es nutzen, nicht wahr? Während die Schneemobile mit ihrem Gewicht teils in den Schnee einsinken, hat er als Dämon überhaupt kein Problem. An sich hinterlässt er nicht einmal Spuren im Schnee die darauf hinweisen könnten, dass er überhaupt hier entlang gelaufen ist. Der Höllenhund besitzt einiges an überschüssige Energie, welche er aber wahrscheinlich für später gebrauchen wird. Wenn überhaupt, denn immerhin hat er eine fast unendliche Ressource wenn es um Kraft geht. Er spürt, wie Alex immer wieder in sein Fell greift, welches er besitzt. Sieht zwar durch den leichten schwarzen Nebel nicht so aus, in welchem er immer gehüllt ist, aber er hat wirklich ein normales Fell. Wie jeder Hund eben.

Insgesamt gibt es in Grönland 17 Städte, 55 Dörfer und ungefähr 30 Schäfersiedlungen. Nicht alle dort lebenden Leute wurden infiziert oder überrannt. Vor allem in den kleineren Siedlungen und Dörfern gibt es kaum Vampire oder Ghule. Alexandra hält sich wirklich zurück und bleibt mit Baskerville meist am Rande des Geschehens, während sich Alucard und Anderson um das meiste kümmern. Sollten es aber zu viele für ihren Geschmack sein, greift sie ohne zu zögern ein und nutzt dabei Schrödinger als kleine Kampfmaschine. Übernachten tun sie in den Häusern und Unterkünften, die es gibt. Alucard kann ihnen zumindest ein wenig helfen, was die Sprache anbelangt. Meistens haben sie aber einfach die Angst auf ihrer Seite. Zwei große und teils furchteinflößend aussehende Männer? Eine blauhaarige Frau auf einem Höllenhund mit mehreren Augen und einem leicht nebligen Körper? Wenn das nicht für Albträume sorgt, dann ist man gut abgehärtet. 

Mit einem leichten Schmunzeln kehrt Alucard aus dem kleinen Dorf zurück. Treibstoff für die Tanks und Essen im Gepäck. "Prinzessin? Baskerville? Wusstest ihr, dass ihr zwei wohl eine Legende geworden seid?", meint er und füllt die Tanks auf. Anderson runzelt die Stirn, wirkt aber dennoch neugierig. "Jetzt spann uns nicht auf die Folter. Was meinst du mit Legende?" Der Pater verschränkt die Arme, nachdem Alucard einfach die Klappe gehalten hat. Wenn er sie schon so neugierig macht, sollte er es doch auch ausspucken, nicht wahr? Der Urvampir dreht sich leicht dramatisch zu den anderen beiden um. "Wenn eine junge Frau mit Katzenohren und Schweif auf einem Wolf des Nebels erscheint, wird das Unglück ihr Ende haben. Die Haare so blau wie das satteste blau des Meeres. Sie reitet auf einem Wolf, der keine feste Gestalt besitzt. Die roten Augen des Wolfes können direkt in die Seele blicken und herausfinden, ob man in seinem Leben gutes oder schlechtes vollbracht hat. Er besitzt so viele Augen, damit er vielen Menschen und auch Wesen gleichzeitig in die Seele blicken kann."

Alex und Baskerville sehen sich an. Sie waren nur ein paar Mal allein unterwegs. Wie kommt man gleich auf so etwas? Ja, die Männer wissen nichts davon. Sie haben geschlafen, als sie mit ihm raus ist. Aber sie hat einfach kurz Zeit für sich gebraucht und Baskerville ist mitgekommen, damit Alucard nicht austickt sollte er es herausfinden. Aber gleich eine Legende aus ihnen machen? Der schwarzhaarige sieht nun explizit zu ihr. "Weißt du, was interessant ist?" Die blauhaarige richtet sich ein wenig auf. Der Tonfall, in welchem Alucard nun spricht, verheißt nichts gutes. Den hat er nur drauf, wenn etwas passiert ist. "Nein...?", erwidert sie mit leicht gerunzelter Stirn und er lächelt. "Das interessante ist, dass meist davon gesprochen wird, dass man die Frau und ihren Wolf in der Nacht sieht. Die roten Augen stechen in der Dunkelheit des Waldes hervor, so einer der Beschreibungen." Sie schluckt und blickt auf die Seite. 

Immer näher kommt der Urvampir ihr. "Wenn sie aus dem Wald in das strahlend weiße Mondlicht treten, welches von der Schneedecke reflektiert wird, sind keine Pfotenabdrücke im Schnee zu erkennen. Man ist sich nicht sicher, ob man die beiden wirklich gesehen hat." Schuldbewusst presst sie die Lippen aufeinander. Wenn sie keinen Blickkontakt mit ihm hat, dann wird das auch nicht so schlimm! So zumindest ihre Auffassung. "Die Frau sieht meist traurig aus. Als hätte sie geweint, was als böses Omen gedeutet wird. Denn wenn man sie weinen sieht, ist in den nächsten Städten, Dörfern oder Siedlungen ein Ausbruch der Verrücktheit zu verzeichnen. Des Kannibalismus. Sieht man sie normal, so ist es ein gutes Zeichen. Eines, bei welchem man sich sicher ist, dass das Unheil bald verschwunden ist."

Innerlich verabschiedet sich Alex schon einmal von dem Recht, Baskerville als Fortbewegungsmittel benutzen zu dürfen. Schrödinger findet die ganze Situation mehr als nur angespannt. Ja, auch er war dabei und hat auf sie aufgepasst. Dennoch war er eigentlich immer im Hintergrund, um sie nicht zu stören. Denn wenn sie unterwegs war, war das eben meist eher emotional. Sie scheint sich von ihrer alten Dimension und ihrer biologischen Familie nicht wirklich trennen zu können. Alucard tritt direkt vor sie und augenblicklich zieht sie ihren Kopf ein. Presst die Augenlieder aufeinander. Die Schultern gehen hoch. Unverständnis und Verwirrung zeichnet sich auf dem Gesicht des schwarzhaarigen ab. Sofort nimmt er ihr Gesicht in seine Hände. "Hey, hey! Prinzessin! Du hast... dachtest du gerade, dass ich dich schlage?" Anderson stellt sich sofort zu den beiden und legt ihr eine Hand auf die Schulter. "Warum solltest du denken, dass er dich schlagen würde?"

Während die beiden Männer auf sie herunterstarren, fühlt sich Alex einfach nur unwohl. "E-Es tut mir leid, okay? Alucard? Mach einfach weiter. Du wolltest mich zusammenscheißen, oder?" Im Augenblick könnte nichts ferner liegen. Sanft fährt er mit seinen Daumen über ihr Gesicht. Schüttelt leicht den Kopf. "Was ist passiert? Warum solltest du von so etwas ausgehen? Ausgerechnet von mir? Ich meine... ja, ich habe dir immer mal wieder einen Klapps auf den Hinterkopf gegeben, okay. Aber-" "Ich will darüber nicht reden, okay? Es ist einfach so. Nimm es hin. Kommt jetzt der Anschiss?" Die junge Frau sieht niemandem in die Augen und verschränkt die Arme. Man muss nicht über alles reden. Jeder hat ein Thema, welches besser totgeschwiegen wird! Bei Alucard ist es die Vergewaltigung als Kind, bei Anderson die Ananas und bei ihr eben das. Seufzend sieht er ein, dass das im Moment nichts wird. Aber er wird es auf jeden Fall später noch einmal probieren. "Nein. Eher die Frage, warum du geweint hast. Was war los? Warum bist du mitten in der Nacht einfach abgehauen und wie hast du es geschafft, dass wir es nicht mitbekommen haben?"

Die drei A'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt